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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und nebenher zu jagen und zu fischen, an solchen Orten, wo reißende Srömungen das Zufrieren hindern. -- In der Gamme, die mit Pelzen dicht ausgelegt ist, und wo das Feuer stets brennt, fühlt man keine Kälte; leicht vergehen dort die Tage unter Arbeit mannichfacher Art, unter Gebet, Belehrung und mancher Freude. Denn das ist ein Vorzug, welchen Gott diesen armen Kindern gegeben hat: sie sind heiteren Gemüths, geneigt zum Scherz und aufgeweckten Geistes.

Der Landrichter konnte sich des lauten Lachens nicht enthalten. Sie sind ein wackerer Freund Ihrer Freunde, rief er. Man könnte Lust bekommen, das idyllische Dasein in der Gamme zu versuchen.

Und wäre es denn ein übergroßes Opfer für den, der Ruhe, Frieden und einfaches Naturleben sucht und sich damit begnügt? antwortete Stockfleth. Es giebt in diesen öden Gebirgen versteckte Thäler, die selbst im Winter grün sind; wo Quellen fließen, welche den Schnee schmelzen, und deren geschützte Lage sie so mild macht, daß man glauben möchte, Gottes segnende Hand liege sichtlich darauf. Freilich, man kann dort nicht zwischen Tapetenwänden wohnen, fügte er mild lächelnd hinzu, nicht die langen Nächte über Toddy trinken und Karten spielen; aber was sind denn alle diese Herrlichkeiten unserer reichen Herren gegen andere Herrlichkeiten in der Welt? -- Würden Sie selbst, Herr Stureson, nicht gern diese schwarzen Felsenküsten verlassen, Ihr schön geputztes Haus am Malanger

und nebenher zu jagen und zu fischen, an solchen Orten, wo reißende Srömungen das Zufrieren hindern. — In der Gamme, die mit Pelzen dicht ausgelegt ist, und wo das Feuer stets brennt, fühlt man keine Kälte; leicht vergehen dort die Tage unter Arbeit mannichfacher Art, unter Gebet, Belehrung und mancher Freude. Denn das ist ein Vorzug, welchen Gott diesen armen Kindern gegeben hat: sie sind heiteren Gemüths, geneigt zum Scherz und aufgeweckten Geistes.

Der Landrichter konnte sich des lauten Lachens nicht enthalten. Sie sind ein wackerer Freund Ihrer Freunde, rief er. Man könnte Lust bekommen, das idyllische Dasein in der Gamme zu versuchen.

Und wäre es denn ein übergroßes Opfer für den, der Ruhe, Frieden und einfaches Naturleben sucht und sich damit begnügt? antwortete Stockfleth. Es giebt in diesen öden Gebirgen versteckte Thäler, die selbst im Winter grün sind; wo Quellen fließen, welche den Schnee schmelzen, und deren geschützte Lage sie so mild macht, daß man glauben möchte, Gottes segnende Hand liege sichtlich darauf. Freilich, man kann dort nicht zwischen Tapetenwänden wohnen, fügte er mild lächelnd hinzu, nicht die langen Nächte über Toddy trinken und Karten spielen; aber was sind denn alle diese Herrlichkeiten unserer reichen Herren gegen andere Herrlichkeiten in der Welt? — Würden Sie selbst, Herr Stureson, nicht gern diese schwarzen Felsenküsten verlassen, Ihr schön geputztes Haus am Malanger

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/127>, abgerufen am 18.05.2024.