Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Dir Flora sag ich Danck/ daß deine Garten-Lust/Sprach Venus/ auch mein Reich so herrlich wil erweitern. Ein ewig Wachsthum sey in Blumen/ Graß und Kräutern! Es kröne Fruchtbarkeit stets deine reiche Brust! Es müß' ein blumicht Lentz in deinen Gräntzen schweben/ Und alle Gratien nach deinem Willen leben! Du aber Edles Paar/ das meine Hand vermählt/ Und das die Einigkeit verknüpfft mit güldnen Schlingen/ So viel der Garten hier kan schöne Blumen bringen/ Und man im ersten May der bundten Tulpen zehlt/ So viel Gelück und Ruh begleit' euch stets zu Bette/ Und Wollust-voller Schertz umbarm' euch in die Wette. Es müsse Rosabell auff nichts als Rosen gehn/ Und ihren liebsten Schatz in Freuden-Rosen küssen! Der Zucker-Rosen Krafft soll diese Nacht versüssen. Und wenn sie morgen früh wird von dem Schlaff auffstehn Soll mir Aurora selbst von ihren Rosen leihen/ Daß ich das Hochzeit-Bett anmuthig kan bestreuen. Jetzt rufft die Demmerung mich zu der Sternen Höh/ Es wil mir Hesperus durch Silber-Blicke wincken/ Jch seh' auch/ Flora/ dir die matten Augen sincken Auff! Amorn/ eh' ich noch aus diesem Garten geh' Ehrt Choris milde Gunst/ wünscht den Vermählten Beyden/ Daß ihre Liebe sich in Rosen müsse weyden. Auf Hn. D. von R. und J. B. E. B. Hoch- BAsille/ und zugleich der andern Nymfen-Schaar/zeit. den 14. May. 1675. Worunter sie gewiß der Schönheit Sonne war/ Gieng/ umb die Liebligkeit des Wetters zu geniessen/ Gleich als der Sonnen-Rad den Mittags-Punct erhöht/ Auff ein begrüntes Feld/ wo Chloris Lust-Hauß steht/ Da die Natur und Kunst viel Sieges-Bogen schliessen. Sie sahen ingesamt des Frühlings Reichthum an/ Mit was für Schmuck und Glantz die Blumen angethan/ Wie hier die Tulipan mit Flammen sich gefärbet/ Dort der Narcissen Kleid als weisser Atlas gließ/ Unfern die Käiser-Kron in höchster Pracht sich wieß/ Und ihrer Blätter Gold von Sternen hatt' ererbet. Mit
Hochzeit-Gedichte. Dir Flora ſag ich Danck/ daß deine Garten-Luſt/Sprach Venus/ auch mein Reich ſo herrlich wil erweitern. Ein ewig Wachsthum ſey in Blumen/ Graß und Kraͤutern! Es kroͤne Fruchtbarkeit ſtets deine reiche Bruſt! Es muͤß’ ein blumicht Lentz in deinen Graͤntzen ſchweben/ Und alle Gratien nach deinem Willen leben! Du aber Edles Paar/ das meine Hand vermaͤhlt/ Und das die Einigkeit verknuͤpfft mit guͤldnen Schlingen/ So viel der Garten hier kan ſchoͤne Blumen bringen/ Und man im erſten May der bundten Tulpen zehlt/ So viel Geluͤck und Ruh begleit’ euch ſtets zu Bette/ Und Wolluſt-voller Schertz umbarm’ euch in die Wette. Es muͤſſe Roſabell auff nichts als Roſen gehn/ Und ihren liebſten Schatz in Freuden-Roſen kuͤſſen! Der Zucker-Roſen Krafft ſoll dieſe Nacht verſuͤſſen. Und wenn ſie morgen fruͤh wird von dem Schlaff auffſtehn Soll mir Aurora ſelbſt von ihren Roſen leihen/ Daß ich das Hochzeit-Bett anmuthig kan beſtreuen. Jetzt rufft die Demmerung mich zu der Sternen Hoͤh/ Es wil mir Heſperus durch Silber-Blicke wincken/ Jch ſeh’ auch/ Flora/ dir die matten Augen ſincken Auff! Amorn/ eh’ ich noch aus dieſem Garten geh’ Ehrt Choris milde Gunſt/ wuͤnſcht den Vermaͤhlten Beyden/ Daß ihre Liebe ſich in Roſen muͤſſe weyden. Auf Hn. D. von R. und J. B. E. B. Hoch- BAſille/ und zugleich der andern Nymfen-Schaar/zeit. den 14. May. 1675. Worunter ſie gewiß der Schoͤnheit