Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Glückwünschungs-Gedichte. NAch schwartzgewölckter Nacht und rauhem Donner-Knall/ Nach vieler Wetter-Sturm und ungeheurem Regen Muß Aeol seinen Grimm/ und wildes Rasen legen; Nach Wermuth-herbem Weh' und Gifft-vermischter Gall Erfolgt ein Freuden-Kelch: Nach Schmertzen-reichen Stunden Hat sich ein heller Blick deß Himmels eingefunden. Das ist das theure Licht Frau Schwester/ das ihr scheint/ Das Phöbus wiederumb auff seinem göldnen Wagen Durch die Saphyrne Burg deß Himmels bringt getragen. Es hat ihr Auge nun sich satsam außgeweint/ Auff heute sey das Leid in Thetis Schoß versencket/ Was nutzt es daß sie sich mit altem Kummer kräncket? Mir ist ihr edler Geist und hoher Sinn bekand/ Jhr Himmlisches Gemüt hegt ungemeine Flammen Und pflegt die Niedrigkeit deß Pöfels zuverdammen/ Geht nur den Sternen nach/ mit denen es verwand/ Und lässet unter sich die feigen Seelen liegen/ Jndem es ist gewohnt ob Zeit und Neid zusiegen. Wem ist nicht diese Bahn der Sterbligkeit bewust? Wir können nicht allzeit auff Lilg und Rosen gehen/ Offt muß ein Helden-Muth bey Dorn und Disteln stehen: Ein Weichling zeiget nie den Feinden seine Brust: Der Ehren Tempel steht auff hoher Felsen Spitzen/ Und was hochschätzbar ist/ erlangt Müh/ Fleiß und Schwitzen. Die Proben die sie hat/ Amazonin/ gethan/ Sind würdig/ daß man sie den Cedern einverleibe/ Daß ihr Gedächtnüß man in Ertz und Marmel schreibe/ Und kündige ihr Lob der späten Nachwelt an; Nachdem durch Gottes-Schluß den Ehstand sie erwehlet/ Hilff Gott! was hat sie nicht für Unheil da gezehlet; Treu und Beständigkeit blieb ihrer Sinnen Ziel/ Und hohe Tugend hieß der Grund-Stein ihrer Liebe. Es kam kein Tag so schwartz/ so neblich und so trübe Daß nicht ihr Wahl-Spruch hieß: Jch will was mein Gott will. Daher ihr Eh-Schatz auch in Zunder-reichen Flammen Verknüpffte Seel und Hertz in gleicher Treu zusammen. Wie saur die Wirtschafft war/ wie schwer der Sorgen-Last/ So trat sie alles an dem Liebsten zugefallen/ So
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. NAch ſchwartzgewoͤlckter Nacht und rauhem Donner-Knall/ Nach vieler Wetter-Sturm und ungeheurem Regen Muß Aeol ſeinen Grimm/ und wildes Raſen legen; Nach Wermuth-herbem Weh’ und Gifft-vermiſchter Gall Erfolgt ein Freuden-Kelch: Nach Schmertzen-reichen Stunden Hat ſich ein heller Blick deß Himmels eingefunden. Das iſt das theure Licht Frau Schweſter/ das ihr ſcheint/ Das Phoͤbus wiederumb auff ſeinem goͤldnen Wagen Durch die Saphyrne Burg deß Himmels bringt getragen. Es hat ihr Auge nun ſich ſatſam außgeweint/ Auff heute ſey das Leid in Thetis Schoß verſencket/ Was nutzt es daß ſie ſich mit altem Kummer kraͤncket? Mir iſt ihr edler Geiſt und hoher Sinn bekand/ Jhr Himmliſches Gemuͤt hegt ungemeine Flammen Und pflegt die Niedrigkeit deß Poͤfels zuverdammen/ Geht nur den Sternen nach/ mit denen es verwand/ Und laͤſſet unter ſich die feigen Seelen liegen/ Jndem es iſt gewohnt ob Zeit und Neid zuſiegen. Wem iſt nicht dieſe Bahn der Sterbligkeit bewuſt? Wir koͤnnen nicht allzeit auff Lilg und