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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ich halte sie, und was Ihr wollt, dagegen, erwiderte Stureson.

Schieß, Olaf! schrie der Kaufmann, und triff, mein Junge. Will dir geben, was du fordern kannst.

Olaf nahm die Büchse mit einer raschen Bewegung auf. Hoch über der Bucht zog eine der großen grauen Möven ihre weiten Kreise. Er drückte Kopf und Hals dicht zusammen und klemmte zwischen beide den ungeschlachten kurzen Schaft seines Feuerrohres ein. Nach einem Augenblick ohne Zielen und Besinnen donnerte der Schuß, und kopfüber stürzte der Vogel aus der Luft ins Meer.

Gewonnen, Landrichter, gewonnen! lachte der Kaufmann in die Hände schlagend, und mit Lust nahm er die drei neuen Speziesthaler in Empfang, welche Stureson aus seiner Börse zog.

Eine Minute lang schien Hvaland zu überlegen, ob er dem Schulmeister nicht eine Theilung anbieten sollte. Er hielt den einen Thaler zwischen seinen Fingern fest, aber diese Anwandlung von Großmuth wich schnell der besseren Ueberzeugung, daß das Geld dem unverständigen Burschen doch nichts nützen werde.

Mit seinem freundlichsten Grinsen klopfte er auf Olaf's Schulter im Gönnertone: Hast einen Meisterschuß gemacht, Olaf Holmböe, und wenn du morgen in meinen Kram kömmst, sollst Pulver und Blei dafür mit nach Haus nehmen.

Damit war die Angelegenheit abgethan, und

Ich halte sie, und was Ihr wollt, dagegen, erwiderte Stureson.

Schieß, Olaf! schrie der Kaufmann, und triff, mein Junge. Will dir geben, was du fordern kannst.

Olaf nahm die Büchse mit einer raschen Bewegung auf. Hoch über der Bucht zog eine der großen grauen Möven ihre weiten Kreise. Er drückte Kopf und Hals dicht zusammen und klemmte zwischen beide den ungeschlachten kurzen Schaft seines Feuerrohres ein. Nach einem Augenblick ohne Zielen und Besinnen donnerte der Schuß, und kopfüber stürzte der Vogel aus der Luft ins Meer.

Gewonnen, Landrichter, gewonnen! lachte der Kaufmann in die Hände schlagend, und mit Lust nahm er die drei neuen Speziesthaler in Empfang, welche Stureson aus seiner Börse zog.

Eine Minute lang schien Hvaland zu überlegen, ob er dem Schulmeister nicht eine Theilung anbieten sollte. Er hielt den einen Thaler zwischen seinen Fingern fest, aber diese Anwandlung von Großmuth wich schnell der besseren Ueberzeugung, daß das Geld dem unverständigen Burschen doch nichts nützen werde.

Mit seinem freundlichsten Grinsen klopfte er auf Olaf's Schulter im Gönnertone: Hast einen Meisterschuß gemacht, Olaf Holmböe, und wenn du morgen in meinen Kram kömmst, sollst Pulver und Blei dafür mit nach Haus nehmen.

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[0071] Ich halte sie, und was Ihr wollt, dagegen, erwiderte Stureson. Schieß, Olaf! schrie der Kaufmann, und triff, mein Junge. Will dir geben, was du fordern kannst. Olaf nahm die Büchse mit einer raschen Bewegung auf. Hoch über der Bucht zog eine der großen grauen Möven ihre weiten Kreise. Er drückte Kopf und Hals dicht zusammen und klemmte zwischen beide den ungeschlachten kurzen Schaft seines Feuerrohres ein. Nach einem Augenblick ohne Zielen und Besinnen donnerte der Schuß, und kopfüber stürzte der Vogel aus der Luft ins Meer. Gewonnen, Landrichter, gewonnen! lachte der Kaufmann in die Hände schlagend, und mit Lust nahm er die drei neuen Speziesthaler in Empfang, welche Stureson aus seiner Börse zog. Eine Minute lang schien Hvaland zu überlegen, ob er dem Schulmeister nicht eine Theilung anbieten sollte. Er hielt den einen Thaler zwischen seinen Fingern fest, aber diese Anwandlung von Großmuth wich schnell der besseren Ueberzeugung, daß das Geld dem unverständigen Burschen doch nichts nützen werde. Mit seinem freundlichsten Grinsen klopfte er auf Olaf's Schulter im Gönnertone: Hast einen Meisterschuß gemacht, Olaf Holmböe, und wenn du morgen in meinen Kram kömmst, sollst Pulver und Blei dafür mit nach Haus nehmen. Damit war die Angelegenheit abgethan, und

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/71>, abgerufen am 18.05.2024.