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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Jst mein ergebnes Volck nicht seliger zu preisen?
Das ruht bey einem Baum/ das schläfft in bundtem Klee/
Treibt kein Gewerbe nicht/ weiß Wechsel nicht zu schlüssen/
Das beste Lagio besteht in tausend Küssen.
Mercurius.
Weg mit der Näscherey du Sinnen-loses Kind/
Hat nicht das güldne Rom mir Tempel aufgesetzet/
Weil ich den Handels-Mann stets mit Gewinn ergetzet?
Reicht er nicht Lorbern mir/ die reine Jungfern sind/
Die tauch ich vor in Brunn/ die Waaren zu besprengen/
Damit hernach das Volck zum Kauff sich möge drängen.
Cupido.
Schau an ein Jungfern-Bild/ ob Tempel und Altar/
Du mir nicht wirst gebaut in ihrer Seele finden.
Schau wie die Augen sich den Blitzen gleich entzünden/
Der Rosen-volle Mund/ das aufgekrauste Haar/
Der Wangen Milch und Blut/ sind angenehme Waaren/
Hier wird/ wer kauffen will/ das Lager-Geld nicht sparen.
Mercurius
Kauff/ den der meiste Theil zum öfftern sehr bereut!
Jch mag nicht mit Geschwätz die Zeit mit dir vertreiben/
Die Götter lassen mich nicht lang auf Erden bleiben.
Doch daß du würcklich siehst die Handlung dieser Zeit/
Wie Kunst und Arbeit hat vortrefflich zugenommen/
So wolst du bald mit mir in ein Gewölbe kommen.
Cupido.
Der Arbeit bin ich feind/ mein Zeit-Vertreib ist Lust/
Versichert daß es mir viel mehr Ergetzung bringet/
Wenn Brust auf Brust gebruckt und Mund mit Munde ringet.
Damit mir aber sey dein Zustand recht bewust/
So folg ich willig nach/ dem Vorzug unvergeben/
Den ich von dir Mercur gedencke zu erheben.
Mercurius.
Bemercke Floramorn der in der Handlung sitzt/
Von preißbahrem Geschlecht/ von gutem Witz und Tugend/
Durch Reisen außgeübt im Frühling seiner Jugend/
Dem hab ich anvertraut/ daß er mein Haupt-Gut nützt.
Durchsuche was du wilst/ der Phryger Meisterstücke/
Der Serer Nadelstich kreucht für dem Glantz zurücke.
Cupido.
H h 5
Hochzeit-Gedichte.
Jſt mein ergebnes Volck nicht ſeliger zu preiſen?
Das ruht bey einem Baum/ das ſchlaͤfft in bundtem Klee/
Treibt kein Gewerbe nicht/ weiß Wechſel nicht zu ſchluͤſſen/
Das beſte Lagio beſteht in tauſend Kuͤſſen.
Mercurius.
Weg mit der Naͤſcherey du Sinnen-loſes Kind/
Hat nicht das guͤldne Rom mir Tempel aufgeſetzet/
Weil ich den Handels-Mann ſtets mit Gewinn ergetzet?
Reicht er nicht Lorbern mir/ die reine Jungfern ſind/
Die tauch ich vor in Brunn/ die Waaren zu beſprengen/
Damit hernach das Volck zum Kauff ſich moͤge draͤngen.
Cupido.
Schau an ein Jungfern-Bild/ ob Tempel und Altar/
Du mir nicht wirſt gebaut in ihrer Seele finden.
Schau wie die Augen ſich den Blitzen gleich entzuͤnden/
Der Roſen-volle Mund/ das aufgekrauſte Haar/
Der Wangen Milch und Blut/ ſind angenehme Waaren/
Hier wird/ wer kauffen will/ das Lager-Geld nicht ſparen.
Mercurius
Kauff/ den der meiſte Theil zum oͤfftern ſehr bereut!
Jch mag nicht mit Geſchwaͤtz die Zeit mit dir vertreiben/
Die Goͤtter laſſen mich nicht lang auf Erden bleiben.
