Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Man leide mit Gedult/ was alle müssen leiden/ Und thu nur unverzagt was doch gethan muß seyn. Den Schluß von Ewigkeit/ Antreten und Abscheiden Reist keine Ungedult noch kläglich Winseln ein. So weit die Cynthia ihr silbern Tauhorn lencket/ Und Phöbus göldnes Rad den Kreiß der Welt durchfährt/ Jst nichts als Unbestand der unser Thun umbschrencket/ Und Kummer der den Kern des Geistes fast verzehrt. Ja endlich unser Leib ist nur ein Grab der Seele/ Ein Kercker wo uns nichts als Nacht und Schrecken rührt/ Ein arge Folter-Banck und Marter-reiche Höle/ Die mit stets neuer Noth die schwachen Glieder schnürt. Ein Schiffmann jauchtzt und springt/ wenn er den Port erblicket: Jst nicht der Tod bey uns ein Port der süssen Ruh? Der vor des Lebens Lust die Menschen mehr erquicket/ Wenn seine Hand zuletzt uns drückt die Augen zu. Betrübtste/ weiter wird auch diß noch Trost bereiten. Daß die so wol gelebt und seelig scheiden ab/ Man sol mit Lobgesang zu ihrer Grufft begleiten. Die Thür zur Ewigkeit ist frommer Christen Grab. Die bittern Schmertzen wird ihr Angedencken stillen/ Denn die man hochgeliebt/ vergisst man nimmer nicht. Muß schon was irrdisch war die Erde wieder füllen So schwebt ihr Bildnüß doch euch immer im Gesicht. Ja rufft vielmehr Glück zu! der seelgen Catharinen Die den April der Welt tauscht mit des Lebens May: Bekrönt ihr enges Grab mit frischen Roßmarinen Zum Trost/ daß eure Blum' hierinn verschlossen sey. Der Garten eurer Eh' muß jetzt zwar Anstoß leiden Des Todes Witterung raubt Pflantzen bester Art. Doch wird das Paradeis mit neuem Glantz sie kleiden/ Und zu mehr Herrligkeit hat sie das Grab bewahrt. Drumb stillt/ Betrübtste/ stillt die Hertzerpresten Thränen/ Jhr kurtzes Leiden hat erlangt den schönsten Preiß. Umbsonst beklagt man sie mit seufftzen-vollem Sehnen. Der traurt am Christlichsten/ der Maß zu halten weiß. Die
Leichen-Gedichte. Man leide mit Gedult/ was alle muͤſſen leiden/ Und thu nur unverzagt was doch gethan muß ſeyn. Den Schluß von Ewigkeit/ Antreten und Abſcheiden Reiſt keine Ungedult noch klaͤglich Winſeln ein. So weit die Cynthia ihr ſilbern Tauhorn lencket/ Und Phoͤbus goͤldnes Rad den Kreiß der Welt durchfaͤhrt/ Jſt nichts als Unbeſtand der unſer Thun umbſchrencket/ Und Kummer der den Kern des Geiſtes faſt verzehrt. Ja endlich unſer Leib iſt nur ein Grab der Seele/ Ein Kercker wo uns nichts als Nacht und Schrecken ruͤhrt/ Ein arge Folter-Banck und Marter-reiche Hoͤle/ Die mit ſtets neuer Noth die ſchwachen Glieder ſchnuͤrt. Ein Schiffmann jauchtzt und ſpringt/ wenn er den Port erblicket: Jſt nicht der Tod bey uns ein Port der ſuͤſſen Ruh? Der vor des Lebens Luſt die Menſchen mehr erquicket/ Wenn ſeine Hand zuletzt uns druͤckt die Augen zu. Betrübtſte/ weiter wird auch diß noch Troſt bereiten. Daß die ſo wol gelebt und ſeelig ſcheiden ab/ Man ſol mit Lobgeſang zu ihrer Grufft