Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. So hat sie auch/ eh sie verblichen/Der Mutter Aug' und Hertz entzückt. 11. Die Jris widersteht der Schlangen/Und tödtet ihr hochschädlich Gifft. Glaubt daß der Juliane prangen Und Herrligkeit sie übertrifft. Jhr Heiland hat vom Gifft der Sünden Sie durch sein Gnaden-Bad befreyt/ Daß man sie wird geschmücket finden/ Jm Himmel-blauen Unschulds-Kleid. 12. Betrübtste Frau/ es kommt nach RegenDie Jris/ so den Himmel mahlt/ Und ist ein Bote/ daß mit Segen Uns GOttes Huld auffs neu bestrahlt. Es soll aus ihrem Thränen-Bogen Auch noch ein Freuden-Strahl auffgehn/ Und wenn des Traurens Nacht verflogen/ Wird Wonn' ihr an der Seite stehn. Der unverwelckte Amaranth oder Tausendschön Bey frühzeitigem Erblassen Hn. P. C. B. Töchterlein A. J. den 22. Novembr. 1676. 1. GJeßt Nimfen eure heisse ZährenAuff diesen kalten Leichen-Stein. Der Eltern hoffen und begehren/ Jhr Kleinod/ schleust der Sarch jetzt ein. Streut Blumen aus/ denn eure Blume Die lieblich' Amarant erblast. Singt ihr ein Lied zum Ehren-Ruhme Das Lieb' und Treu hat abgefast. 2. Ob schon des Winters kaltes RasenDen Gärten ihren Purpur nimmt/ Und
Leichen-Gedichte. So hat ſie auch/ eh ſie verblichen/Der Mutter Aug’ und Hertz entzuͤckt. 11. Die Jris widerſteht der Schlangen/Und toͤdtet ihr hochſchaͤdlich Gifft. Glaubt daß der Juliane prangen Und Herrligkeit ſie uͤbertrifft. Jhr Heiland hat vom Gifft der Suͤnden Sie durch ſein Gnaden-Bad befreyt/ Daß man ſie wird geſchmuͤcket finden/ Jm Himmel-blauen Unſchulds-Kleid. 12. Betruͤbtſte Frau/ es kommt nach RegenDie Jris/ ſo den Himmel mahlt/ Und iſt ein Bote/ daß mit Segen Uns GOttes Huld auffs neu beſtrahlt. Es ſoll aus ihrem Thraͤnen-Bogen Auch noch ein Freuden-Strahl auffgehn/ Und wenn des Traurens Nacht verflogen/ Wird Wonn’ ihr an der Seite ſtehn. Der unverwelckte Amaranth oder Tauſendſchoͤn Bey fruͤhzeitigem Erblaſſen Hn. P. C. B. Toͤchterlein A. J. den 22. Novembr. 1676. 1. GJeßt Nimfen eure heiſſe ZaͤhrenAuff dieſen kalten Leichen-Stein. Der Eltern hoffen und begehren/ Jhr Kleinod/ ſchleuſt der Sarch jetzt ein. Streut Blumen aus/ denn eure Blume Die lieblich’ Amarant erblaſt. Singt ihr ein Lied zum Ehren-Ruhme Das Lieb’ und Treu hat abgefaſt. 2. Ob ſchon des Winters kaltes RaſenDen Gaͤrten ihren Purpur nimmt/ Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="10"> <pb facs="#f0510" n="278"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>So hat ſie auch/ eh ſie verblichen/</l><lb/> <l>Der Mutter Aug’ und Hertz entzuͤckt.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <head> <hi rendition="#c">11.</hi> </head><lb/> <l>Die Jris widerſteht der Schlangen/</l><lb/> <l>Und toͤdtet ihr hochſchaͤdlich Gifft.</l><lb/> <l>Glaubt daß der <hi rendition="#fr">Juliane</hi> prangen</l><lb/> <l>Und Herrligkeit ſie uͤbertrifft.