Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Er sucht/ weil Echo nach den holen Seufftzer spricht.Er eilt begierig fort biß daß er im Gefilde/ Die Nymfe hat erblickt/ so einem Götter-Bilde Vollkommen ähnlich war/ der Augen Sonnenlicht Warff tausend Strahlen auß/ als wie wenn Feuer-Ballen Bey schwartz gewölckter Nacht in güldne Funcken fallen. Jhr Angesichte schien' ein Blumenreicher May. Narciß und Lilien beküsten Stirn und Glieder. Corall und Scharlach fand hier seine Farbe wieder/ Das Mahlwerck keuscher Zucht/ der Liebe Lieberey. Aurora meinte gar hier wüchsen ihre Roseu. Der Hals war Helffenbein/ die Adern von Türckosen. Jn diesem schönen Leib hat noch ein schöner Geist/ Sein Wohnhaus ihm erwehlt/ der Adel vom Geblüte/ Die Klugheit im Gehirn/ die Tugend im Gemüthe/ Veredelten sie mehr/ es schien' in sie gereist/ Der Venus Freundligkeit/ der Pallas Weisheit-Gaben/ Daß sie den Vorzug kan vor andern Nymfen haben. Sie baute dazumal gleich ihren Garten an/ So daß wir sie mit recht die Chloris können nennen. Adonis dem sein Hertz zu Asche wolte brennen/ Rief überlaut: Das ist mein Artzt der helffen kan/ Das Pflaster für den Schmertz/ der Balsam für die Wunden/ Die meine Seele liebt hab' ich nunmehr gefunden. Er schloß sie drauf in Arm und gab ihr einen Kuß/ Der nach dem Himmel-Brod' der Götter Tafel schmeckte/ Sie/ daß nicht ein Verdacht ihr Unschuld wo befleckte/ Gab diß in Antwort hin: Jch will der Sterne Schluß/ Und Wahl nicht widerstehn/ ich kenne deine Flammen. Dein lieben ist getreu/ ich kan es nicht verdammen. So weiß man das Geschlecht daß sich den Cedern gleich/ Biß an die Sterne schwingt/ die Tapferkeit und Sitten/ Die haben mir mein Hertz ich sag' es frey bestritten/ Adonis ist mein Schatz/ mein irrdisch Himmel-Reich. Allein Gehorsam will mein Ja-Wort mir verrigeln/ Es muß der Mutter Schluß vor unsern Bund besiegeln. Wol sprach Adonis/ wol/ es ist der Mutter Ruhm/ Witz/ Klugheit und Verstand längst Büchern eingeschrieben, Sie
Hochzeit-Gedichte. Er ſucht/ weil Echo nach den holen Seufftzer ſpricht.Er eilt begierig fort biß daß er im Gefilde/ Die Nymfe hat erblickt/ ſo einem Goͤtter-Bilde Vollkommen aͤhnlich war/ der Augen Sonnenlicht Warff tauſend Strahlen auß/ als wie wenn Feuer-Ballen Bey ſchwartz gewoͤlckter Nacht in guͤldne Funcken fallen. Jhr Angeſichte ſchien’ ein Blumenreicher May. Narciß und Lilien bekuͤſten Stirn und Glieder. Corall und Scharlach fand hier ſeine Farbe wieder/ Das Mahlwerck keuſcher Zucht/ der Liebe Lieberey. Aurora meinte gar hier wuͤchſen ihre Roſeu. Der Hals war Helffenbein/ die Adern von Tuͤrckoſen. Jn dieſem ſchoͤnen Leib hat noch ein ſchoͤner Geiſt/ Sein Wohnhaus ihm erwehlt/ der Adel vom Gebluͤte/ Die Klugheit im Gehirn/ die Tugend im Gemuͤthe/ Veredelten ſie mehr/ es ſchien’ in ſie gereiſt/ Der Venus Freundligkeit/ der Pallas Weisheit-Gaben/ Daß ſie den Vorzug kan vor andern Nymfen haben. Sie baute dazumal gleich ihren Garten an/ So daß wir ſie mit recht die Chloris koͤnnen nennen. Adonis dem ſein