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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Das vierte Hauptstück.
[Abbildung]
so nehme er im ersten und zweyten Viertheile anstatt der zwo Sechzehntheilno-
ten nur derselben erste, nämlich die Note (E), und im zweyten Tacte, die No-
te (D); er mache aber aus ieder eine Achttheilnote, und spiele sie also:
[Abbildung] er merke sich die Gleichheit und die Zeitlänge genau,
und schleife bey der Wiederholung die zwote Note al-
so daran, daß hierzu nicht mehrere Zeit erfordert wird,
als bey Abspielung der Achttheilnote nöthig war. Eben so muß der Lehrling
mit dem ersten und dritten Viertheile der eilften Linie, und mit dem zweyten
und vierten Viertheile der zwölften Linie in der Tabelle verfahren. Uebrigens
will ein Anfänger meinem Rathe folgen, so spiele er die Tabelle nicht allein
nach der Ordnung der Linien weg; sondern er spiele auch den ersten Tact gleich
nach einander durch alle Zeilen, alsdann den zweyten, folglich den dritten, u. s. f.
um durch die beständige Abänderung der Figuren sich im Tacte sicher zu setzen.

§. 38.

Damit aber der Schüler gleich etwas zur Uebung der vorgeschriebenen Stri-
chesregeln bey Handen habe; so will ich ein paar Beyspiele in verschiedenen Tacts-
veränderungen hersetzen, und bey den gleichen Noten den Anfang machen, die
durch viele Täcte immer nach einander fortlaufen. Eben diese laufenden Noten
sind jener Stein des Anstosses, über welchen mancher hin stolpert, der doch von
der Eigenliebe geblendet sich ganz kräftig einbildet, er wisse richtig, gleich, und
sicher fortzugehen. Mancher Violinist, der sonst nicht unartig spielet, geräth
bey dem Abspielen solcher immer fortlaufenden gleichen Noten so sehr in das Ei-
len: daß er, wenn es einige Tacte dauret, wenigst um ein Viertheil voraus-
kömmt. Man muß demnach solchem Uebel vorbiegen, und dergleichen Stücke
anfangs langsam, mit langen anhaltenden Bogenstrichen die immer auf der Geige
bleiben, nicht forttreibend, sondern zurückhaltend abspielen, und sonderheitlich
die zwo letzten von vier gleichen Noten nicht verkürzen. Gehet es auf diese Art
gut; so versucht mans etwas geschwinder. Man stößt alsdann die Noten mit
kürzern Bogenstrichen, und man übet sich nach und nach immer mehr und mehr
in der Geschwindigkeit; doch also: daß man allezeit so endet, wie man ange-
fangen hat. Hier ist das Beyspiel.

§. 39.

Das vierte Hauptſtuͤck.
[Abbildung]
ſo nehme er im erſten und zweyten Viertheile anſtatt der zwo Sechzehntheilno-
ten nur derſelben erſte, naͤmlich die Note (E), und im zweyten Tacte, die No-
te (D); er mache aber aus ieder eine Achttheilnote, und ſpiele ſie alſo:
[Abbildung] er merke ſich die Gleichheit und die Zeitlaͤnge genau,
und ſchleife bey der Wiederholung die zwote Note al-
ſo daran, daß hierzu nicht mehrere Zeit erfordert wird,
als bey Abſpielung der Achttheilnote noͤthig war. Eben ſo muß der Lehrling
mit dem erſten und dritten Viertheile der eilften Linie, und mit dem zweyten
und vierten Viertheile der zwoͤlften Linie in der Tabelle verfahren. Uebrigens
will ein Anfaͤnger meinem Rathe folgen, ſo ſpiele er die Tabelle nicht allein
nach der Ordnung der Linien weg; ſondern er ſpiele auch den erſten Tact gleich
nach einander durch alle Zeilen, alsdann den zweyten, folglich den dritten, u. ſ. f.
um durch die beſtaͤndige Abaͤnderung der Figuren ſich im Tacte ſicher zu ſetzen.

§. 38.

