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Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

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Der Einleitung zweyter Abschnitt.
tragen haben. Man hat es nach der Hand gewagt immer etwas beyzusetzen,
und endlich ist sie nach und nach zu einer so schönen Gestalt gekommen, in wel-
cher man sie heut zu Tage bewunderet. Unter den ältesten Schriftstellern sind
die, welche vorhin vom Boetius, in letztern Zeiten aber jene, welche von dem
Maibom aus dem Griechischen ins Lateinische sind übersetzet worden. (ll) Dem
ist Wallis gefolget, welcher zu Oxfort in Engelland im Jahre 1699. die übri-
gen griechischen Schriftsteller gleichfalls griechisch und lateinisch herausgegeben
hat. Glarean, Zarlin, Bontemps, Zacconi, Galilei, Gaffur, Be-
rard, Donius, Bonnet, Tevo, Kircher, Froschius, Artusi, Kepler,
Vogt, Neidhardt, Euler, Scheibe, Prinz, Werkmeister, Fux, Mat-
theson, Mizler, Spies, Marpurg, Quantz,
und andere mehr, die ich
oder nicht kenne, oder die mir itzt nicht gleich beyfallen, sind lauter Männer,
die sich durch ihre Schriften um die Musik bey der gelehrten Welt ungemein ver-
dient gemacht haben. Es sind aber lauter theoretische Schriften. Wer practische
Schriftsteller sucht, kann derer viele hundert finden, wenn er sich nur in den Wör-
terbüchern Brossards und Walthers umsieht. Der erste hat sein Buch fran-
zösisch, der andere deutsch geschrieben: und beede haben sich damit Ehre gemacht.

§. 6.

Nun will ich mit meiner Untersuchung fortfahren, und inzwischen den
Merkur vor den Erfinder der Seyteninstrumente angeben; bis gleichwohl ein
anderer ein mehreres Recht dazu erweiset. Es kommen die alten und neuen
Schriften völlig übereins, daß, nachdem einsmals der über seine Gränzen aus-
getrettene Nilfluß ganz Egypten überschwemmet hatte, endlich aber in sein La-
ger wieder zurücke geflossen war, Merkur unter den ausgeschwemmten und auf
den Wiesen und Feldern zurück gebliebenen Thieren eine Schildkrote gefunden
habe, in deren Schale nichts mehr, als die ausgetrockneten Nerven oder Spann-
adern noch übrig waren. Diese, da sie bey deren Berührung, nach der Ver-
schiedenheit ihrer Länge und Dicke, auch verschiedene Töne von sich gaben, sollen
den Merkur zur Erfindung eines dergleichen Jnstruments veranlasset haben.

Und
(ll) Marcus Meibomius hat den Aristoxenum, Euclidem, Nicomachum, Alypi-
um, Gaudentium, Bachium, Aristidem Quintilianum
und das 9te Buch
Martiani Capellae griechisch und lateinisch zu Amsterdam Anno 1652. in
Quart heraus gegeben.
Mozarts Violinschule. C

Der Einleitung zweyter Abſchnitt.
tragen haben. Man hat es nach der Hand gewagt immer etwas beyzuſetzen,
und endlich iſt ſie nach und nach zu einer ſo ſchoͤnen Geſtalt gekommen, in wel-
cher man ſie heut zu Tage bewunderet. Unter den aͤlteſten Schriftſtellern ſind
die, welche vorhin vom Boetius, in letztern Zeiten aber jene, welche von dem
Maibom aus dem Griechiſchen ins Lateiniſche ſind uͤberſetzet worden. (ll) Dem
iſt Wallis gefolget, welcher zu Oxfort in Engelland im Jahre 1699. die uͤbri-
gen griechiſchen Schriftſteller gleichfalls griechiſch und lateiniſch herausgegeben
hat. Glarean, Zarlin, Bontemps, Zacconi, Galilei, Gaffur, Be-
rard, Donius, Bonnet, Tevo, Kircher, Froſchius, Artuſi, Kepler,
Vogt, Neidhardt, Euler, Scheibe, Prinz, Werkmeiſter, Fux, Mat-
theſon, Mizler, Spies, Marpurg, Quantz,
und andere mehr, die ich
oder nicht kenne, oder die mir itzt nicht gleich beyfallen, ſind lauter Maͤnner,
die ſich durch ihre Schriften um die Muſik bey der gelehrten Welt ungemein ver-
dient gemacht haben. Es ſind aber lauter theoretiſche Schriften. Wer practiſche
Schriftſteller ſucht, kann derer viele hundert finden, wenn er ſich nur in den Woͤr-
terbuͤchern Broſſards und Walthers umſieht. Der erſte hat ſein Buch fran-
zoͤſiſch, der andere deutſch geſchrieben: und beede haben ſich damit Ehre gemacht.

