Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Gedichte.
6.
Werthste Braut/ der Jungfer Orden
Wann er hochgehalten worden/
Jst ein Garten sonder Nutz/
Und ein Thau der nicht befeuchtet/
Eine Sonne die nicht leuchtet
Noch der Nachwelt Schirm und Schutz.
7.
Jungfern sind wie Rosen flüchtig/
Jhre Schönheit ist gantz nichtig/
Sie verlieren die Gestalt;
Da hingegen Jungefrauen
Männern das Geschlecht erbauen/
Und im Lieben werden alt.
8.
Und die wird ein Unding heissen/
Die sich ewig wolte fleissen
Der gestrengen Jungferschafft.
Ach man lasse die Vestalen
Jn verlobter Keuschheit pralen/
Und stets leben in der Hafft.
9.
GOtt und die Natur gebitten/
Was sie ietzt hat eingeschritten/
Schöne Braut/ das Band der Eh/
Nichts als Heil wird ihr begegnen/
Glück und Wolfahrt auff sie regnen
Aus der blau-gestirnten Höh.
10.
Seh ich nicht wie ihre Blicke
Flechten mehr als göldne Stricke/
Einzuschnüren beyder Hertz/
Zuverbinden beyder Sinnen/
Daß sie sich nicht trennen können
Jn Betrübnüß/ Leid und Schmertz.
11.
Und wer wolte nicht Herr Francken/
Der ietzt aus dem Wittber-Schrancken
Wieder setzet seinen Fuß/
Wün-
Hochzeit-Gedichte.
6.
Werthſte Braut/ der Jungfer Orden
Wann er hochgehalten worden/
Jſt ein Garten ſonder Nutz/
Und ein Thau der nicht befeuchtet/
Eine Sonne die nicht leuchtet
Noch der Nachwelt Schirm und Schutz.
7.
Jungfern ſind wie Roſen fluͤchtig/
Jhre Schoͤnheit iſt gantz nichtig/
Sie verlieren die Geſtalt;
Da hingegen Jungefrauen
Maͤnnern das Geſchlecht erbauen/
Und im Lieben werden alt.
8.
Und die wird ein Unding heiſſen/
Die ſich ewig wolte fleiſſen
Der geſtrengen Jungferſchafft.
Ach man laſſe die Veſtalen
Jn verlobter Keuſchheit pralen/
Und ſtets leben in der Hafft.
9.
GOtt und die Natur gebitten/
Was ſie ietzt hat eingeſchritten/
Schoͤne Braut/ das Band der Eh/
Nichts als Heil wird ihr begegnen/
Gluͤck und Wolfahrt auff ſie regnen
Aus der blau-geſtirnten Hoͤh.
10.
Seh ich nicht wie ihre Blicke
Flechten mehr als goͤldne Stricke/
Einzuſchnuͤren beyder Hertz/
Zuverbinden beyder Sinnen/
Daß ſie ſich nicht trennen koͤnnen
Jn Betruͤbnuͤß/ Leid und Schmertz.
11.
Und wer wolte nicht Herr Francken/
Der ietzt aus dem Wittber-Schrancken
Wieder ſetzet ſeinen Fuß/
Wuͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0156" n="82"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/>
            <l>Werth&#x017F;te Braut/ der Jungfer Orden</l><lb/>
            <l>Wann er hochgehalten worden/</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t ein Garten &#x017F;onder Nutz/</l><lb/>
            <l>Und ein Thau der nicht befeuchtet/</l><lb/>
            <l>Eine Sonne die nicht leuchtet</l><lb/>
            <l>Noch der Nachwelt Schirm und Schutz.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head> <hi rendition="#c">7.</hi> </head><lb/>
            <l>Jungfern &#x017F;ind wie Ro&#x017F;en flu&#x0364;chtig/</l><lb/>
            <l>Jhre Scho&#x0364;nheit i&#x017F;t gantz nichtig/</l><lb/>
            <l>Sie verlieren die Ge&#x017F;talt;</l><lb/>
            <l>Da hingegen Jungefrauen</l><lb/>
            <l>Ma&#x0364;nnern das Ge&#x017F;chlecht erbauen/</l><lb/>
            <l>Und im Lieben werden alt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/>
            <l>Und die wird ein Unding hei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich ewig wolte flei&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Der ge&#x017F;trengen Jungfer&#x017F;chafft.</l><lb/>
            <l>Ach man la&#x017F;&#x017F;e die Ve&#x017F;talen</l><lb/>
            <l>Jn verlobter Keu&#x017F;chheit pralen/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;tets leben in der Hafft.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <head> <hi rendition="#c">9.</hi> </head><lb/>
            <l>GOtt und die Natur gebitten/</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;ie ietzt hat einge&#x017F;chritten/</l><lb/>
            <l>Scho&#x0364;ne Braut/ das Band der Eh/</l><lb/>
            <l>Nichts als Heil wird ihr begegnen/</l><lb/>
            <l>Glu&#x0364;ck und Wolfahrt auff &#x017F;ie regnen</l><lb/>
            <l>Aus der blau-ge&#x017F;tirnten Ho&#x0364;h.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <head> <hi rendition="#c">10.</hi> </head><lb/>
            <l>Seh ich nicht wie ihre Blicke</l><lb/>
            <l>Flechten mehr als go&#x0364;ldne Stricke/</l><lb/>
            <l>Einzu&#x017F;chnu&#x0364;ren beyder Hertz/</l><lb/>
            <l>Zuverbinden beyder Sinnen/</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht trennen ko&#x0364;nnen</l><lb/>
            <l>Jn Betru&#x0364;bnu&#x0364;ß/ Leid und Schmertz.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <head> <hi rendition="#c">11.</hi> </head><lb/>
            <l>Und wer wolte nicht Herr Francken/</l><lb/>
            <l>Der ietzt aus dem Wittber-Schrancken</l><lb/>
            <l>Wieder &#x017F;etzet &#x017F;einen Fuß/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wu&#x0364;n-</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0156] Hochzeit-Gedichte. 6. Werthſte Braut/ der Jungfer Orden Wann er hochgehalten worden/ Jſt ein Garten ſonder Nutz/ Und ein Thau der nicht befeuchtet/ Eine Sonne die nicht leuchtet Noch der Nachwelt Schirm und Schutz. 7. Jungfern ſind wie Roſen fluͤchtig/ Jhre Schoͤnheit iſt gantz nichtig/ Sie verlieren die Geſtalt; Da hingegen Jungefrauen Maͤnnern das Geſchlecht erbauen/ Und im Lieben werden alt. 8. Und die wird ein Unding heiſſen/ Die ſich ewig wolte fleiſſen Der geſtrengen Jungferſchafft. Ach man laſſe die Veſtalen Jn verlobter Keuſchheit pralen/ Und ſtets leben in der Hafft. 9. GOtt und die Natur gebitten/ Was ſie ietzt hat eingeſchritten/ Schoͤne Braut/ das Band der Eh/ Nichts als Heil wird ihr begegnen/ Gluͤck und Wolfahrt auff ſie regnen Aus der blau-geſtirnten Hoͤh. 10. Seh ich nicht wie ihre Blicke Flechten mehr als goͤldne Stricke/ Einzuſchnuͤren beyder Hertz/ Zuverbinden beyder Sinnen/ Daß ſie ſich nicht trennen koͤnnen Jn Betruͤbnuͤß/ Leid und Schmertz. 11. Und wer wolte nicht Herr Francken/ Der ietzt aus dem Wittber-Schrancken Wieder ſetzet ſeinen Fuß/ Wuͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/156
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/156>, abgerufen am 15.05.2024.