begleiten. Die Thuͤr zur Ewigkeit iſt frommer Chriſten Grab. Die bittern Schmertzen wird ihr Angedencken ſtillen/ Denn die man hochgeliebt/ vergiſſt man nimmer nicht. Muß ſchon was irrdiſch war die Erde wieder fuͤllen So ſchwebt ihr Bildnuͤß doch euch immer im Geſicht. Ja rufft vielmehr Gluͤck zu! der ſeelgen Catharinen Die den April der Welt tauſcht mit des Lebens May: Bekroͤnt ihr enges Grab mit friſchen Roßmarinen Zum Troſt/ daß eure Blum’ hierinn verſchloſſen ſey. Der Garten eurer Eh’ muß jetzt zwar Anſtoß leiden Des Todes Witterung raubt Pflantzen beſter Art. Doch wird das Paradeis mit neuem Glantz ſie kleiden/ Und zu mehr Herrligkeit hat ſie das Grab bewahrt. Drumb ſtillt/ Betruͤbtſte/ ſtillt die Hertzerpreſten Thraͤnen/ Jhr kurtzes Leiden hat erlangt den ſchoͤnſten Preiß. Umbſonſt beklagt man ſie mit ſeufftzen-vollem Sehnen. Der traurt am Chriſtlichſten/ der Maß zu halten weiß. Die
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Leichen-Gedichte.
Man leide mit Gedult/ was alle muͤſſen leiden/
Und thu nur unverzagt was doch gethan muß ſeyn.
Den Schluß von Ewigkeit/ Antreten und Abſcheiden
Reiſt keine Ungedult noch klaͤglich Winſeln ein.
So weit die Cynthia ihr ſilbern Tauhorn lencket/
Und Phoͤbus goͤldnes Rad den Kreiß der Welt durchfaͤhrt/
Jſt nichts als Unbeſtand der unſer Thun umbſchrencket/
Und Kummer der den Kern des Geiſtes faſt verzehrt.
Ja endlich unſer Leib iſt nur ein Grab der Seele/
Ein Kercker wo uns nichts als Nacht und Schrecken ruͤhrt/
Ein arge Folter-Banck und Marter-reiche Hoͤle/
Die mit ſtets neuer Noth die ſchwachen Glieder ſchnuͤrt.
Ein Schiffmann jauchtzt und ſpringt/ wenn er den Port erblicket:
Jſt nicht der Tod bey uns ein Port der ſuͤſſen Ruh?
Der vor des Lebens Luſt die Menſchen mehr erquicket/
Wenn ſeine Hand zuletzt uns druͤckt die Augen zu.
Betrübtſte/ weiter wird auch diß noch Troſt bereiten.
Daß die ſo wol gelebt und ſeelig ſcheiden ab/
Man ſol mit Lobgeſang zu ihrer Grufft begleiten.
Die Thuͤr zur Ewigkeit iſt frommer Chriſten Grab.
Die bittern Schmertzen wird ihr Angedencken ſtillen/
Denn die man hochgeliebt/ vergiſſt man nimmer nicht.
Muß ſchon was irrdiſch war die Erde wieder fuͤllen
So ſchwebt ihr Bildnuͤß doch euch immer im Geſicht.
Ja rufft vielmehr Gluͤck zu! der ſeelgen Catharinen
Die den April der Welt tauſcht mit des Lebens May:
Bekroͤnt ihr enges Grab mit friſchen Roßmarinen
Zum Troſt/ daß eure Blum’ hierinn verſchloſſen ſey.
Der Garten eurer Eh’ muß jetzt zwar Anſtoß leiden
Des Todes Witterung raubt Pflantzen beſter Art.
Doch wird das Paradeis mit neuem Glantz ſie kleiden/
Und zu mehr Herrligkeit hat ſie das Grab bewahrt.
Drumb ſtillt/ Betruͤbtſte/ ſtillt die Hertzerpreſten Thraͤnen/
Jhr kurtzes Leiden hat erlangt den ſchoͤnſten Preiß.
Umbſonſt beklagt man ſie mit ſeufftzen-vollem Sehnen.
Der traurt am Chriſtlichſten/ der Maß zu halten weiß.
Die
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