Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Glückwünschungs-Gedichte. Du vierdte Gratie und mehr als andre FloreNur eintzig dir zum Ruhm/ weil deine Göttlichkeit So wol der Erden Rund/ als Sternen-Kreiß erfreut. Dein erster Ursprung ist ja von dem Himmel kommen/ Dein Himmel-hoher Geist hengt gleicher Regung nach. Erlauchte Seelen ziehn in kein gemeines Dach/ Es wird der beste Zeug zu ihrem Hauß genommen. Die Sterne stimmten bald durch ihren Einfluß bey/ Daß die Charlotte gantz dem Himmel ähnlich sey. Charlotte liebste Seel' mein einig Hertz und Leben Dein hoher Fürsten Stamm/ den Auff- und Untergang Jn tieffer Demuth ehrt/ und den der Nach-Welt Klang Bey Süden und bey Nord nach Würden wird erheben Hüllt' in der Wiege zwar dich schon in Purpur ein; Doch muste Tugend da die treuest' Amme seyn. Du Himmel-werthes Pfand zu Nutz der Welt gelihen/ Minerva legte dich behäglich an die Brust/ Die keusche Musen-Schaar sah' ihre Hertzens Lust Als ein neu Helikon umb dich fing an zublühen; Der Sinnen Trefligkeit/ der himmlische Verstand Bezeugte daß dein Geist nur Göttern sey verwand. Apollo wich vom Thron in Gold-beflammten Haaren Und hieng sein Lauten Spiel an einen Lorber-Baum'/ Er rief/ ihr Clarien/ macht dieser Fürstin Raum Sie wird als Schützende stets euren Ruhm bewahren/ Sie ist es/ die euch schenckt aufs neue Seel' und Geist Und unter ihrem Schirm vergnüget wohnen heist/ Der Außgang krönt die That. Charlotte macht ihr eigen/ Den Kreiß der Wissenschafft/ den Circkel dieser Welt/ Nichts ist so tief versteckt/ nichts ist so hoch gestellt/ Nichts wird manch kluger Kopff in der Erfindung zeigen/ Das ihre Fähigkeit nicht zu entscheiden weiß/ Und Wercke voller Witz belohnt mit Danck und Preiß. Was aber zünd ich doch Durchlaucht' Eleonore Bey einem hellen Tag der Sonnen Fackeln an? Ach Leit-Stern meiner Ruh/ mit dem ists nicht gethan Was gleich Apollo singt mit seinem gantzen Chore. Nein; viel ein stärcker Zug und Würckung aus der Höh Erfordert daß ich heut dein Freuden-Fest begeh? Es wil die Liebe selbst mir Hand und Feder leiten/ Und
Glückwuͤnſchungs-Gedichte. Du vierdte Gratie und mehr als andre FloreNur eintzig dir zum Ruhm/ weil deine Goͤttlichkeit So wol der Erden Rund/ als Sternen-Kreiß erfreut. Dein erſter Urſprung iſt ja von dem Himmel kommen/ Dein Himmel-hoher Geiſt hengt gleicher Regung nach. Erlauchte Seelen ziehn in kein gemeines Dach/ Es wird der beſte Zeug zu ihrem Hauß genommen. Die Sterne ſtimmten bald durch ihren Einfluß bey/ Daß die Charlotte gantz dem Himmel aͤhnlich ſey. Charlotte liebſte Seel’ mein einig Hertz und Leben Dein hoher Fuͤrſten Stamm/ den Auff- und Untergang Jn tieffer Demuth ehrt/ und den der Nach-Welt Klang Bey Suͤden und bey Nord nach Wuͤrden wird erheben Huͤllt’ in der Wiege zwar dich ſchon in Purpur ein; Doch muſte Tugend da die treueſt’ Amme ſeyn. Du Himmel-werthes Pfand zu Nutz der Welt gelihen/ Minerva legte dich behaͤglich an die Bruſt/ Die keuſche Muſen-Schaar ſah’ ihre Hertzens Luſt Als ein neu Helikon umb dich fing an zubluͤhen; Der Sinnen Trefligkeit/ der himmliſche Verſtand Bezeugte daß dein Geiſt nur Goͤttern ſey