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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Er folgte mit seinen Blicken den Augen des jungen Mädchens, die nach Olaf's Haus hinabschaute, und sah dort die Thür sich öffnen, aus welcher zwei Männer, begleitet von einem gelben zottigen Hunde, heraustraten. Es waren unzweifelhaft Lappen, denn ihre Hemden und Gürtel, ihre Mützen und Fußbekleidung waren ganz nach lappischer Art und Schnitt. Sie gingen rasch durch das Gehege, stiegen an den Felsen hinauf und kamen ziemlich nahe an der Spitze vorüber, wo die Beiden beobachtend saßen. Plötzlich stand der gelbe Hund still, streckte seine Nase in die Luft und stieß ein kurzes, scharfes Gebell aus. Die beiden Männer blickten scheu zurück, und durch das Strauchwerk der Birken, welche die Wand umwucherten, konnte Stureson ihre Gesichter erkennen.

Häßliche, abscheuliche Teufel! flüsterte er lachend. Gelbflatterndes Haar um diese kleinen rothen Augen, weite Mäuler und platte Nasen. Ja, gegen diese schmutzigen, verdammten Seelen ist der Bursche, der da unten wohnt, allerdings ein Wunder von Schönheit und sicherlich auch ein Muster an Weisheit. Aber was hat er mit Diesen da zu thun, und wo sind sie geblieben? Sie haben uns nicht bemerken können.

Mein Vater sagt, ein Lappe sieht Alles und hört noch mehr, erwiderte Mary. Der einzige Laut ihres Hundes hat hingereicht, sie wissen zu lassen, daß wir hier sind, wahrscheinlich aber wußten sie es schon früher; denn ehe das Thier anschlug, änderten sie die

Er folgte mit seinen Blicken den Augen des jungen Mädchens, die nach Olaf's Haus hinabschaute, und sah dort die Thür sich öffnen, aus welcher zwei Männer, begleitet von einem gelben zottigen Hunde, heraustraten. Es waren unzweifelhaft Lappen, denn ihre Hemden und Gürtel, ihre Mützen und Fußbekleidung waren ganz nach lappischer Art und Schnitt. Sie gingen rasch durch das Gehege, stiegen an den Felsen hinauf und kamen ziemlich nahe an der Spitze vorüber, wo die Beiden beobachtend saßen. Plötzlich stand der gelbe Hund still, streckte seine Nase in die Luft und stieß ein kurzes, scharfes Gebell aus. Die beiden Männer blickten scheu zurück, und durch das Strauchwerk der Birken, welche die Wand umwucherten, konnte Stureson ihre Gesichter erkennen.

Häßliche, abscheuliche Teufel! flüsterte er lachend. Gelbflatterndes Haar um diese kleinen rothen Augen, weite Mäuler und platte Nasen. Ja, gegen diese schmutzigen, verdammten Seelen ist der Bursche, der da unten wohnt, allerdings ein Wunder von Schönheit und sicherlich auch ein Muster an Weisheit. Aber was hat er mit Diesen da zu thun, und wo sind sie geblieben? Sie haben uns nicht bemerken können.

Mein Vater sagt, ein Lappe sieht Alles und hört noch mehr, erwiderte Mary. Der einzige Laut ihres Hundes hat hingereicht, sie wissen zu lassen, daß wir hier sind, wahrscheinlich aber wußten sie es schon früher; denn ehe das Thier anschlug, änderten sie die

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[0056] Er folgte mit seinen Blicken den Augen des jungen Mädchens, die nach Olaf's Haus hinabschaute, und sah dort die Thür sich öffnen, aus welcher zwei Männer, begleitet von einem gelben zottigen Hunde, heraustraten. Es waren unzweifelhaft Lappen, denn ihre Hemden und Gürtel, ihre Mützen und Fußbekleidung waren ganz nach lappischer Art und Schnitt. Sie gingen rasch durch das Gehege, stiegen an den Felsen hinauf und kamen ziemlich nahe an der Spitze vorüber, wo die Beiden beobachtend saßen. Plötzlich stand der gelbe Hund still, streckte seine Nase in die Luft und stieß ein kurzes, scharfes Gebell aus. Die beiden Männer blickten scheu zurück, und durch das Strauchwerk der Birken, welche die Wand umwucherten, konnte Stureson ihre Gesichter erkennen. Häßliche, abscheuliche Teufel! flüsterte er lachend. Gelbflatterndes Haar um diese kleinen rothen Augen, weite Mäuler und platte Nasen. Ja, gegen diese schmutzigen, verdammten Seelen ist der Bursche, der da unten wohnt, allerdings ein Wunder von Schönheit und sicherlich auch ein Muster an Weisheit. Aber was hat er mit Diesen da zu thun, und wo sind sie geblieben? Sie haben uns nicht bemerken können. Mein Vater sagt, ein Lappe sieht Alles und hört noch mehr, erwiderte Mary. Der einzige Laut ihres Hundes hat hingereicht, sie wissen zu lassen, daß wir hier sind, wahrscheinlich aber wußten sie es schon früher; denn ehe das Thier anschlug, änderten sie die

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/56>, abgerufen am 24.05.2024.