</l><lb/> <l>Jhr Heiland hat vom Gifft der Suͤnden</l><lb/> <l>Sie durch ſein Gnaden-Bad befreyt/</l><lb/> <l>Daß man ſie wird geſchmuͤcket finden/</l><lb/> <l>Jm Himmel-blauen Unſchulds-Kleid.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <head> <hi rendition="#c">12.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#fr">Betruͤbtſte</hi> F<hi rendition="#fr">rau/</hi> es kommt nach Regen</l><lb/> <l>Die Jris/ ſo den Himmel mahlt/</l><lb/> <l>Und iſt ein Bote/ daß mit Segen</l><lb/> <l>Uns GOttes Huld auffs neu beſtrahlt.</l><lb/> <l>Es ſoll aus ihrem Thraͤnen-Bogen</l><lb/> <l>Auch noch ein Freuden-Strahl auffgehn/</l><lb/> <l>Und wenn des Traurens Nacht verflogen/</l><lb/> <l>Wird Wonn’ ihr an der Seite ſtehn.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c">Der unverwelckte Amaranth oder Tauſendſchoͤn<lb/><hi rendition="#fr">Bey fruͤhzeitigem Erblaſſen Hn. P. C. B.</hi><lb/> Toͤchterlein A. J. den 22. Novembr. 1676.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">G</hi>Jeßt Nimfen eure heiſſe Zaͤhren</l><lb/> <l>Auff dieſen kalten Leichen-Stein.</l><lb/> <l>Der Eltern hoffen und begehren/</l><lb/> <l>Jhr Kleinod/ ſchleuſt der Sarch jetzt ein.</l><lb/> <l>Streut Blumen aus/ denn eure Blume</l><lb/> <l>Die lieblich’ Amarant erblaſt.</l><lb/> <l>Singt ihr ein Lied zum Ehren-Ruhme</l><lb/> <l>Das Lieb’ und Treu hat abgefaſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/> <l>Ob ſchon des Winters kaltes Raſen</l><lb/> <l>Den Gaͤrten ihren Purpur nimmt/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [278/0510]
Leichen-Gedichte.
So hat ſie auch/ eh ſie verblichen/
Der Mutter Aug’ und Hertz entzuͤckt.
11.
Die Jris widerſteht der Schlangen/
Und toͤdtet ihr hochſchaͤdlich Gifft.
Glaubt daß der Juliane prangen
Und Herrligkeit ſie uͤbertrifft.
Jhr Heiland hat vom Gifft der Suͤnden
Sie durch ſein Gnaden-Bad befreyt/
Daß man ſie wird geſchmuͤcket finden/
Jm Himmel-blauen Unſchulds-Kleid.
12.
Betruͤbtſte Frau/ es kommt nach Regen
Die Jris/ ſo den Himmel mahlt/
Und iſt ein Bote/ daß mit Segen
Uns GOttes Huld auffs neu beſtrahlt.
Es ſoll aus ihrem Thraͤnen-Bogen
Auch noch ein Freuden-Strahl auffgehn/
Und wenn des Traurens Nacht verflogen/
Wird Wonn’ ihr an der Seite ſtehn.
Der unverwelckte Amaranth oder Tauſendſchoͤn
Bey fruͤhzeitigem Erblaſſen Hn. P. C. B.
Toͤchterlein A. J. den 22. Novembr. 1676.
1.
GJeßt Nimfen eure heiſſe Zaͤhren
Auff dieſen kalten Leichen-Stein.
Der Eltern hoffen und begehren/
Jhr Kleinod/ ſchleuſt der Sarch jetzt ein.
Streut Blumen aus/ denn eure Blume
Die lieblich’ Amarant erblaſt.
Singt ihr ein Lied zum Ehren-Ruhme
Das Lieb’ und Treu hat abgefaſt.
2.
Ob ſchon des Winters kaltes Raſen
Den Gaͤrten ihren Purpur nimmt/
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |