Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Nun du an JEsus Brust solst liegen/Und mit ihm ein in Himmel gehn. 5. Dein' Augen werden nicht ersterben/Bricht sie schon hier des Todes Hand. Er wil mit seinem Blute färben Der Wangen jetzt verblasten Rand. Er wil den Todes-Schweiß weg wischen/ Dich Lämchen nehmen in die Schoß/ Und dich mit jenem Kelch erfrischen/ Den er zu deinem Heyl vergoß. 6. Muß schon das Fleisch wie Heu verschwinden/Schlieff doch dein Heiland auff dem Heu/ Als er sich erst bey uns ließ finden; Und alles Fleisch ist Heu und Spreu. Wie eine Blume auff der Wiese Gar bald des Mäders Senß' abmeyht/ So auch Holdseeligste Louyse Verfällst du in der ersten Zeit. 7. Du zartes Kind stirbst in der Wiegen/Gleich wie der Retter dieser Welt/ Als Mensch wil in der Wiege liegen/ Und uns die Ewigkeit fürstellt. Versichert/ daß er wird dein weinen Mit seinen Thränen trocknen ab/ Du wirst verklärter einst erscheinen/ Und als wie er/ gehn aus dem Grab. 8. Er Bruder/ kleidet deine Seele/Als Schwester/ in ein solch Gewand/ Das hier auff düstrer Erden Höle Kein sterblich Auge hat erkant. Er schencket dir ein solch Geschmeide/ Vor dem des Demants Straal erblast/ Hat Leben/ Herrligkeit und Freude Jn deinen Trau-Ring eingefast. 9. Laß
Leichen-Gedichte. Nun du an JEſus Bruſt ſolſt liegen/Und mit ihm ein in Himmel gehn. 5. Dein’ Augen werden nicht erſterben/Bricht ſie ſchon hier des Todes Hand. Er wil mit ſeinem Blute faͤrben Der Wangen jetzt verblaſten Rand. Er wil den Todes-Schweiß weg wiſchen/ Dich Laͤmchen nehmen in die Schoß/ Und dich mit jenem Kelch erfriſchen/ Den er zu deinem Heyl vergoß. 6. Muß ſchon das Fleiſch wie Heu verſchwinden/Schlieff doch dein Heiland auff dem Heu/ Als er ſich erſt bey uns ließ finden; Und alles Fleiſch iſt Heu und Spreu. Wie eine Blume auff der Wieſe Gar bald des Maͤders Senß’ abmeyht/ So auch Holdſeeligſte Louyſe Verfaͤllſt du in der erſten Zeit. 7. Du zartes Kind ſtirbſt in der Wiegen/Gleich wie der Retter dieſer Welt/ Als Menſch wil in der Wiege liegen/ Und uns die Ewigkeit fuͤrſtellt. Verſichert/ daß er wird dein weinen Mit ſeinen Thraͤnen trocknen ab/ Du wirſt verklaͤrter einſt erſcheinen/ Und als wie er/ gehn aus dem Grab. 8. Er Bruder/ kleidet deine Seele/Als Schweſter/ in ein ſolch Gewand/ Das hier auff duͤſtrer Erden Hoͤle Kein ſterblich Auge hat erkant. Er ſchencket dir ein ſolch Geſchmeide/ Vor dem des Demants Straal erblaſt/ Hat Leben/ Herrligkeit und Freude Jn deinen Trau-Ring eingefaſt. 9. Laß
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Leichen-Gedichte.
Nun du an JEſus Bruſt ſolſt liegen/
Und mit ihm ein in Himmel gehn.
5.
Dein’ Augen werden nicht erſterben/
Bricht ſie ſchon hier des Todes Hand.
Er wil mit ſeinem Blute faͤrben
Der Wangen jetzt verblaſten Rand.
Er wil den Todes-Schweiß weg wiſchen/
Dich Laͤmchen nehmen in die Schoß/
Und dich mit jenem Kelch erfriſchen/
Den er zu deinem Heyl vergoß.
6.
Muß ſchon das Fleiſch wie Heu verſchwinden/
Schlieff doch dein Heiland auff dem Heu/
Als er ſich erſt bey uns ließ finden;
Und alles Fleiſch iſt Heu und Spreu.
Wie eine Blume auff der Wieſe
Gar bald des Maͤders Senß’ abmeyht/
So auch Holdſeeligſte Louyſe
Verfaͤllſt du in der erſten Zeit.
7.
Du zartes Kind ſtirbſt in der Wiegen/
Gleich wie der Retter dieſer Welt/
Als Menſch wil in der Wiege liegen/
Und uns die Ewigkeit fuͤrſtellt.
Verſichert/ daß er wird dein weinen
Mit ſeinen Thraͤnen trocknen ab/
Du wirſt verklaͤrter einſt erſcheinen/
Und als wie er/ gehn aus dem Grab.
8.
Er Bruder/ kleidet deine Seele/
Als Schweſter/ in ein ſolch Gewand/
Das hier auff duͤſtrer Erden Hoͤle
Kein ſterblich Auge hat erkant.
Er ſchencket dir ein ſolch Geſchmeide/
Vor dem des Demants Straal erblaſt/
Hat Leben/ Herrligkeit und Freude
Jn deinen Trau-Ring eingefaſt.
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/396>, abgerufen am 28.07.2024. |