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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Das schien ein Wunder-Werck daß Tropffen Flammen waren/
Und daß die Höle Feur aus Wasser-Röhren goß/
Das sich Herr Künemann/ der Rettung wil gebrauchen/
Siht dem Berg Aetna gleich von Gluth der Liebe rauchen.
Nein/ sprach Dionens Sohn/ man widerstrebe nicht/
Der Himmel hat den Rath längst über euch beschlossen;
So viel als Tropffen itzt umb eure Brust geflossen/
So viel Behägligkeit gewehrt diß edle Licht.
Auff daß ihr preißbar spürt/ wie ich alleine rette/
So wandle ich die Höl' itzt in ein Hochzeit-Bette.
Eh' daß Vernunfft und Sinn es nur begreiffen mag/
Verlohr der Marmel-Stein die Härtigkeit und Flecke/
Von oben welbte sich der groben Steine Decke
Jn Jaspis und Rubin/ des Demants lichter Tag
Vertrat der Fenster Glaß/ statt der gefrornen Spitzen
Sah' man von Helffen-Bein sich Seulen unterstützen.
Die Quellen gossen itzt Amonens Balsam aus/
Und Pomerantzen-Oel/ und der Jesminen Seele;
Violen und Narciß beblümeten die Höle/
Und die vor eine Grufft/ wurd' itzt der Liebe Hauß
Und ewig Lust-Pallast/ und der Vergnügungs-Bette/
Bot auch der alten Kunst und Schnitzwerck Kampff und Wette.
Vier Bilder/ derer Sinn verborgne Deutung gab/
Bekleideten den Raum/ Apelles muste weichen/
Noch Zeuxes/ noch Parrhas' würd eintzig Lob erreichen.
Es sey daß Polyclet und Mentor künstlich grab'
Jn Marmol/ Gold und Ertz/ so müsten sie bekennen/
Daß ihre Arbeit nur ein Schatten-Werck zu nennen.
Zu erst stand Juno da/ der Wolcken-Königin/
Die schloß dem Hercules/ von wegen hoher Tugend
Die Hebe in die Hand/ das Bild haupt-schöner Jugend.
Denn hielt des Tituls Spruch und Kürtze dieses inn:
Zwey Gleiche sonder Gleich. Wer kan hier nicht verstehen/
Daß dieses sol allein auff die Vermählten gehen.
Die andre Seit' entwarff den Orpheus mit der Laut'/
Und wie er embsig ist Euridicen zu holen/
Die schon dem Pluto war und seiner Nacht befohlen/
Verliehrt dieselb' indem als er zurücke schaut/
Mit solcher Uberschrifft: Getreuer Liebe Funcken
Sind in der Aschen auch der Todten nicht versuncken.
Zum
Hochzeit-Gedichte.
Das ſchien ein Wunder-Werck daß Tropffen Flammen waren/
Und daß die Hoͤle Feur aus Waſſer-Roͤhren goß/
Das ſich Herr Kuͤnemann/ der Rettung wil gebrauchen/
Siht dem Berg Aetna gleich von Gluth der Liebe rauchen.
Nein/ ſprach Dionens Sohn/ man widerſtrebe nicht/
Der Himmel hat den Rath laͤngſt uͤber euch beſchloſſen;
So viel als Tropffen itzt umb eure Bruſt gefloſſen/
So viel Behaͤgligkeit gewehrt diß edle Licht.
Auff daß ihr preißbar ſpuͤrt/ wie ich alleine rette/
So wandle ich die Hoͤl’ itzt in ein Hochzeit-Bette.
Eh’ daß Vernunfft und Sinn es nur begreiffen mag/
Verlohr der Marmel-Stein die Haͤrtigkeit und Flecke/
Von oben welbte ſich der groben Steine Decke
Jn Jaſpis und Rubin/ des Demants lichter Tag
Vertrat der Fenſter Glaß/ ſtatt der gefrornen Spitzen
Sah’ man von Helffen-Bein ſich Seulen unterſtuͤtzen.
Die Quellen goſſen itzt Amonens Balſam aus/
Und Pomerantzen-Oel/ und der Jeſminen Seele;
Violen und Narciß bebluͤmeten die Hoͤle/
Und die vor eine Grufft/ wurd’ itzt der Liebe Hauß
Und ewig Luſt-Pallaſt/ und der Vergnuͤgungs-Bette/
Bot auch der alten Kunſt und Schnitzwerck Kampff und Wette.
