Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Die Liebste wird dahin getragen;Nun nach so Seegen-voller Eh/ Er sol in öden Einsamkeiten/ Beschliessen seines Lebens Rest. Schmertz/ der die Seele kan bestreiten/ Und aller Hoffnung Licht ausbläst! 5. Bevor/ wenn er zurück gedencket/Wie bey verkehrter Läuffte Zeit/ Da Krieg und Brand das Land gekräncket/ Die Pest die Menschen abgemeyt/ Die Theurung alles auffgerieben; Sie in beständigster Gedult Des Ehristenthumes treu geblieben/ Und ihn erquickt mit Lieb' und Huld. 6. Ja wie sie auch zwo Stammes-SäulenBeglückt gebohren an das Licht/ So von der Parcer Mörder-Pfeilen Jm ersten blüh'n zwar hingericht/ Und wie vor zweymahl vieren Jahren Der schönen Tochter Anmuths-May/ Den längst-erblasten Leichen-Schaaren/ Wurd' ebenfalls gesellet bey. 7. Da eckelt ihm fort mehr zu leben/Weil seiner Augen Lust dahin/ Und was ihm konnt' Ergetzung geben/ Den Sterbe-Kittel must' anziehn. Wenn nicht der Liebsten Trost und Pflegen/ Der Schmertzen Bitterkeit zertheilt/ Und mit erseufftztem Himmels-Seegen Die tieffen Wunden zugeheilt. 8. Nun aber so viel edler GabenDer müden Jahre bester Rath/ Jhm wird entzogen und begraben/ Klagt/ wer nicht Stahl im Hertzen hat/ Mit ihm/ sein gantz verlaßnes Leben/ Wohl-Edler Herr/ daß Einsamkeit Jetzt N n n
Leichen-Gedichte. Die Liebſte wird dahin getragen;Nun nach ſo Seegen-voller Eh/ Er ſol in oͤden Einſamkeiten/ Beſchlieſſen ſeines Lebens Reſt. Schmertz/ der die Seele kan beſtreiten/ Und aller Hoffnung Licht ausblaͤſt! 5. Bevor/ wenn er zuruͤck gedencket/Wie bey verkehrter Laͤuffte Zeit/ Da Krieg und Brand das Land gekraͤncket/ Die Peſt die Menſchen abgemeyt/ Die Theurung alles auffgerieben; Sie in beſtaͤndigſter Gedult Des Ehriſtenthumes treu geblieben/ Und ihn erquickt mit Lieb’ und Huld. 6. Ja wie ſie auch zwo Stammes-SaͤulenBegluͤckt gebohren an das Licht/ So von der Parcer Moͤrder-Pfeilen Jm erſten bluͤh’n zwar hingericht/ Und wie vor zweymahl vieren Jahren Der ſchoͤnen Tochter Anmuths-May/ Den laͤngſt-erblaſten Leichen-Schaaren/ Wurd’ ebenfalls geſellet bey. 7. Da eckelt ihm fort mehr zu leben/Weil ſeiner Augen Luſt dahin/ Und was ihm konnt’ Ergetzung geben/ Den Sterbe-Kittel muſt’ anziehn. Wenn nicht der Liebſten Troſt und Pflegen/ Der Schmertzen Bitterkeit zertheilt/ Und mit erſeufftztem Himmels-Seegen Die tieffen Wunden zugeheilt. 8. Nun aber ſo viel edler GabenDer muͤden Jahre beſter Rath/ Jhm wird entzogen und begraben/ Klagt/ wer nicht Stahl im Hertzen hat/ Mit ihm/ ſein gantz verlaßnes Leben/ Wohl-Edler Herr/ daß Einſamkeit Jetzt N n n
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Leichen-Gedichte.
Die Liebſte wird dahin getragen;
Nun nach ſo Seegen-voller Eh/
Er ſol in oͤden Einſamkeiten/
Beſchlieſſen ſeines Lebens Reſt.
Schmertz/ der die Seele kan beſtreiten/
Und aller Hoffnung Licht ausblaͤſt!
5.
Bevor/ wenn er zuruͤck gedencket/
Wie bey verkehrter Laͤuffte Zeit/
Da Krieg und Brand das Land gekraͤncket/
Die Peſt die Menſchen abgemeyt/
Die Theurung alles auffgerieben;
Sie in beſtaͤndigſter Gedult
Des Ehriſtenthumes treu geblieben/
Und ihn erquickt mit Lieb’ und Huld.
6.
Ja wie ſie auch zwo Stammes-Saͤulen
Begluͤckt gebohren an das Licht/
So von der Parcer Moͤrder-Pfeilen
Jm erſten bluͤh’n zwar hingericht/
Und wie vor zweymahl vieren Jahren
Der ſchoͤnen Tochter Anmuths-May/
Den laͤngſt-erblaſten Leichen-Schaaren/
Wurd’ ebenfalls geſellet bey.
7.
Da eckelt ihm fort mehr zu leben/
Weil ſeiner Augen Luſt dahin/
Und was ihm konnt’ Ergetzung geben/
Den Sterbe-Kittel muſt’ anziehn.
Wenn nicht der Liebſten Troſt und Pflegen/
Der Schmertzen Bitterkeit zertheilt/
Und mit erſeufftztem Himmels-Seegen
Die tieffen Wunden zugeheilt.
8.
Nun aber ſo viel edler Gaben
Der muͤden Jahre beſter Rath/
Jhm wird entzogen und begraben/
Klagt/ wer nicht Stahl im Hertzen hat/
Mit ihm/ ſein gantz verlaßnes Leben/
Wohl-Edler Herr/ daß Einſamkeit
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