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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Der Zucht und Keuschheit Schild/
Jhr redliches Gemüth dir giebet zu erkennen.
Der Demant ihrer Treu/
Entdecket dir dabey/
Wie weder Noth noch Todt sol eure Liebe trennen.
So theilen Venus jetzt und Themis ihre Schätze/
Und wollen daß du bleibst/
Und unablässig treibst/
Das Lieben bey der Nacht/ im Tage die Gesetze.
Auf daß ja keine Frist/
So dir gegeben ist/
Verstreiche/ daß sie nicht auch deinen Schatz ergetze.
Wolan! laß heute nur den Lüsten freyen Zügel/
Geneuß der Freud und Ruh'/
Die Cancelley ist zu/
Und vor der Richter-Stub ist auch ein grosser Riegel:
Die Venus sagt alleiu/
Wie du solt fertig seyn/
Zu öffnen als ein Mann der Jungferschafft ihr Siegel.
Cupido hat die Nacht holdselig anberäumet/
Der Hertzog eurer Lust/
Nun drücke Brust an Brust/
Sieh' wie die schöne Braut sich auch nicht länger säumet/
Sie wünscht in deinem Arm/
Von Lieb und Wollust warm/
Zu schlaffen/ daß ihr drauf was angenehmes träumet.
Nun mische Kuß in Kuß wie die verliebte Tauben/
Die Muscheln in der See/
Die Schnecken in dem Klee/
Und an dem Reben-Stock die schwesterlichen Trauben/
Daß beyder Seelen sind/
Jn gleicher Lust entzündt/
Und Wechselweise Kuß auf Kuß einander rauben.
Aurora wird hernach mit ihrem Scharlach prangen/
Wenn sie den Tag entdeckt/
Sehn wo die Braut versteckt/
Ob sie ihr Morgen-Roth gesetzt auf ihre Wangen/
Weil sie auß Scham nicht will/
Bekennen/ ob das Spiel
Bey jüngst verlauffner Nacht anmuthig abgegangen.
Auf
Hochzeit-Gedichte.
Der Zucht und Keuſchheit Schild/
Jhr redliches Gemuͤth dir giebet zu erkennen.
Der Demant ihrer Treu/
Entdecket dir dabey/
Wie weder Noth noch Todt ſol eure Liebe trennen.
So theilen Venus jetzt und Themis ihre Schaͤtze/
Und wollen daß du bleibſt/
Und unablaͤſſig treibſt/
Das Lieben bey der Nacht/ im Tage die Geſetze.
Auf daß ja keine Friſt/
So dir gegeben iſt/
Verſtreiche/ daß ſie nicht auch deinen Schatz ergetze.
Wolan! laß heute nur den Luͤſten freyen Zuͤgel/
Geneuß der Freud und Ruh’/
Die Cancelley iſt zu/
Und vor der Richter-Stub iſt auch ein groſſer Riegel:
Die Venus ſagt alleiu/
Wie du ſolt fertig ſeyn/
Zu oͤffnen als ein Mann der Jungferſchafft ihr Siegel.
Cupido hat die Nacht holdſelig anberaͤumet/
Der Hertzog eurer Luſt/
Nun druͤcke Bruſt an Bruſt/
Sieh’ wie die ſchoͤne Braut ſich auch nicht laͤnger ſaͤumet/
Sie wuͤnſcht in deinem Arm/
Von Lieb und Wolluſt warm/
Zu ſchlaffen/ daß ihr drauf was angenehmes traͤumet.
Nun miſche Kuß in Kuß wie die verliebte Tauben/
Die Muſcheln in der See/
Die Schnecken in dem Klee/
Und an dem Reben-Stock die ſchweſterlichen Trauben/
Daß beyder Seelen ſind/
Jn gleicher Luſt entzuͤndt/
Und Wechſelweiſe Kuß auf Kuß einander rauben.
Aurora wird hernach mit ihrem Scharlach prangen/
Wenn ſie den Tag entdeckt/
Sehn wo die Braut verſteckt/
Ob ſie ihr Morgen-Roth geſetzt auf ihre Wangen/
Weil ſie auß Scham nicht will/
Bekennen/ ob das Spiel
Bey juͤngſt verlauffner Nacht anmuthig abgegangen.
Auf
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[80/0154] Hochzeit-Gedichte. Der Zucht und Keuſchheit Schild/ Jhr redliches Gemuͤth dir giebet zu erkennen. Der Demant ihrer Treu/ Entdecket dir dabey/ Wie weder Noth noch Todt ſol eure Liebe trennen. So theilen Venus jetzt und Themis ihre Schaͤtze/ Und wollen daß du bleibſt/ Und unablaͤſſig treibſt/ Das Lieben bey der Nacht/ im Tage die Geſetze. Auf daß ja keine Friſt/ So dir gegeben iſt/ Verſtreiche/ daß ſie nicht auch deinen Schatz ergetze. Wolan! laß heute nur den Luͤſten freyen Zuͤgel/ Geneuß der Freud und Ruh’/ Die Cancelley iſt zu/ Und vor der Richter-Stub iſt auch ein groſſer Riegel: Die Venus ſagt alleiu/ Wie du ſolt fertig ſeyn/ Zu oͤffnen als ein Mann der Jungferſchafft ihr Siegel. Cupido hat die Nacht holdſelig anberaͤumet/ Der Hertzog eurer Luſt/ Nun druͤcke Bruſt an Bruſt/ Sieh’ wie die ſchoͤne Braut ſich auch nicht laͤnger ſaͤumet/ Sie wuͤnſcht in deinem Arm/ Von Lieb und Wolluſt warm/ Zu ſchlaffen/ daß ihr drauf was angenehmes traͤumet. Nun miſche Kuß in Kuß wie die verliebte Tauben/ Die Muſcheln in der See/ Die Schnecken in dem Klee/ Und an dem Reben-Stock die ſchweſterlichen Trauben/ Daß beyder Seelen ſind/ Jn gleicher Luſt entzuͤndt/ Und Wechſelweiſe Kuß auf Kuß einander rauben. Aurora wird hernach mit ihrem Scharlach prangen/ Wenn ſie den Tag entdeckt/ Sehn wo die Braut verſteckt/ Ob ſie ihr Morgen-Roth geſetzt auf ihre Wangen/ Weil ſie auß Scham nicht will/ Bekennen/ ob das Spiel Bey juͤngſt verlauffner Nacht anmuthig abgegangen. Auf

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/154>, abgerufen am 22.11.2024.