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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Voller Tugend dich verbindet/
Daß dein wunschen ist erfüllt.

5.
Frost und Winter ist vergangen?
Einen Blumen-reichen Mäy
Zeiget dir auff Mund und Wangen/
Deiner Liebsten Conterfei.
Du darffst dich nicht nach Violen
Und den Hyacinth umbschaun/
Weil denselben unverholen/
Deiner Nympfe Augen Baun.
6.
Sih' wie alles im Gewässer
Sich von neuem wieder regt/
Auch der Mensch macht es nicht besser
Dem das Blut in Adern schlägt.
Wie sich ietzt die Tauben paaren/
Wie der Hahn betritt das Huhn/
So mustu bey grünen Jahren
Gleich es Huhn und Tauben thun.
7.
Wirstu aber auch wohl geben
Meinem Reim ein güttig Ohr?
Nein ich höre du wilst weben/
Und hast andre Arbeit vor.
Ulm kan nicht so kleine spinnen
Dein geliebtes Vaterland/
Als was du ietzt wirst beginnen
Und bald nehmen vor die Hand.
8.
Jndem ich wil weiter tichten/
Tritt Cupido bey mir ein/
Spricht; last doch dein Thun und richten
Jetzt gantz abgestellet seyn.
Dieser Bräutgam wird heut backen/
Und weil ich ihm helffen muß
Sauber alles Mehl aussacken/
So nützt nicht der Reime Schluß.
9. Er
H h 2

Hochzeit-Gedichte.
Voller Tugend dich verbindet/
Daß dein wunſchen iſt erfuͤllt.

5.
Froſt und Winter iſt vergangen?
Einen Blumen-reichen Maͤy
Zeiget dir auff Mund und Wangen/
Deiner Liebſten Conterfei.
Du darffſt dich nicht nach Violen
Und den Hyacinth umbſchaun/
Weil denſelben unverholen/
Deiner Nympfe Augen Baun.
6.
Sih’ wie alles im Gewaͤſſer
Sich von neuem wieder regt/
Auch der Menſch macht es nicht beſſer
Dem das Blut in Adern ſchlaͤgt.
Wie ſich ietzt die Tauben paaren/
Wie der Hahn betritt das Huhn/
So muſtu bey gruͤnen Jahren
Gleich es Huhn und Tauben thun.
7.
Wirſtu aber auch wohl geben
Meinem Reim ein guͤttig Ohr?
Nein ich hoͤre du wilſt weben/
Und haſt andre Arbeit vor.
Ulm kan nicht ſo kleine ſpinnen
Dein geliebtes Vaterland/
Als was du ietzt wirſt beginnen
Und bald nehmen vor die Hand.
8.
Jndem ich wil weiter tichten/
Tritt Cupido bey mir ein/
Spricht; laſt doch dein Thun und richten
Jetzt gantz abgeſtellet ſeyn.
Dieſer Braͤutgam wird heut backen/
Und weil ich ihm helffen muß
Sauber alles Mehl ausſacken/
So nuͤtzt nicht der Reime Schluß.
9. Er
H h 2
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[115/0189] Hochzeit-Gedichte. Voller Tugend dich verbindet/ Daß dein wunſchen iſt erfuͤllt. 5. Froſt und Winter iſt vergangen? Einen Blumen-reichen Maͤy Zeiget dir auff Mund und Wangen/ Deiner Liebſten Conterfei. Du darffſt dich nicht nach Violen Und den Hyacinth umbſchaun/ Weil denſelben unverholen/ Deiner Nympfe Augen Baun. 6. Sih’ wie alles im Gewaͤſſer Sich von neuem wieder regt/ Auch der Menſch macht es nicht beſſer Dem das Blut in Adern ſchlaͤgt. Wie ſich ietzt die Tauben paaren/ Wie der Hahn betritt das Huhn/ So muſtu bey gruͤnen Jahren Gleich es Huhn und Tauben thun. 7. Wirſtu aber auch wohl geben Meinem Reim ein guͤttig Ohr? Nein ich hoͤre du wilſt weben/ Und haſt andre Arbeit vor. Ulm kan nicht ſo kleine ſpinnen Dein geliebtes Vaterland/ Als was du ietzt wirſt beginnen Und bald nehmen vor die Hand. 8. Jndem ich wil weiter tichten/ Tritt Cupido bey mir ein/ Spricht; laſt doch dein Thun und richten Jetzt gantz abgeſtellet ſeyn. Dieſer Braͤutgam wird heut backen/ Und weil ich ihm helffen muß Sauber alles Mehl ausſacken/ So nuͤtzt nicht der Reime Schluß. 9. Er H h 2

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/189>, abgerufen am 15.05.2024.