Doch daß du wuͤrcklich ſiehſt die Handlung dieſer Zeit/
Wie Kunſt und Arbeit hat vortrefflich zugenommen/
So wolſt du bald mit mir in ein Gewoͤlbe kommen.
Cupido.
Der Arbeit bin ich feind/ mein Zeit-Vertreib iſt Luſt/
Verſichert daß es mir viel mehr Ergetzung bringet/
Wenn Bruſt auf Bruſt gebruckt und Mund mit Munde ringet.
Damit mir aber ſey dein Zuſtand recht bewuſt/
So folg ich willig nach/ dem Vorzug unvergeben/
Den ich von dir Mercur gedencke zu erheben.
Mercurius.
Bemercke Floramorn der in der Handlung ſitzt/
Von preißbahrem Geſchlecht/ von gutem Witz und Tugend/
Durch Reiſen außgeuͤbt im Fruͤhling ſeiner Jugend/
Dem hab ich anvertraut/ daß er mein Haupt-Gut nuͤtzt.
Durchſuche was du wilſt/ der Phryger Meiſterſtuͤcke/
Der Serer Nadelſtich kreucht fuͤr dem Glantz zuruͤcke.
Cupido.
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[121/0195] Hochzeit-Gedichte. Jſt mein ergebnes Volck nicht ſeliger zu preiſen? Das ruht bey einem Baum/ das ſchlaͤfft in bundtem Klee/ Treibt kein Gewerbe nicht/ weiß Wechſel nicht zu ſchluͤſſen/ Das beſte Lagio beſteht in tauſend Kuͤſſen. Mercurius. Weg mit der Naͤſcherey du Sinnen-loſes Kind/ Hat nicht das guͤldne Rom mir Tempel aufgeſetzet/ Weil ich den Handels-Mann ſtets mit Gewinn ergetzet? Reicht er nicht Lorbern mir/ die reine Jungfern ſind/ Die tauch ich vor in Brunn/ die Waaren zu beſprengen/ Damit hernach das Volck zum Kauff ſich moͤge draͤngen. Cupido. Schau an ein Jungfern-Bild/ ob Tempel und Altar/ Du mir nicht wirſt gebaut in ihrer Seele finden. Schau wie die Augen ſich den Blitzen gleich entzuͤnden/ Der Roſen-volle Mund/ das aufgekrauſte Haar/ Der Wangen Milch und Blut/ ſind angenehme Waaren/ Hier wird/ wer kauffen will/ das Lager-Geld nicht ſparen. Mercurius Kauff/ den der meiſte Theil zum oͤfftern ſehr bereut! Jch mag nicht mit Geſchwaͤtz die Zeit mit dir vertreiben/ Die Goͤtter laſſen mich nicht lang auf Erden bleiben. Doch daß du wuͤrcklich ſiehſt die Handlung dieſer Zeit/ Wie Kunſt und Arbeit hat vortrefflich zugenommen/ So wolſt du bald mit mir in ein Gewoͤlbe kommen. Cupido. Der Arbeit bin ich feind/ mein Zeit-Vertreib iſt Luſt/ Verſichert daß es mir viel mehr Ergetzung bringet/ Wenn Bruſt auf Bruſt gebruckt und Mund mit Munde ringet. Damit mir aber ſey dein Zuſtand recht bewuſt/ So folg ich willig nach/ dem Vorzug unvergeben/ Den ich von dir Mercur gedencke zu erheben. Mercurius. Bemercke Floramorn der in der Handlung ſitzt/ Von preißbahrem Geſchlecht/ von gutem Witz und Tugend/ Durch Reiſen außgeuͤbt im Fruͤhling ſeiner Jugend/ Dem hab ich anvertraut/ daß er mein Haupt-Gut nuͤtzt. Durchſuche was du wilſt/ der Phryger Meiſterſtuͤcke/ Der Serer Nadelſtich kreucht fuͤr dem Glantz zuruͤcke. Cupido. H h 5

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/195>, abgerufen am 15.05.2024.