sein Leben waren ihm lästig. -- Ohne Schmei- cheley darf man es behaupten: Josephs erste und stärkste Leidenschaft war, herrschen, re- gieren, arbeiten. Dieser opferte er alles übri- ge auf. Ambition hatte Joseph ebenfalls; und ein Monarch eines so mächtigen Staats muss sie haben. Zum Zorn machte ihn sein aufbrau- sendes Temperament geneigt; und dieses er- fuhren zu Zeiten seine Bedienten, die er über- haupt strenge hielt, in spätern Jahren aber reich- licher beschenkte, als ehedem".
Es wäre wohl für die Menschheit nicht wün- schenswürdig, wann viele Friedriche und Josephe auf einander folgten; ob aber das kommende Jahrhundert wieder einen ihresglei- chen hervorbringen wird, wollen wir von de- nen einerseits aufs äusserste gespannten, an- dererseits biss zum Hinsinken erschlaften Kräf- ten der geistischen Natur gedultig erwarten.
Nun zum Beschluss und Abwechslung nur noch einige allgemeine Bemerkungen: Es giebt Herrn, nach allen Nummern und Graden von Grösse, die ihre Allgewalt, Macht, und den ganzen Umfang ihrer Regenten-Rechte und
sein Leben waren ihm lästig. — Ohne Schmei- cheley darf man es behaupten: Josephs erste und stärkste Leidenschaft war, herrschen, re- gieren, arbeiten. Dieser opferte er alles übri- ge auf. Ambition hatte Joseph ebenfalls; und ein Monarch eines so mächtigen Staats muſs sie haben. Zum Zorn machte ihn sein aufbrau- sendes Temperament geneigt; und dieses er- fuhren zu Zeiten seine Bedienten, die er über- haupt strenge hielt, in spätern Jahren aber reich- licher beschenkte, als ehedem„.
Es wäre wohl für die Menschheit nicht wün- schenswürdig, wann viele Friedriche und Josephe auf einander folgten; ob aber das kommende Jahrhundert wieder einen ihresglei- chen hervorbringen wird, wollen wir von de- nen einerseits aufs äusserste gespannten, an- dererseits biſs zum Hinsinken erschlaften Kräf- ten der geistischen Natur gedultig erwarten.
Nun zum Beschluſs und Abwechslung nur noch einige allgemeine Bemerkungen: Es giebt Herrn, nach allen Nummern und Graden von Gröſse, die ihre Allgewalt, Macht, und den ganzen Umfang ihrer Regenten-Rechte und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0058"n="52"/>
sein Leben waren ihm lästig. — Ohne Schmei-<lb/>
cheley darf man es behaupten: <hirendition="#i"><hirendition="#g">Josephs</hi></hi> erste<lb/>
und stärkste Leidenschaft war, herrschen, re-<lb/>
gieren, arbeiten. Dieser opferte er alles übri-<lb/>
ge auf. Ambition hatte <hirendition="#i"><hirendition="#g">Joseph</hi></hi> ebenfalls; und<lb/>
ein Monarch eines so mächtigen Staats muſs<lb/>
sie haben. Zum Zorn machte ihn sein aufbrau-<lb/>
sendes Temperament geneigt; und dieses er-<lb/>
fuhren zu Zeiten seine Bedienten, die er über-<lb/>
haupt strenge hielt, in spätern Jahren aber reich-<lb/>
licher beschenkte, als ehedem„.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Es wäre wohl für die Menschheit nicht wün-<lb/>
schenswürdig, wann viele <hirendition="#i"><hirendition="#g">Friedriche</hi></hi> und<lb/><hirendition="#i"><hirendition="#g">Josephe</hi></hi> auf einander folgten; ob aber das<lb/>
kommende Jahrhundert wieder einen ihresglei-<lb/>
chen hervorbringen wird, wollen wir von de-<lb/>
nen einerseits aufs äusserste gespannten, an-<lb/>
dererseits biſs zum Hinsinken erschlaften Kräf-<lb/>
ten der geistischen Natur gedultig erwarten.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Nun zum Beschluſs und Abwechslung nur<lb/>
noch einige allgemeine Bemerkungen: Es giebt<lb/>
Herrn, nach allen Nummern und Graden von<lb/>
Gröſse, die ihre Allgewalt, Macht, und den<lb/>
ganzen Umfang ihrer Regenten-Rechte und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[52/0058]
sein Leben waren ihm lästig. — Ohne Schmei-
cheley darf man es behaupten: Josephs erste
und stärkste Leidenschaft war, herrschen, re-
gieren, arbeiten. Dieser opferte er alles übri-
ge auf. Ambition hatte Joseph ebenfalls; und
ein Monarch eines so mächtigen Staats muſs
sie haben. Zum Zorn machte ihn sein aufbrau-
sendes Temperament geneigt; und dieses er-
fuhren zu Zeiten seine Bedienten, die er über-
haupt strenge hielt, in spätern Jahren aber reich-
licher beschenkte, als ehedem„.
Es wäre wohl für die Menschheit nicht wün-
schenswürdig, wann viele Friedriche und
Josephe auf einander folgten; ob aber das
kommende Jahrhundert wieder einen ihresglei-
chen hervorbringen wird, wollen wir von de-
nen einerseits aufs äusserste gespannten, an-
dererseits biſs zum Hinsinken erschlaften Kräf-
ten der geistischen Natur gedultig erwarten.
Nun zum Beschluſs und Abwechslung nur
noch einige allgemeine Bemerkungen: Es giebt
Herrn, nach allen Nummern und Graden von
Gröſse, die ihre Allgewalt, Macht, und den
ganzen Umfang ihrer Regenten-Rechte und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/58>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.