Damit aber der Schuͤler gleich etwas zur Uebung der vorgeſchriebenen Stri-
chesregeln bey Handen habe; ſo will ich ein paar Beyſpiele in verſchiedenen Tacts-
veraͤnderungen herſetzen, und bey den gleichen Noten den Anfang machen, die
durch viele Taͤcte immer nach einander fortlaufen. Eben dieſe laufenden Noten
ſind jener Stein des Anſtoſſes, uͤber welchen mancher hin ſtolpert, der doch von
der Eigenliebe geblendet ſich ganz kraͤftig einbildet, er wiſſe richtig, gleich, und
ſicher fortzugehen. Mancher Violiniſt, der ſonſt nicht unartig ſpielet, geraͤth
bey dem Abſpielen ſolcher immer fortlaufenden gleichen Noten ſo ſehr in das Ei-
len: daß er, wenn es einige Tacte dauret, wenigſt um ein Viertheil voraus-
koͤmmt. Man muß demnach ſolchem Uebel vorbiegen, und dergleichen Stuͤcke
anfangs langſam, mit langen anhaltenden Bogenſtrichen die immer auf der Geige
bleiben, nicht forttreibend, ſondern zuruͤckhaltend abſpielen, und ſonderheitlich
die zwo letzten von vier gleichen Noten nicht verkuͤrzen. Gehet es auf dieſe Art
gut; ſo verſucht mans etwas geſchwinder. Man ſtoͤßt alsdann die Noten mit
kuͤrzern Bogenſtrichen, und man uͤbet ſich nach und nach immer mehr und mehr
in der Geſchwindigkeit; doch alſo: daß man allezeit ſo endet, wie man ange-
fangen hat. Hier iſt das Beyſpiel.

§. 39.
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[87/0115] Das vierte Hauptſtuͤck. [Abbildung] ſo nehme er im erſten und zweyten Viertheile anſtatt der zwo Sechzehntheilno- ten nur derſelben erſte, naͤmlich die Note (E), und im zweyten Tacte, die No- te (D); er mache aber aus ieder eine Achttheilnote, und ſpiele ſie alſo: [Abbildung] er merke ſich die Gleichheit und die Zeitlaͤnge genau, und ſchleife bey der Wiederholung die zwote Note al- ſo daran, daß hierzu nicht mehrere Zeit erfordert wird, als bey Abſpielung der Achttheilnote noͤthig war. Eben ſo muß der Lehrling mit dem erſten und dritten Viertheile der eilften Linie, und mit dem zweyten und vierten Viertheile der zwoͤlften Linie in der Tabelle verfahren. Uebrigens will ein Anfaͤnger meinem Rathe folgen, ſo ſpiele er die Tabelle nicht allein nach der Ordnung der Linien weg; ſondern er ſpiele auch den erſten Tact gleich nach einander durch alle Zeilen, alsdann den zweyten, folglich den dritten, u. ſ. f. um durch die beſtaͤndige Abaͤnderung der Figuren ſich im Tacte ſicher zu ſetzen. §. 38. Damit aber der Schuͤler gleich etwas zur Uebung der vorgeſchriebenen Stri- chesregeln bey Handen habe; ſo will ich ein paar Beyſpiele in verſchiedenen Tacts- veraͤnderungen herſetzen, und bey den gleichen Noten den Anfang machen, die durch viele Taͤcte immer nach einander fortlaufen. Eben dieſe laufenden Noten ſind jener Stein des Anſtoſſes, uͤber welchen mancher hin ſtolpert, der doch von der Eigenliebe geblendet ſich ganz kraͤftig einbildet, er wiſſe richtig, gleich, und ſicher fortzugehen. Mancher Violiniſt, der ſonſt nicht unartig ſpielet, geraͤth bey dem Abſpielen ſolcher immer fortlaufenden gleichen Noten ſo ſehr in das Ei- len: daß er, wenn es einige Tacte dauret, wenigſt um ein Viertheil voraus- koͤmmt. Man muß demnach ſolchem Uebel vorbiegen, und dergleichen Stuͤcke anfangs langſam, mit langen anhaltenden Bogenſtrichen die immer auf der Geige bleiben, nicht forttreibend, ſondern zuruͤckhaltend abſpielen, und ſonderheitlich die zwo letzten von vier gleichen Noten nicht verkuͤrzen. Gehet es auf dieſe Art gut; ſo verſucht mans etwas geſchwinder. Man ſtoͤßt alsdann die Noten mit kuͤrzern Bogenſtrichen, und man uͤbet ſich nach und nach immer mehr und mehr in der Geſchwindigkeit; doch alſo: daß man allezeit ſo endet, wie man ange- fangen hat. Hier iſt das Beyſpiel. §. 39.

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/115>, abgerufen am 21.11.2024.