§. 6.

Nun will ich mit meiner Unterſuchung fortfahren, und inzwiſchen den
Merkur vor den Erfinder der Seyteninſtrumente angeben; bis gleichwohl ein
anderer ein mehreres Recht dazu erweiſet. Es kommen die alten und neuen
Schriften voͤllig uͤbereins, daß, nachdem einsmals der uͤber ſeine Graͤnzen aus-
getrettene Nilfluß ganz Egypten uͤberſchwemmet hatte, endlich aber in ſein La-
ger wieder zuruͤcke gefloſſen war, Merkur unter den ausgeſchwemmten und auf
den Wieſen und Feldern zuruͤck gebliebenen Thieren eine Schildkrote gefunden
habe, in deren Schale nichts mehr, als die ausgetrockneten Nerven oder Spann-
adern noch uͤbrig waren. Dieſe, da ſie bey deren Beruͤhrung, nach der Ver-
ſchiedenheit ihrer Laͤnge und Dicke, auch verſchiedene Toͤne von ſich gaben, ſollen
den Merkur zur Erfindung eines dergleichen Jnſtruments veranlaſſet haben.

Und
(ll) Marcus Meibomius hat den Ariſtoxenum, Euclidem, Nicomachum, Alypi-
um, Gaudentium, Bachium, Ariſtidem Quintilianum
und das 9te Buch
Martiani Capellæ griechiſch und lateiniſch zu Amſterdam Anno 1652. in
Quart heraus gegeben.
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[17/0039] Der Einleitung zweyter Abſchnitt. tragen haben. Man hat es nach der Hand gewagt immer etwas beyzuſetzen, und endlich iſt ſie nach und nach zu einer ſo ſchoͤnen Geſtalt gekommen, in wel- cher man ſie heut zu Tage bewunderet. Unter den aͤlteſten Schriftſtellern ſind die, welche vorhin vom Boetius, in letztern Zeiten aber jene, welche von dem Maibom aus dem Griechiſchen ins Lateiniſche ſind uͤberſetzet worden. (ll) Dem iſt Wallis gefolget, welcher zu Oxfort in Engelland im Jahre 1699. die uͤbri- gen griechiſchen Schriftſteller gleichfalls griechiſch und lateiniſch herausgegeben hat. Glarean, Zarlin, Bontemps, Zacconi, Galilei, Gaffur, Be- rard, Donius, Bonnet, Tevo, Kircher, Froſchius, Artuſi, Kepler, Vogt, Neidhardt, Euler, Scheibe, Prinz, Werkmeiſter, Fux, Mat- theſon, Mizler, Spies, Marpurg, Quantz, und andere mehr, die ich oder nicht kenne, oder die mir itzt nicht gleich beyfallen, ſind lauter Maͤnner, die ſich durch ihre Schriften um die Muſik bey der gelehrten Welt ungemein ver- dient gemacht haben. Es ſind aber lauter theoretiſche Schriften. Wer practiſche Schriftſteller ſucht, kann derer viele hundert finden, wenn er ſich nur in den Woͤr- terbuͤchern Broſſards und Walthers umſieht. Der erſte hat ſein Buch fran- zoͤſiſch, der andere deutſch geſchrieben: und beede haben ſich damit Ehre gemacht. §. 6. Nun will ich mit meiner Unterſuchung fortfahren, und inzwiſchen den Merkur vor den Erfinder der Seyteninſtrumente angeben; bis gleichwohl ein anderer ein mehreres Recht dazu erweiſet. Es kommen die alten und neuen Schriften voͤllig uͤbereins, daß, nachdem einsmals der uͤber ſeine Graͤnzen aus- getrettene Nilfluß ganz Egypten uͤberſchwemmet hatte, endlich aber in ſein La- ger wieder zuruͤcke gefloſſen war, Merkur unter den ausgeſchwemmten und auf den Wieſen und Feldern zuruͤck gebliebenen Thieren eine Schildkrote gefunden habe, in deren Schale nichts mehr, als die ausgetrockneten Nerven oder Spann- adern noch uͤbrig waren. Dieſe, da ſie bey deren Beruͤhrung, nach der Ver- ſchiedenheit ihrer Laͤnge und Dicke, auch verſchiedene Toͤne von ſich gaben, ſollen den Merkur zur Erfindung eines dergleichen Jnſtruments veranlaſſet haben. Und (ll) Marcus Meibomius hat den Ariſtoxenum, Euclidem, Nicomachum, Alypi- um, Gaudentium, Bachium, Ariſtidem Quintilianum und das 9te Buch Martiani Capellæ griechiſch und lateiniſch zu Amſterdam Anno 1652. in Quart heraus gegeben. Mozarts Violinſchule. C

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Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/39>, abgerufen am 21.11.2024.