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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wenn sein stattlicher Schwiegersohn kam. Im Hause wurde fleißig genäht, und große glänzend beschlagene Kisten von braungefärbtem und mit Blumenguirlanden bemaltem Holz standen in Reihen auf der Diele. Sie enthielten den Leinen- und Bettenschatz, Kleider und Schmuck, welchen Hvaland's Tochter ihrem Ehegemahl zubrachte. Daß für sein Haus nicht weiter gesorgt werde, hatte Stureson dringend gebeten.

Ich denke, hatte er gesagt, indem er Mary lächelnd umarmte und küßte, sie ist von bescheidenem Sinne und wird mit meiner einfachen Häuslichkeit zufrieden sein. Ich selbst will nichts, als sie allein, und wäre es nicht eine alte Sitte, urehrwürdig aus der Vorväter Zeit, daß jede Braut in den großen bunten Kasten, mit Messing beschlagen, ihr Hochzeitsgut in die Ehe bringt, so würde ich es gänzlich ausschlagen.

Der kluge Landrichter hatte gut reden. Er wußte genau, welche Ehrensache es für Braut und Eltern ist, die größten und meisten Kisten vollgefüllt mit Stoffen und Betten in das Haus des Mannes mitzunehmen.

Wenn aber Hvaland auch geizig war, so war er es doch gewiß nicht, wo es darauf ankam, sich als ein Matador im Land zu beweisen.

Mary's Großmutter und Mutter hatten für sie schon ganze Berge feiner Wäsche sammt Tischzeug und Leinen gesammelt, und keine Bergenfahrt hatte Hvaland gemacht, wo er nicht ein Stück holländisch

wenn sein stattlicher Schwiegersohn kam. Im Hause wurde fleißig genäht, und große glänzend beschlagene Kisten von braungefärbtem und mit Blumenguirlanden bemaltem Holz standen in Reihen auf der Diele. Sie enthielten den Leinen- und Bettenschatz, Kleider und Schmuck, welchen Hvaland's Tochter ihrem Ehegemahl zubrachte. Daß für sein Haus nicht weiter gesorgt werde, hatte Stureson dringend gebeten.

Ich denke, hatte er gesagt, indem er Mary lächelnd umarmte und küßte, sie ist von bescheidenem Sinne und wird mit meiner einfachen Häuslichkeit zufrieden sein. Ich selbst will nichts, als sie allein, und wäre es nicht eine alte Sitte, urehrwürdig aus der Vorväter Zeit, daß jede Braut in den großen bunten Kasten, mit Messing beschlagen, ihr Hochzeitsgut in die Ehe bringt, so würde ich es gänzlich ausschlagen.

Der kluge Landrichter hatte gut reden. Er wußte genau, welche Ehrensache es für Braut und Eltern ist, die größten und meisten Kisten vollgefüllt mit Stoffen und Betten in das Haus des Mannes mitzunehmen.

Wenn aber Hvaland auch geizig war, so war er es doch gewiß nicht, wo es darauf ankam, sich als ein Matador im Land zu beweisen.

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[0116] wenn sein stattlicher Schwiegersohn kam. Im Hause wurde fleißig genäht, und große glänzend beschlagene Kisten von braungefärbtem und mit Blumenguirlanden bemaltem Holz standen in Reihen auf der Diele. Sie enthielten den Leinen- und Bettenschatz, Kleider und Schmuck, welchen Hvaland's Tochter ihrem Ehegemahl zubrachte. Daß für sein Haus nicht weiter gesorgt werde, hatte Stureson dringend gebeten. Ich denke, hatte er gesagt, indem er Mary lächelnd umarmte und küßte, sie ist von bescheidenem Sinne und wird mit meiner einfachen Häuslichkeit zufrieden sein. Ich selbst will nichts, als sie allein, und wäre es nicht eine alte Sitte, urehrwürdig aus der Vorväter Zeit, daß jede Braut in den großen bunten Kasten, mit Messing beschlagen, ihr Hochzeitsgut in die Ehe bringt, so würde ich es gänzlich ausschlagen. Der kluge Landrichter hatte gut reden. Er wußte genau, welche Ehrensache es für Braut und Eltern ist, die größten und meisten Kisten vollgefüllt mit Stoffen und Betten in das Haus des Mannes mitzunehmen. Wenn aber Hvaland auch geizig war, so war er es doch gewiß nicht, wo es darauf ankam, sich als ein Matador im Land zu beweisen. Mary's Großmutter und Mutter hatten für sie schon ganze Berge feiner Wäsche sammt Tischzeug und Leinen gesammelt, und keine Bergenfahrt hatte Hvaland gemacht, wo er nicht ein Stück holländisch

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/116>, abgerufen am 23.05.2024.