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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Die angenehme Zeit/ (da alles blüht und lachet.
Und Feld und Gärten stehn mit Blumen außgestickt/
Da selbst die Flora sich zu einem Teppich machet/
Und ihre Kinder gleich den Tocken hat geschmückt/)
Lockt durch geheimen Zeug zu diesen süssen Stunden/
Und heist die Einsamkeit deß Winters seyn verbannt.
Er hat des Traurens Frost nur allzusehr empfunden/
Jetzt soll sein Hertze glühn in einem wahren Brand.
Denn soll er für das Hauß des HErrn embsig wachen/
So muß in seinem Hauß' auch eine Leuchte seyn/
Die weiß die Finsternüß der Sorgen licht zu machen/
Und durch Behägligkeit vertreibt deß Kummers Pein.
Unmöglich kan ein Mensch ihm selbst in allem rathen/
Bevor/ wo Ampt und Pflicht verzehrt das befle Theil.
Der Körner Uberfluß zersprenget die Granaten;
Nicht nur ein eintzig Arm regiert der Schiffe Seil.
Was ist ein Garten doch von keinem Zaun umbgeben?
Was ist der güldne Lentz/ wenn er nicht Blumen trägt?
Was ist der beste Stock/ der ohne Safft und Reben?
Was ist ein solcher Grund worzu kein Stein gelegt?
Diß ist der Wittber-Stand. Denn Seelen zuversorgen.
Bleibt ein hochwichtig Werck/ das Centnern gleich beschwert.
Stehn fertig und bereit vom Abend biß zum Morgen/
Wenn hier ein Krancker Rath/ ein Armer Trost begehrt/
Wenn Welt und Teuffel offt den Menschen Stricke legen/
Mit unerschrocknem Geist da für den Fall zustehn/
Und/ wie sein Wollen-Vieh ein Hirte denckt zu pflegen/
Mit Wachsamkeit und Treu dem Volck entgegen gehn/
Jst nur die gröste Müh. Ein Träger fodert Stützen/
Wenn allzu grosse Last die müden Schultern drückt:
Und soll ein Priester denn gantz ohne Beystand sitzen/
Daß nie ein freundlich Aug' und Anblick ihn erquickt?
Der ersten Kirche Satz hat dieses Band bestärcket/
Da sich ein Bischoff nicht der keuschen Eh' entfernt/
Ja wie die Folgerung der Zeiten aufgemercket/
So war des Priesters Eh' ein Himmel der besternt/
Ein Tempel wahrer Treu/ ein Opffer der Gemüther/
Des Glaubens sein Petschier/ der Hoffnung Unterpfand/
Ja die Gemeinschafft gar der grossen Himmels-Güter/
Und weit gesegneter noch als der Jungfer-Stand.
Kan
Hochzeit-Gedichte.
Die angenehme Zeit/ (da alles bluͤht und lachet.
Und Feld und Gaͤrten ſtehn mit Blumen außgeſtickt/
Da ſelbſt die Flora ſich zu einem Teppich machet/
Und ihre Kinder gleich den Tocken hat geſchmuͤckt/)
Lockt durch geheimen Zeug zu dieſen ſuͤſſen Stunden/
Und heiſt die Einſamkeit deß Winters ſeyn verbannt.
Er hat des Traurens Froſt nur allzuſehr empfunden/
Jetzt ſoll ſein Hertze gluͤhn in einem wahren Brand.
Denn ſoll er fuͤr das Hauß des HErrn embſig wachen/
So muß in ſeinem Hauß’ auch eine Leuchte ſeyn/
Die weiß die Finſternuͤß der Sorgen licht zu machen/
Und durch Behaͤgligkeit vertreibt deß Kummers Pein.
Unmoͤglich kan ein Menſch ihm ſelbſt in allem rathen/
Bevor/ wo Ampt und Pflicht verzehrt das befle Theil.
Der Koͤrner Uberfluß zerſprenget die Granaten;
Nicht nur ein eintzig Arm regiert der Schiffe Seil.
Was iſt ein Garten doch von keinem Zaun umbgeben?
Was iſt der guͤldne Lentz/ wenn er nicht Blumen traͤgt?
Was iſt der beſte Stock/ der ohne Safft und Reben?
Was iſt ein ſolcher Grund worzu kein Stein gelegt?
Diß iſt der Wittber-Stand. Denn Seelen zuverſorgen.
Bleibt ein hochwichtig Werck/ das Centnern gleich beſchwert.
