mahl Bericht darüber zu fordern. Dieses konnte Er um desto zuversichtlicher thun, weil Er aus Erfahrung wusste, dass seine Unterthanen nicht unterlassen würden, sich auf alle Fälle wieder an Ihn zu wenden".
Friedrichs II. Zeitgenosse und Rival war Jo- seph II. Römischer Kayser. Er war unstrei- tig ein gebohrner Herrscher, und wenn er an einem Friedrich nicht einen so aufmerksamen Beobachter, wenn er einen Granvella zum Reichs-Minister gehabt hätte; wenn er um zwei- hundert Jahre früher zur Regierung gekommen wäre, so wäre, (nicht zum Vortheil der Deut- schen Reichsstände) ein anderer Carl V. aus ihm geworden.
Ich habe es aus dem Munde des damahligen Chur-Brandenburgischen ersten Wahl-Botschaf- ters von Plotho, dass ihm der zu jener Zeit noch sehr schüchterne und misskannte Römische Kö- nig Joseph, bey der nach der Crönung im Jahr 1764. gehabten feyerlichen Audienz die Worte gesagt: Ich werde mir den König, ihren Herrn, zum Muster meiner künftigen Re- gierung vorstellen. Der Gesandte selbst hielt es, mit vielen andern, vor ein auswendig
mahl Bericht darüber zu fordern. Dieses konnte Er um desto zuversichtlicher thun, weil Er aus Erfahrung wuſste, daſs seine Unterthanen nicht unterlassen würden, sich auf alle Fälle wieder an Ihn zu wenden„.
Friedrichs II. Zeitgenosse und Rival war Jo- seph II. Römischer Kayser. Er war unstrei- tig ein gebohrner Herrscher, und wenn er an einem Friedrich nicht einen so aufmerksamen Beobachter, wenn er einen Granvella zum Reichs-Minister gehabt hätte; wenn er um zwei- hundert Jahre früher zur Regierung gekommen wäre, so wäre, (nicht zum Vortheil der Deut- schen Reichsstände) ein anderer Carl V. aus ihm geworden.
Ich habe es aus dem Munde des damahligen Chur-Brandenburgischen ersten Wahl-Botschaf- ters von Plotho, daſs ihm der zu jener Zeit noch sehr schüchterne und miſskannte Römische Kö- nig Joseph, bey der nach der Crönung im Jahr 1764. gehabten feyerlichen Audienz die Worte gesagt: Ich werde mir den König, ihren Herrn, zum Muster meiner künftigen Re- gierung vorstellen. Der Gesandte selbst hielt es, mit vielen andern, vor ein auswendig
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mahl Bericht darüber zu fordern. Dieses konnte
Er um desto zuversichtlicher thun, weil Er aus
Erfahrung wuſste, daſs seine Unterthanen nicht
unterlassen würden, sich auf alle Fälle wieder
an Ihn zu wenden„.
Friedrichs II. Zeitgenosse und Rival war Jo-
seph II. Römischer Kayser. Er war unstrei-
tig ein gebohrner Herrscher, und wenn er
an einem Friedrich nicht einen so aufmerksamen
Beobachter, wenn er einen Granvella zum
Reichs-Minister gehabt hätte; wenn er um zwei-
hundert Jahre früher zur Regierung gekommen
wäre, so wäre, (nicht zum Vortheil der Deut-
schen Reichsstände) ein anderer Carl V. aus
ihm geworden.
Ich habe es aus dem Munde des damahligen
Chur-Brandenburgischen ersten Wahl-Botschaf-
ters von Plotho, daſs ihm der zu jener Zeit noch
sehr schüchterne und miſskannte Römische Kö-
nig Joseph, bey der nach der Crönung im Jahr
1764. gehabten feyerlichen Audienz die Worte
gesagt: Ich werde mir den König, ihren
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gierung vorstellen. Der Gesandte selbst
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/51>, abgerufen am 21.11.2024.
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