Vier Bilder/ derer Sinn verborgne Deutung gab/
Bekleideten den Raum/ Apelles muſte weichen/
Noch Zeuxes/ noch Parrhas’ wuͤrd eintzig Lob erreichen.
Es ſey daß Polyclet und Mentor kuͤnſtlich grab’
Jn Marmol/ Gold und Ertz/ ſo muͤſten ſie bekennen/
Daß ihre Arbeit nur ein Schatten-Werck zu nennen.
Zu erſt ſtand Juno da/ der Wolcken-Koͤnigin/
Die ſchloß dem Hercules/ von wegen hoher Tugend
Die Hebe in die Hand/ das Bild haupt-ſchoͤner Jugend.
Denn hielt des Tituls Spruch und Kuͤrtze dieſes inn:
Zwey Gleiche ſonder Gleich. Wer kan hier nicht verſtehen/
Daß dieſes ſol allein auff die Vermaͤhlten gehen.
Die andre Seit’ entwarff den Orpheus mit der Laut’/
Und wie er embſig iſt Euridicen zu holen/
Die ſchon dem Pluto war und ſeiner Nacht befohlen/
Verliehrt dieſelb’ indem als er zuruͤcke ſchaut/
Mit ſolcher Uberſchrifft: Getreuer Liebe Funcken
Sind in der Aſchen auch der Todten nicht verſuncken.
Zum
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[86/0160] Hochzeit-Gedichte. Das ſchien ein Wunder-Werck daß Tropffen Flammen waren/ Und daß die Hoͤle Feur aus Waſſer-Roͤhren goß/ Das ſich Herr Kuͤnemann/ der Rettung wil gebrauchen/ Siht dem Berg Aetna gleich von Gluth der Liebe rauchen. Nein/ ſprach Dionens Sohn/ man widerſtrebe nicht/ Der Himmel hat den Rath laͤngſt uͤber euch beſchloſſen; So viel als Tropffen itzt umb eure Bruſt gefloſſen/ So viel Behaͤgligkeit gewehrt diß edle Licht. Auff daß ihr preißbar ſpuͤrt/ wie ich alleine rette/ So wandle ich die Hoͤl’ itzt in ein Hochzeit-Bette. Eh’ daß Vernunfft und Sinn es nur begreiffen mag/ Verlohr der Marmel-Stein die Haͤrtigkeit und Flecke/ Von oben welbte ſich der groben Steine Decke Jn Jaſpis und Rubin/ des Demants lichter Tag Vertrat der Fenſter Glaß/ ſtatt der gefrornen Spitzen Sah’ man von Helffen-Bein ſich Seulen unterſtuͤtzen. Die Quellen goſſen itzt Amonens Balſam aus/ Und Pomerantzen-Oel/ und der Jeſminen Seele; Violen und Narciß bebluͤmeten die Hoͤle/ Und die vor eine Grufft/ wurd’ itzt der Liebe Hauß Und ewig Luſt-Pallaſt/ und der Vergnuͤgungs-Bette/ Bot auch der alten Kunſt und Schnitzwerck Kampff und Wette. Vier Bilder/ derer Sinn verborgne Deutung gab/ Bekleideten den Raum/ Apelles muſte weichen/ Noch Zeuxes/ noch Parrhas’ wuͤrd eintzig Lob erreichen. Es ſey daß Polyclet und Mentor kuͤnſtlich grab’ Jn Marmol/ Gold und Ertz/ ſo muͤſten ſie bekennen/ Daß ihre Arbeit nur ein Schatten-Werck zu nennen. Zu erſt ſtand Juno da/ der Wolcken-Koͤnigin/ Die ſchloß dem Hercules/ von wegen hoher Tugend Die Hebe in die Hand/ das Bild haupt-ſchoͤner Jugend. Denn hielt des Tituls Spruch und Kuͤrtze dieſes inn: Zwey Gleiche ſonder Gleich. Wer kan hier nicht verſtehen/ Daß dieſes ſol allein auff die Vermaͤhlten gehen. Die andre Seit’ entwarff den Orpheus mit der Laut’/ Und wie er embſig iſt Euridicen zu holen/ Die ſchon dem Pluto war und ſeiner Nacht befohlen/ Verliehrt dieſelb’ indem als er zuruͤcke ſchaut/ Mit ſolcher Uberſchrifft: Getreuer Liebe Funcken Sind in der Aſchen auch der Todten nicht verſuncken. Zum

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/160>, abgerufen am 15.05.2024.