Sonne war/ Gieng/ umb die Liebligkeit des Wetters zu genieſſen/ Gleich als der Sonnen-Rad den Mittags-Punct erhoͤht/ Auff ein begruͤntes Feld/ wo Chloris Luſt-Hauß ſteht/ Da die Natur und Kunſt viel Sieges-Bogen ſchlieſſen. Sie ſahen ingeſamt des Fruͤhlings Reichthum an/ Mit was fuͤr Schmuck und Glantz die Blumen angethan/ Wie hier die Tulipan mit Flammen ſich gefaͤrbet/ Dort der Narciſſen Kleid als weiſſer Atlas gließ/ Unfern die Kaͤiſer-Kron in hoͤchſter Pracht ſich wieß/ Und ihrer Blaͤtter Gold von Sternen hatt’ ererbet. Mit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0146" n="72"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Dir Flora ſag ich Danck/ daß deine Garten-Luſt/</l><lb/> <l>Sprach Venus/ auch mein Reich ſo herrlich wil erweitern.</l><lb/> <l>Ein ewig Wachsthum ſey in Blumen/ Graß und Kraͤutern!</l><lb/> <l>Es kroͤne Fruchtbarkeit ſtets deine reiche Bruſt!</l><lb/> <l>Es muͤß’ ein blumicht Lentz in deinen Graͤntzen ſchweben/</l><lb/> <l>Und alle Gratien nach deinem Willen leben!</l><lb/> <l>Du aber <hi rendition="#fr">Edles Paar/</hi> das meine Hand vermaͤhlt/</l><lb/> <l>Und das die Einigkeit verknuͤpfft mit guͤldnen Schlingen/</l><lb/> <l>So viel der Garten hier kan ſchoͤne Blumen bringen/</l><lb/> <l>Und man im erſten May der bundten Tulpen zehlt/</l><lb/> <l>So viel Geluͤck und Ruh begleit’ euch ſtets zu Bette/</l><lb/> <l>Und Wolluſt-voller Schertz umbarm’ euch in die Wette.</l><lb/> <l>Es muͤſſe <hi rendition="#fr">Roſabell</hi> auff nichts als Roſen gehn/</l><lb/> <l>Und ihren liebſten Schatz in Freuden-Roſen kuͤſſen!</l><lb/> <l>Der Zucker-Roſen Krafft ſoll dieſe Nacht verſuͤſſen.</l><lb/> <l>Und wenn ſie morgen fruͤh wird von dem Schlaff auffſtehn</l><lb/> <l>Soll mir Aurora ſelbſt von ihren Roſen leihen/</l><lb/> <l>Daß ich das Hochzeit-Bett anmuthig kan beſtreuen.</l><lb/> <l>Jetzt rufft die Demmerung mich zu der Sternen Hoͤh/</l><lb/> <l>Es wil mir Heſperus durch Silber-Blicke wincken/</l><lb/> <l>Jch ſeh’ auch/ Flora/ dir die matten Augen ſincken</l><lb/> <l>Auff! Amorn/ eh’ ich noch aus dieſem Garten geh’</l><lb/> <l>Ehrt Choris milde Gunſt/ wuͤnſcht den Vermaͤhlten <hi rendition="#fr">Beyden/</hi></l><lb/> <l>Daß ihre Liebe ſich in Roſen muͤſſe weyden.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf Hn. D. von R. und J. B. E. B. Hoch-</hi><lb/> zeit. den 14. May. 1675.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">B</hi><hi rendition="#fr">Aſille/</hi> und zugleich der andern Nymfen-Schaar/</l><lb/> <l>Worunter ſie gewiß der Schoͤnheit Sonne war/</l><lb/> <l>Gieng/ umb die Liebligkeit des Wetters zu genieſſen/</l><lb/> <l>Gleich als der Sonnen-Rad den Mittags-Punct erhoͤht/</l><lb/> <l>Auff ein begruͤntes Feld/ wo Chloris Luſt-Hauß ſteht/</l><lb/> <l>Da die Natur und Kunſt viel Sieges-Bogen ſchlieſſen.</l><lb/> <l>Sie ſahen ingeſamt des Fruͤhlings Reichthum an/</l><lb/> <l>Mit was fuͤr Schmuck und Glantz die Blumen angethan/</l><lb/> <l>Wie hier die Tulipan mit Flammen ſich gefaͤrbet/</l><lb/> <l>Dort der Narciſſen Kleid als weiſſer Atlas gließ/</l><lb/> <l>Unfern die Kaͤiſer-Kron in hoͤchſter Pracht ſich wieß/</l><lb/> <l>Und ihrer Blaͤtter Gold von Sternen hatt’ ererbet.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mit</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [72/0146]
Hochzeit-Gedichte.