Hertz zu Aſche wolte brennen/ Rief uͤberlaut: Das iſt mein Artzt der helffen kan/ Das Pflaſter fuͤr den Schmertz/ der Balſam fuͤr die Wunden/ Die meine Seele liebt hab’ ich nunmehr gefunden. Er ſchloß ſie drauf in Arm und gab ihr einen Kuß/ Der nach dem Himmel-Brod’ der Goͤtter Tafel ſchmeckte/ Sie/ daß nicht ein Verdacht ihr Unſchuld wo befleckte/ Gab diß in Antwort hin: Jch will der Sterne Schluß/ Und Wahl nicht widerſtehn/ ich kenne deine Flammen. Dein lieben iſt getreu/ ich kan es nicht verdammen. So weiß man das Geſchlecht daß ſich den Cedern gleich/ Biß an die Sterne ſchwingt/ die Tapferkeit und Sitten/ Die haben mir mein Hertz ich ſag’ es frey beſtritten/ Adonis iſt mein Schatz/ mein irꝛdiſch Himmel-Reich. Allein Gehorſam will mein Ja-Wort mir verrigeln/ Es muß der Mutter Schluß vor unſern Bund beſiegeln. Wol ſprach Adonis/ wol/ es iſt der Mutter Ruhm/ Witz/ Klugheit und Verſtand laͤngſt Buͤchern eingeſchrieben, Sie
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Hochzeit-Gedichte.
Er ſucht/ weil Echo nach den holen Seufftzer ſpricht.
Er eilt begierig fort biß daß er im Gefilde/
Die Nymfe hat erblickt/ ſo einem Goͤtter-Bilde
Vollkommen aͤhnlich war/ der Augen Sonnenlicht
Warff tauſend Strahlen auß/ als wie wenn Feuer-Ballen
Bey ſchwartz gewoͤlckter Nacht in guͤldne Funcken fallen.
Jhr Angeſichte ſchien’ ein Blumenreicher May.
Narciß und Lilien bekuͤſten Stirn und Glieder.
Corall und Scharlach fand hier ſeine Farbe wieder/
Das Mahlwerck keuſcher Zucht/ der Liebe Lieberey.
Aurora meinte gar hier wuͤchſen ihre Roſeu.
Der Hals war Helffenbein/ die Adern von Tuͤrckoſen.
Jn dieſem ſchoͤnen Leib hat noch ein ſchoͤner Geiſt/
Sein Wohnhaus ihm erwehlt/ der Adel vom Gebluͤte/
Die Klugheit im Gehirn/ die Tugend im Gemuͤthe/
Veredelten ſie mehr/ es ſchien’ in ſie gereiſt/
Der Venus Freundligkeit/ der Pallas Weisheit-Gaben/
Daß ſie den Vorzug kan vor andern Nymfen haben.
Sie baute dazumal gleich ihren Garten an/
So daß wir ſie mit recht die Chloris koͤnnen nennen.
Adonis dem ſein Hertz zu Aſche wolte brennen/
Rief uͤberlaut: Das iſt mein Artzt der helffen kan/
Das Pflaſter fuͤr den Schmertz/ der Balſam fuͤr die Wunden/
Die meine Seele liebt hab’ ich nunmehr gefunden.
Er ſchloß ſie drauf in Arm und gab ihr einen Kuß/
Der nach dem Himmel-Brod’ der Goͤtter Tafel ſchmeckte/
Sie/ daß nicht ein Verdacht ihr Unſchuld wo befleckte/
Gab diß in Antwort hin: Jch will der Sterne Schluß/
Und Wahl nicht widerſtehn/ ich kenne deine Flammen.
Dein lieben iſt getreu/ ich kan es nicht verdammen.
So weiß man das Geſchlecht daß ſich den Cedern gleich/
Biß an die Sterne ſchwingt/ die Tapferkeit und Sitten/
Die haben mir mein Hertz ich ſag’ es frey beſtritten/
Adonis iſt mein Schatz/ mein irꝛdiſch Himmel-Reich.
Allein Gehorſam will mein Ja-Wort mir verrigeln/
Es muß der Mutter Schluß vor unſern Bund beſiegeln.
Wol ſprach Adonis/ wol/ es iſt der Mutter Ruhm/
Witz/ Klugheit und Verſtand laͤngſt Buͤchern eingeſchrieben,
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