überreden, zu überschmeicheln, zu überloben und zu überlisten sucht.
Die Könige und Fürsten sind, mit gewafnetem Auge betrachtet, eigentlich nur die Werkzeuge in den grossen Planen der göttlichen Vorsehung in seiner allgemeinen Welt-Regierung, und zu Erziehung, Bildung und Vervollkommnung des Menschen-Geschlechts. Wie würden die Menschen, wie man sie im Ganzen nehmen muss, allmählig ausarten, und endlich gar verwildern, wenn es lauter gute, billige, langmüthige Kö- nige und Häupter der Völker, in einer unge- trennten Erbfolge gäbe; wie viele herrliche Be- weise der Geduld, Selbst-Verläugnung und so vie- ler andern christlichen und bürgerlichen Tugenden würden andererseits unterbleiben, wenn nicht auch einmahl ein böser Fürst dazwischen zum Vor- schein käme. Wie wollte Gott ein in seinem Eigendünkel erstarktes, in seiner Eitelkeit und Lüsten begrabenes Volk, zum Besinnen und Nachdenken bringen, und aus dem Schlaf und Tau- mel der Sinnlichkeit wieder erwecken, als durch einen harten, bösen und ungerechten König, und dessen Entschliess und Unternehmungen? Wie kann ein gedrücktes, geplagtes, aus der Tie-
überreden, zu überschmeicheln, zu überloben und zu überlisten sucht.
Die Könige und Fürsten sind, mit gewafnetem Auge betrachtet, eigentlich nur die Werkzeuge in den groſsen Planen der göttlichen Vorsehung in seiner allgemeinen Welt-Regierung, und zu Erziehung, Bildung und Vervollkommnung des Menschen-Geschlechts. Wie würden die Menschen, wie man sie im Ganzen nehmen muſs, allmählig ausarten, und endlich gar verwildern, wenn es lauter gute, billige, langmüthige Kö- nige und Häupter der Völker, in einer unge- trennten Erbfolge gäbe; wie viele herrliche Be- weise der Geduld, Selbst-Verläugnung und so vie- ler andern christlichen und bürgerlichen Tugenden würden andererseits unterbleiben, wenn nicht auch einmahl ein böser Fürst dazwischen zum Vor- schein käme. Wie wollte Gott ein in seinem Eigendünkel erstarktes, in seiner Eitelkeit und Lüsten begrabenes Volk, zum Besinnen und Nachdenken bringen, und aus dem Schlaf und Tau- mel der Sinnlichkeit wieder erwecken, als durch einen harten, bösen und ungerechten König, und dessen Entschlieſs und Unternehmungen? Wie kann ein gedrücktes, geplagtes, aus der Tie-
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überreden, zu überschmeicheln, zu überloben
und zu überlisten sucht.
Die Könige und Fürsten sind, mit gewafnetem
Auge betrachtet, eigentlich nur die Werkzeuge
in den groſsen Planen der göttlichen Vorsehung
in seiner allgemeinen Welt-Regierung, und zu
Erziehung, Bildung und Vervollkommnung
des Menschen-Geschlechts. Wie würden die
Menschen, wie man sie im Ganzen nehmen muſs,
allmählig ausarten, und endlich gar verwildern,
wenn es lauter gute, billige, langmüthige Kö-
nige und Häupter der Völker, in einer unge-
trennten Erbfolge gäbe; wie viele herrliche Be-
weise der Geduld, Selbst-Verläugnung und so vie-
ler andern christlichen und bürgerlichen Tugenden
würden andererseits unterbleiben, wenn nicht
auch einmahl ein böser Fürst dazwischen zum Vor-
schein käme. Wie wollte Gott ein in seinem
Eigendünkel erstarktes, in seiner Eitelkeit und
Lüsten begrabenes Volk, zum Besinnen und
Nachdenken bringen, und aus dem Schlaf und Tau-
mel der Sinnlichkeit wieder erwecken, als durch
einen harten, bösen und ungerechten König,
und dessen Entschlieſs und Unternehmungen?
Wie kann ein gedrücktes, geplagtes, aus der Tie-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/72>, abgerufen am 21.11.2024.
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