Dir Flora ſag ich Danck/ daß deine Garten-Luſt/
Sprach Venus/ auch mein Reich ſo herrlich wil erweitern.
Ein ewig Wachsthum ſey in Blumen/ Graß und Kraͤutern!
Es kroͤne Fruchtbarkeit ſtets deine reiche Bruſt!
Es muͤß’ ein blumicht Lentz in deinen Graͤntzen ſchweben/
Und alle Gratien nach deinem Willen leben!
Du aber Edles Paar/ das meine Hand vermaͤhlt/
Und das die Einigkeit verknuͤpfft mit guͤldnen Schlingen/
So viel der Garten hier kan ſchoͤne Blumen bringen/
Und man im erſten May der bundten Tulpen zehlt/
So viel Geluͤck und Ruh begleit’ euch ſtets zu Bette/
Und Wolluſt-voller Schertz umbarm’ euch in die Wette.
Es muͤſſe Roſabell auff nichts als Roſen gehn/
Und ihren liebſten Schatz in Freuden-Roſen kuͤſſen!
Der Zucker-Roſen Krafft ſoll dieſe Nacht verſuͤſſen.
Und wenn ſie morgen fruͤh wird von dem Schlaff auffſtehn
Soll mir Aurora ſelbſt von ihren Roſen leihen/
Daß ich das Hochzeit-Bett anmuthig kan beſtreuen.
Jetzt rufft die Demmerung mich zu der Sternen Hoͤh/
Es wil mir Heſperus durch Silber-Blicke wincken/
Jch ſeh’ auch/ Flora/ dir die matten Augen ſincken
Auff! Amorn/ eh’ ich noch aus dieſem Garten geh’
Ehrt Choris milde Gunſt/ wuͤnſcht den Vermaͤhlten Beyden/
Daß ihre Liebe ſich in Roſen muͤſſe weyden.
Auf Hn. D. von R. und J. B. E. B. Hoch-
zeit. den 14. May. 1675.
BAſille/ und zugleich der andern Nymfen-Schaar/
Worunter ſie gewiß der Schoͤnheit Sonne war/
Gieng/ umb die Liebligkeit des Wetters zu genieſſen/
Gleich als der Sonnen-Rad den Mittags-Punct erhoͤht/
Auff ein begruͤntes Feld/ wo Chloris Luſt-Hauß ſteht/
Da die Natur und Kunſt viel Sieges-Bogen ſchlieſſen.
Sie ſahen ingeſamt des Fruͤhlings Reichthum an/
Mit was fuͤr Schmuck und Glantz die Blumen angethan/
Wie hier die Tulipan mit Flammen ſich gefaͤrbet/
Dort der Narciſſen Kleid als weiſſer Atlas gließ/
Unfern die Kaͤiſer-Kron in hoͤchſter Pracht ſich wieß/
Und ihrer Blaͤtter Gold von Sternen hatt’ ererbet.
Mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |