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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Nun Floramor erfreut/ es heisse nun dieselbe/
Die allerbeste Waar' auß allen im Gewölbe.

Cupido.
Hyelle klingt ihr Nahm'/ der Frühling ihrer Jahr|
Jst noch viel lieblicher als bundter Farben Menge.
Hier blühet Seel und Geist/ das seidene Gepränge
Frist Alterthum und Wurm/ ein immer frische Waar/
Jst ein Rubinen-Mund/ auf den man Küsse drücket/
Die viel lebendiger/ als was Paris sonst stücket.
Mercurius.
Mir ist Hyellens Ruhm und Tugend wohl bekandt/
Kein Scharlach färbt sich so als ihre keusche Wangen/
So ist das schöne Kind nur würdig zu empfangen/
Ein hurtig Floramor: Sein Lieben hat Bestand/
Dieweil Beständigkeit den Grundstein erst geleget.
Worauf die Einigkeit hat das Gelück gepräget.
Cupido.
Schwätzhafftiger Mercur/ die Liebe läst sich nicht
Mit Worten speisen ab/ und die Redseligkeiten/
Vermügen sonsten wol Gemüther zu bestreiten/
Allein hier muß ich selbst Wegweiser seyn und Licht.
Du magst der Handlung Ruhm und Eigenschafft behalten.
Laß mich mein Ober-Recht der Seelen nur verwalten.
Mercurius.
Sind auch die Götter selbst von deinen Pfeilen wund/
Wie solte Floramor nicht die Hyell' umarmen;
Und der Hyellen Geist in gleicher Glut erwarmen?
Jhr schönes Auge winckt/ und schweiget gleich der Mund/
Dem liebsten Bräut'gam zu/ du magst die Sache handeln/
Jch als Bottschaffter muß noch ferne Wege wandeln.
Cupido.
Geflügelter Mercur/ bey dem Wahrsagungs-Stab/
Den deine Rechte führt/ bey deinem schönen Singen/
Wenn du den Argus kanst umb hundert Augen bringen/
Und hauest noch darzu mit List den Kopff ihm ab/
Jch lasse dich nicht weg/ du wirst noch hören müssen/
Was die Verliebten jetzt für Wechsel werden schliessen.
Verleyhe mir Geduld und ein geneigtes Ohr.
Was wäre doch die Welt die ohne Flammen bliebe?
Ein Frauenzimmer ist ein Zeughaus voller Liebe/
Ein

Hochzeit-Gedichte.
Nun Floramor erfreut/ es heiſſe nun dieſelbe/
Die allerbeſte Waar’ auß allen im Gewoͤlbe.

Cupido.
Hyelle klingt ihr Nahm’/ der Fruͤhling ihrer Jahr|
Jſt noch viel lieblicher als bundter Farben Menge.
Hier bluͤhet Seel und Geiſt/ das ſeidene Gepraͤnge
Friſt Alterthum und Wurm/ ein immer friſche Waar/
Jſt ein Rubinen-Mund/ auf den man Kuͤſſe druͤcket/
Die viel lebendiger/ als was Paris ſonſt ſtuͤcket.
Mercurius.
Mir iſt Hyellens Ruhm und Tugend wohl bekandt/
Kein Scharlach faͤrbt ſich ſo als ihre keuſche Wangen/
So iſt das ſchoͤne Kind nur wuͤrdig zu empfangen/
Ein hurtig Floramor: Sein Lieben hat Beſtand/
Dieweil Beſtaͤndigkeit den Grundſtein erſt geleget.
Worauf die Einigkeit hat das Geluͤck gepraͤget.
Cupido.
Schwaͤtzhafftiger Mercur/ die Liebe laͤſt ſich nicht
Mit Worten ſpeiſen ab/ und die Redſeligkeiten/
Vermuͤgen ſonſten wol Gemuͤther zu beſtreiten/
Allein hier muß ich ſelbſt Wegweiſer ſeyn und Licht.
Du magſt der Handlung Ruhm und Eigenſchafft behalten.
Laß mich mein Ober-Recht der Seelen nur verwalten.
Mercurius.
Sind auch die Goͤtter ſelbſt von deinen Pfeilen wund/
Wie ſolte Floramor nicht die Hyell’ umarmen;
Und der Hyellen Geiſt in gleicher Glut erwarmen?
Jhr ſchoͤnes Auge winckt/ und ſchweiget gleich der Mund/
Dem liebſten Braͤut’gam zu/ du magſt die Sache handeln/
Jch als Bottſchaffter muß noch ferne Wege wandeln.
Cupido.
Gefluͤgelter Mercur/ bey dem Wahrſagungs-Stab/
Den deine Rechte fuͤhrt/ bey deinem ſchoͤnen Singen/
Wenn du den Argus kanſt umb hundert Augen bringen/
Und haueſt noch darzu mit Liſt den Kopff ihm ab/
Jch laſſe dich nicht weg/ du wirſt noch hoͤren muͤſſen/
Was die Verliebten jetzt fuͤr Wechſel werden ſchlieſſen.
Verleyhe mir Geduld und ein geneigtes Ohr.
Was waͤre doch die Welt die ohne Flammen bliebe?
Ein Frauenzimmer iſt ein Zeughaus voller Liebe/
Ein
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[123/0197] Hochzeit-Gedichte. Nun Floramor erfreut/ es heiſſe nun dieſelbe/ Die allerbeſte Waar’ auß allen im Gewoͤlbe. Cupido. Hyelle klingt ihr Nahm’/ der Fruͤhling ihrer Jahr| Jſt noch viel lieblicher als bundter Farben Menge. Hier bluͤhet Seel und Geiſt/ das ſeidene Gepraͤnge Friſt Alterthum und Wurm/ ein immer friſche Waar/ Jſt ein Rubinen-Mund/ auf den man Kuͤſſe druͤcket/ Die viel lebendiger/ als was Paris ſonſt ſtuͤcket. Mercurius. Mir iſt Hyellens Ruhm und Tugend wohl bekandt/ Kein Scharlach faͤrbt ſich ſo als ihre keuſche Wangen/ So iſt das ſchoͤne Kind nur wuͤrdig zu empfangen/ Ein hurtig Floramor: Sein Lieben hat Beſtand/ Dieweil Beſtaͤndigkeit den Grundſtein erſt geleget. Worauf die Einigkeit hat das Geluͤck gepraͤget. Cupido. Schwaͤtzhafftiger Mercur/ die Liebe laͤſt ſich nicht Mit Worten ſpeiſen ab/ und die Redſeligkeiten/ Vermuͤgen ſonſten wol Gemuͤther zu beſtreiten/ Allein hier muß ich ſelbſt Wegweiſer ſeyn und Licht. Du magſt der Handlung Ruhm und Eigenſchafft behalten. Laß mich mein Ober-Recht der Seelen nur verwalten. Mercurius. Sind auch die Goͤtter ſelbſt von deinen Pfeilen wund/ Wie ſolte Floramor nicht die Hyell’ umarmen; Und der Hyellen Geiſt in gleicher Glut erwarmen? Jhr ſchoͤnes Auge winckt/ und ſchweiget gleich der Mund/ Dem liebſten Braͤut’gam zu/ du magſt die Sache handeln/ Jch als Bottſchaffter muß noch ferne Wege wandeln. Cupido. Gefluͤgelter Mercur/ bey dem Wahrſagungs-Stab/ Den deine Rechte fuͤhrt/ bey deinem ſchoͤnen Singen/ Wenn du den Argus kanſt umb hundert Augen bringen/ Und haueſt noch darzu mit Liſt den Kopff ihm ab/ Jch laſſe dich nicht weg/ du wirſt noch hoͤren muͤſſen/ Was die Verliebten jetzt fuͤr Wechſel werden ſchlieſſen. Verleyhe mir Geduld und ein geneigtes Ohr. Was waͤre doch die Welt die ohne Flammen bliebe? Ein Frauenzimmer iſt ein Zeughaus voller Liebe/ Ein

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/197>, abgerufen am 15.05.2024.