Roſen gehen/ Offt muß ein Helden-Muth bey Dorn und Diſteln ſtehen: Ein Weichling zeiget nie den Feinden ſeine Bruſt: Der Ehren Tempel ſteht auff hoher Felſen Spitzen/ Und was hochſchaͤtzbar iſt/ erlangt Muͤh/ Fleiß und Schwitzen. Die Proben die ſie hat/ Amazonin/ gethan/ Sind wuͤrdig/ daß man ſie den Cedern einverleibe/ Daß ihr Gedaͤchtnuͤß man in Ertz und Marmel ſchreibe/ Und kuͤndige ihr Lob der ſpaͤten Nachwelt an; Nachdem durch Gottes-Schluß den Ehſtand ſie erwehlet/ Hilff Gott! was hat ſie nicht fuͤr Unheil da gezehlet; Treu und Beſtaͤndigkeit blieb ihrer Sinnen Ziel/ Und hohe Tugend hieß der Grund-Stein ihrer Liebe. Es kam kein Tag ſo ſchwartz/ ſo neblich und ſo truͤbe Daß nicht ihr Wahl-Spruch hieß: Jch will was mein Gott will. Daher ihr Eh-Schatz auch in Zunder-reichen Flammen Verknuͤpffte Seel und Hertz in gleicher Treu zuſammen. Wie ſaur die Wirtſchafft war/ wie ſchwer der Sorgen-Laſt/ So trat ſie alles an dem Liebſten zugefallen/ So
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Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
NAch ſchwartzgewoͤlckter Nacht und rauhem Donner-
Knall/
Nach vieler Wetter-Sturm und ungeheurem Regen
Muß Aeol ſeinen Grimm/ und wildes Raſen legen;
Nach Wermuth-herbem Weh’ und Gifft-vermiſchter Gall
Erfolgt ein Freuden-Kelch: Nach Schmertzen-reichen Stunden
Hat ſich ein heller Blick deß Himmels eingefunden.
Das iſt das theure Licht Frau Schweſter/ das ihr ſcheint/
Das Phoͤbus wiederumb auff ſeinem goͤldnen Wagen
Durch die Saphyrne Burg deß Himmels bringt getragen.
Es hat ihr Auge nun ſich ſatſam außgeweint/
Auff heute ſey das Leid in Thetis Schoß verſencket/
Was nutzt es daß ſie ſich mit altem Kummer kraͤncket?
Mir iſt ihr edler Geiſt und hoher Sinn bekand/
Jhr Himmliſches Gemuͤt hegt ungemeine Flammen
Und pflegt die Niedrigkeit deß Poͤfels zuverdammen/
Geht nur den Sternen nach/ mit denen es verwand/
Und laͤſſet unter ſich die feigen Seelen liegen/
Jndem es iſt gewohnt ob Zeit und Neid zuſiegen.
Wem iſt nicht dieſe Bahn der Sterbligkeit bewuſt?
Wir koͤnnen nicht allzeit auff Lilg und Roſen gehen/
Offt muß ein Helden-Muth bey Dorn und Diſteln ſtehen:
Ein Weichling zeiget nie den Feinden ſeine Bruſt:
Der Ehren Tempel ſteht auff hoher Felſen Spitzen/
Und was hochſchaͤtzbar iſt/ erlangt Muͤh/ Fleiß und Schwitzen.
Die Proben die ſie hat/ Amazonin/ gethan/
Sind wuͤrdig/ daß man ſie den Cedern einverleibe/
Daß ihr Gedaͤchtnuͤß man in Ertz und Marmel ſchreibe/
Und kuͤndige ihr Lob der ſpaͤten Nachwelt an;
Nachdem durch Gottes-Schluß den Ehſtand ſie erwehlet/
Hilff Gott! was hat ſie nicht fuͤr Unheil da gezehlet;
Treu und Beſtaͤndigkeit blieb ihrer Sinnen Ziel/
Und hohe Tugend hieß der Grund-Stein ihrer Liebe.
Es kam kein Tag ſo ſchwartz/ ſo neblich und ſo truͤbe
Daß nicht ihr Wahl-Spruch hieß: Jch will was mein Gott
will.
Daher ihr Eh-Schatz auch in Zunder-reichen Flammen
Verknuͤpffte Seel und Hertz in gleicher Treu zuſammen.
Wie ſaur die Wirtſchafft war/ wie ſchwer der Sorgen-Laſt/
So trat ſie alles an dem Liebſten zugefallen/
So
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