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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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aber nimmermehr zu gedeihlicher Entwicklung gelangen.

Ja, das sagt man, antwortete der Missionär in seiner sanften Weise. So steht es in Büchern und Schriften, die oft schon ihren Spott auch über mich ausgegossen haben, und so sprechen die klugen Leute hier im Lande, welche verdammen, was ihnen nicht gefällt. Aber Gott hat allen seinen Geschöpfen Leben gegeben, um seinem Bilde ähnlich zu werden, und Gottes Wesen ist die Liebe und Gerechtigkeit. Sie kennen die Menschen noch nicht, über welche Sie Ihr Urtheil fällen, Herr Stureson; Sie werden sie kennen lernen und finden, daß Vieles für ihre Rettung und Erhebung geschehen kann, was nicht mit dem Namen "philanthropische Schwärmerei" belegt werden darf. -- Er lächelte still vor sich hin und fuhr dann fort: Ich bin ein armer schwacher Diener des Herrn, der unter ihnen auf und ab wandelt, um sie zu belehren, daß Gottes Auge über Jedem wacht, und den Trost dieser Lehre in öde und verwilderte Herzen zu werfen. Ich entdecke dabei Manches, was Anderen verborgen bleibt, und betheure Ihnen, ich weiß nichts von ihrer Falschheit, ihrer Raubsucht, ihrer Tücke, obwohl ich unbewaffnet und allein in die wilden Wüsten dringe. Das macht, weil sie wissen, daß ich ihr Freund bin, ihnen Gutes thue, so viel ich kann, und sie schütze, so viel ich es vermag.

Nu, rief der Kaufmann dazwischen, bei alledem

aber nimmermehr zu gedeihlicher Entwicklung gelangen.

Ja, das sagt man, antwortete der Missionär in seiner sanften Weise. So steht es in Büchern und Schriften, die oft schon ihren Spott auch über mich ausgegossen haben, und so sprechen die klugen Leute hier im Lande, welche verdammen, was ihnen nicht gefällt. Aber Gott hat allen seinen Geschöpfen Leben gegeben, um seinem Bilde ähnlich zu werden, und Gottes Wesen ist die Liebe und Gerechtigkeit. Sie kennen die Menschen noch nicht, über welche Sie Ihr Urtheil fällen, Herr Stureson; Sie werden sie kennen lernen und finden, daß Vieles für ihre Rettung und Erhebung geschehen kann, was nicht mit dem Namen „philanthropische Schwärmerei“ belegt werden darf. — Er lächelte still vor sich hin und fuhr dann fort: Ich bin ein armer schwacher Diener des Herrn, der unter ihnen auf und ab wandelt, um sie zu belehren, daß Gottes Auge über Jedem wacht, und den Trost dieser Lehre in öde und verwilderte Herzen zu werfen. Ich entdecke dabei Manches, was Anderen verborgen bleibt, und betheure Ihnen, ich weiß nichts von ihrer Falschheit, ihrer Raubsucht, ihrer Tücke, obwohl ich unbewaffnet und allein in die wilden Wüsten dringe. Das macht, weil sie wissen, daß ich ihr Freund bin, ihnen Gutes thue, so viel ich kann, und sie schütze, so viel ich es vermag.

Nu, rief der Kaufmann dazwischen, bei alledem

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[0032] aber nimmermehr zu gedeihlicher Entwicklung gelangen. Ja, das sagt man, antwortete der Missionär in seiner sanften Weise. So steht es in Büchern und Schriften, die oft schon ihren Spott auch über mich ausgegossen haben, und so sprechen die klugen Leute hier im Lande, welche verdammen, was ihnen nicht gefällt. Aber Gott hat allen seinen Geschöpfen Leben gegeben, um seinem Bilde ähnlich zu werden, und Gottes Wesen ist die Liebe und Gerechtigkeit. Sie kennen die Menschen noch nicht, über welche Sie Ihr Urtheil fällen, Herr Stureson; Sie werden sie kennen lernen und finden, daß Vieles für ihre Rettung und Erhebung geschehen kann, was nicht mit dem Namen „philanthropische Schwärmerei“ belegt werden darf. — Er lächelte still vor sich hin und fuhr dann fort: Ich bin ein armer schwacher Diener des Herrn, der unter ihnen auf und ab wandelt, um sie zu belehren, daß Gottes Auge über Jedem wacht, und den Trost dieser Lehre in öde und verwilderte Herzen zu werfen. Ich entdecke dabei Manches, was Anderen verborgen bleibt, und betheure Ihnen, ich weiß nichts von ihrer Falschheit, ihrer Raubsucht, ihrer Tücke, obwohl ich unbewaffnet und allein in die wilden Wüsten dringe. Das macht, weil sie wissen, daß ich ihr Freund bin, ihnen Gutes thue, so viel ich kann, und sie schütze, so viel ich es vermag. Nu, rief der Kaufmann dazwischen, bei alledem

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/32>, abgerufen am 09.11.2024.