verwand. Apollo wich vom Thron in Gold-beflammten Haaren Und hieng ſein Lauten Spiel an einen Lorber-Baum’/ Er rief/ ihr Clarien/ macht dieſer Fuͤrſtin Raum Sie wird als Schuͤtzende ſtets euren Ruhm bewahren/ Sie iſt es/ die euch ſchenckt aufs neue Seel’ und Geiſt Und unter ihrem Schirm vergnuͤget wohnen heiſt/ Der Außgang kroͤnt die That. Charlotte macht ihr eigen/ Den Kreiß der Wiſſenſchafft/ den Circkel dieſer Welt/ Nichts iſt ſo tief verſteckt/ nichts iſt ſo hoch geſtellt/ Nichts wird manch kluger Kopff in der Erfindung zeigen/ Das ihre Faͤhigkeit nicht zu entſcheiden weiß/ Und Wercke voller Witz belohnt mit Danck und Preiß. Was aber zuͤnd ich doch Durchlaucht’ Eleonore Bey einem hellen Tag der Sonnen Fackeln an? Ach Leit-Stern meiner Ruh/ mit dem iſts nicht gethan Was gleich Apollo ſingt mit ſeinem gantzen Chore. Nein; viel ein ſtaͤrcker Zug und Wuͤrckung aus der Hoͤh Erfordert daß ich heut dein Freuden-Feſt begeh? Es wil die Liebe ſelbſt mir Hand und Feder leiten/ Und
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Glückwuͤnſchungs-Gedichte.
Du vierdte Gratie und mehr als andre Flore
Nur eintzig dir zum Ruhm/ weil deine Goͤttlichkeit
So wol der Erden Rund/ als Sternen-Kreiß erfreut.
Dein erſter Urſprung iſt ja von dem Himmel kommen/
Dein Himmel-hoher Geiſt hengt gleicher Regung nach.
Erlauchte Seelen ziehn in kein gemeines Dach/
Es wird der beſte Zeug zu ihrem Hauß genommen.
Die Sterne ſtimmten bald durch ihren Einfluß bey/
Daß die Charlotte gantz dem Himmel aͤhnlich ſey.
Charlotte liebſte Seel’ mein einig Hertz und Leben
Dein hoher Fuͤrſten Stamm/ den Auff- und Untergang
Jn tieffer Demuth ehrt/ und den der Nach-Welt Klang
Bey Suͤden und bey Nord nach Wuͤrden wird erheben
Huͤllt’ in der Wiege zwar dich ſchon in Purpur ein;
Doch muſte Tugend da die treueſt’ Amme ſeyn.
Du Himmel-werthes Pfand zu Nutz der Welt gelihen/
Minerva legte dich behaͤglich an die Bruſt/
Die keuſche Muſen-Schaar ſah’ ihre Hertzens Luſt
Als ein neu Helikon umb dich fing an zubluͤhen;
Der Sinnen Trefligkeit/ der himmliſche Verſtand
Bezeugte daß dein Geiſt nur Goͤttern ſey verwand.
Apollo wich vom Thron in Gold-beflammten Haaren
Und hieng ſein Lauten Spiel an einen Lorber-Baum’/
Er rief/ ihr Clarien/ macht dieſer Fuͤrſtin Raum
Sie wird als Schuͤtzende ſtets euren Ruhm bewahren/
Sie iſt es/ die euch ſchenckt aufs neue Seel’ und Geiſt
Und unter ihrem Schirm vergnuͤget wohnen heiſt/
Der Außgang kroͤnt die That. Charlotte macht ihr eigen/
Den Kreiß der Wiſſenſchafft/ den Circkel dieſer Welt/
Nichts iſt ſo tief verſteckt/ nichts iſt ſo hoch geſtellt/
Nichts wird manch kluger Kopff in der Erfindung zeigen/
Das ihre Faͤhigkeit nicht zu entſcheiden weiß/
Und Wercke voller Witz belohnt mit Danck und Preiß.
Was aber zuͤnd ich doch Durchlaucht’ Eleonore
Bey einem hellen Tag der Sonnen Fackeln an?
Ach Leit-Stern meiner Ruh/ mit dem iſts nicht gethan
Was gleich Apollo ſingt mit ſeinem gantzen Chore.
Nein; viel ein ſtaͤrcker Zug und Wuͤrckung aus der Hoͤh
Erfordert daß ich heut dein Freuden-Feſt begeh?
Es wil die Liebe ſelbſt mir Hand und Feder leiten/
Und
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