Stehn fertig und bereit vom Abend biß zum Morgen/
Wenn hier ein Krancker Rath/ ein Armer Troſt begehrt/
Wenn Welt und Teuffel offt den Menſchen Stricke legen/
Mit unerſchrocknem Geiſt da fuͤr den Fall zuſtehn/
Und/ wie ſein Wollen-Vieh ein Hirte denckt zu pflegen/
Mit Wachſamkeit und Treu dem Volck entgegen gehn/
Jſt nur die groͤſte Muͤh. Ein Traͤger fodert Stuͤtzen/
Wenn allzu groſſe Laſt die muͤden Schultern druͤckt:
Und ſoll ein Prieſter denn gantz ohne Beyſtand ſitzen/
Daß nie ein freundlich Aug’ und Anblick ihn erquickt?
Der erſten Kirche Satz hat dieſes Band beſtaͤrcket/
Da ſich ein Biſchoff nicht der keuſchen Eh’ entfernt/
Ja wie die Folgerung der Zeiten aufgemercket/
So war des Prieſters Eh’ ein Himmel der beſternt/
Ein Tempel wahrer Treu/ ein Opffer der Gemuͤther/
Des Glaubens ſein Petſchier/ der Hoffnung Unterpfand/
Ja die Gemeinſchafft gar der groſſen Himmels-Guͤter/
Und weit geſegneter noch als der Jungfer-Stand.
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[92/0166] Hochzeit-Gedichte. Die angenehme Zeit/ (da alles bluͤht und lachet. Und Feld und Gaͤrten ſtehn mit Blumen außgeſtickt/ Da ſelbſt die Flora ſich zu einem Teppich machet/ Und ihre Kinder gleich den Tocken hat geſchmuͤckt/) Lockt durch geheimen Zeug zu dieſen ſuͤſſen Stunden/ Und heiſt die Einſamkeit deß Winters ſeyn verbannt. Er hat des Traurens Froſt nur allzuſehr empfunden/ Jetzt ſoll ſein Hertze gluͤhn in einem wahren Brand. Denn ſoll er fuͤr das Hauß des HErrn embſig wachen/ So muß in ſeinem Hauß’ auch eine Leuchte ſeyn/ Die weiß die Finſternuͤß der Sorgen licht zu machen/ Und durch Behaͤgligkeit vertreibt deß Kummers Pein. Unmoͤglich kan ein Menſch ihm ſelbſt in allem rathen/ Bevor/ wo Ampt und Pflicht verzehrt das befle Theil. Der Koͤrner Uberfluß zerſprenget die Granaten; Nicht nur ein eintzig Arm regiert der Schiffe Seil. Was iſt ein Garten doch von keinem Zaun umbgeben? Was iſt der guͤldne Lentz/ wenn er nicht Blumen traͤgt? Was iſt der beſte Stock/ der ohne Safft und Reben? Was iſt ein ſolcher Grund worzu kein Stein gelegt? Diß iſt der Wittber-Stand. Denn Seelen zuverſorgen. Bleibt ein hochwichtig Werck/ das Centnern gleich beſchwert. Stehn fertig und bereit vom Abend biß zum Morgen/ Wenn hier ein Krancker Rath/ ein Armer Troſt begehrt/ Wenn Welt und Teuffel offt den Menſchen Stricke legen/ Mit unerſchrocknem Geiſt da fuͤr den Fall zuſtehn/ Und/ wie ſein Wollen-Vieh ein Hirte denckt zu pflegen/ Mit Wachſamkeit und Treu dem Volck entgegen gehn/ Jſt nur die groͤſte Muͤh. Ein Traͤger fodert Stuͤtzen/ Wenn allzu groſſe Laſt die muͤden Schultern druͤckt: Und ſoll ein Prieſter denn gantz ohne Beyſtand ſitzen/ Daß nie ein freundlich Aug’ und Anblick ihn erquickt? Der erſten Kirche Satz hat dieſes Band beſtaͤrcket/ Da ſich ein Biſchoff nicht der keuſchen Eh’ entfernt/ Ja wie die Folgerung der Zeiten aufgemercket/ So war des Prieſters Eh’ ein Himmel der beſternt/ Ein Tempel wahrer Treu/ ein Opffer der Gemuͤther/ Des Glaubens ſein Petſchier/ der Hoffnung Unterpfand/ Ja die Gemeinſchafft gar der groſſen Himmels-Guͤter/ Und weit geſegneter noch als der Jungfer-Stand. Kan

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/166>, abgerufen am 24.11.2024.