Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Leichen-Gedichte.
Es ist ein grosser Ruhm hier wol gebohren werden/
Und noch ein grösser Schmuck wer Tugendreich gelebt/
Ja unter Ehr und Ruhm verläst das Rund der Erden
Und nach dem Sieges-Krantz der Himmels-Freuden strebt.
Trauer-Gedichte
Bey Beerdigung Hn. H. v. G. u. S. R. P.
den 4. April. 1677.
WEnn itzt des Himmels Hertz und Auge dieser Welt/
Der Sternen Königin und Fürstin aller Zeiten/
Den Strahlen-reichen Lauff zu Trost und Nutz den
Leuten/

Durch das gevierdte Rund mit reicher Frucht bestellt/
Ermüdet in die Schoß der blauen Thetis sincket/
Und uns zu letzte noch mit güldnen Blicken wincket.
So siht man/ wie entzuckt die gantze Sterbligkeit
Den lichten Purpur ehrt/ ihr Glantz sol nun erbleichen/
Doch pflegt sie so ein Gold den Wolcken darzureichen/
Das den Carfunckeln Kampff/ Rubinen Hohn anbeut.
Die Wälder stehn erschreckt und fürchten schwartze Schatten/
Die Kräuter bücken sich für Trauren auff den Matten.
Die Flora drückt bestürtzt der Kinder Augen zu/
Die Flüsse schlaffen ein/ die stillen Lüffte schweigen.
Es muß die Clytie ihr Haupt zur Erde neigen/
Der Vogel sucht im Nest/ das Wild im Forste Ruh.
Ja selbst die kleine Welt/ der Mensch klagt/ daß der Sonnen
Durchlauchte Treffligkeit in Finsternüß zerronnen.
So auch da itzt das Hertz und Auge dieser Stadt/
Der Hochverdiente Greiß/ der Edle Herr von Götzen/
Wil aus der Sterbligkeit die müden Füsse setzen/
Und seiner Tugend Sonn' uns satt bestrahlet hat/
Siht man die Funcken noch von seinem Ehren-Leben
Der Nachwelt neuen Glantz zu gleichem Spiegel geben.
Die Fackel von dem Ruhm dem längst die Ewigkeit
Sich zugeschworen hat/ muß itzt weit heller schimmern;
Es scheint des Rathes Licht noch in des Rathes Zimmern/
Der Sinnen waches Feur/ so bey verwirrter Zeit
Dem Pharus gleich geleucht/ und Weg und Bahn gewiesen/
Wird bey dem Untergang von männiglich gepriesen.
Des
Leichen-Gedichte.
Es iſt ein groſſer Ruhm hier wol gebohren werden/
Und noch ein groͤſſer Schmuck wer Tugendreich gelebt/
Ja unter Ehr und Ruhm verlaͤſt das Rund der Erden
Und nach dem Sieges-Krantz der Himmels-Freuden ſtrebt.
Trauer-Gedichte
Bey Beerdigung Hn. H. v. G. u. S. R. P.
den 4. April. 1677.
WEnn itzt des Himmels Hertz und Auge dieſer Welt/
Der Sternen Koͤnigin und Fuͤrſtin aller Zeiten/
Den Strahlen-reichen Lauff zu Troſt und Nutz den
Leuten/

Durch das gevierdte Rund mit reicher Frucht beſtellt/
Ermuͤdet in die Schoß der blauen Thetis ſincket/
Und uns zu letzte noch mit guͤldnen Blicken wincket.
So ſiht man/ wie entzuckt die gantze Sterbligkeit
Den lichten Purpur ehrt/ ihr Glantz ſol nun erbleichen/
Doch pflegt ſie ſo ein Gold den Wolcken darzureichen/
Das den Carfunckeln Kampff/ Rubinen Hohn anbeut.
Die Waͤlder ſtehn erſchreckt und fuͤrchten ſchwartze Schatten/
Die Kraͤuter buͤcken ſich fuͤr Trauren auff den Matten.
Die Flora druͤckt beſtuͤrtzt der Kinder Augen zu/
Die Fluͤſſe ſchlaffen ein/ die ſtillen Luͤffte ſchweigen.
Es muß die Clytie ihr Haupt zur Erde neigen/
Der Vogel ſucht im Neſt/ das Wild im Forſte Ruh.
Ja ſelbſt die kleine Welt/ der Menſch klagt/ daß der Sonnen
Durchlauchte Treffligkeit in Finſternuͤß zerronnen.
So auch da itzt das Hertz und Auge dieſer Stadt/
Der Hochverdiente Greiß/ der Edle Herr von Goͤtzen/
Wil aus der Sterbligkeit die muͤden Fuͤſſe ſetzen/
Und ſeiner Tugend Sonn’ uns ſatt beſtrahlet hat/
Siht man die Funcken noch von ſeinem Ehren-Leben
Der Nachwelt neuen Glantz zu gleichem Spiegel geben.
Die Fackel von dem Ruhm dem laͤngſt die Ewigkeit
Sich zugeſchworen hat/ muß itzt weit heller ſchimmern;
Es ſcheint des Rathes Licht noch in des Rathes Zimmern/
Der Sinnen waches Feur/ ſo bey verwirrter Zeit
Dem Pharus gleich geleucht/ und Weg und Bahn gewieſen/
Wird bey dem Untergang von maͤnniglich geprieſen.
Des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0522" n="290"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Es i&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;er Ruhm hier wol gebohren werden/</l><lb/>
          <l>Und noch ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Schmuck wer Tugendreich gelebt/</l><lb/>
          <l>Ja unter Ehr und Ruhm verla&#x0364;&#x017F;t das Rund der Erden</l><lb/>
          <l>Und nach dem Sieges-Krantz der Himmels-Freuden &#x017F;trebt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c">Trauer-Gedichte<lb/><hi rendition="#fr">Bey Beerdigung Hn. H. v. G. u. S. R.</hi> <hi rendition="#aq">P.</hi><lb/>
den 4. April. 1677.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>Enn itzt des Himmels Hertz und Auge die&#x017F;er Welt/</l><lb/>
          <l>Der Sternen Ko&#x0364;nigin und Fu&#x0364;r&#x017F;tin aller Zeiten/</l><lb/>
          <l>Den Strahlen-reichen Lauff zu Tro&#x017F;t und Nutz den<lb/><hi rendition="#et">Leuten/</hi></l><lb/>
          <l>Durch das gevierdte Rund mit reicher Frucht be&#x017F;tellt/</l><lb/>
          <l>Ermu&#x0364;det in die Schoß der blauen Thetis &#x017F;incket/</l><lb/>
          <l>Und uns zu letzte noch mit gu&#x0364;ldnen Blicken wincket.</l><lb/>
          <l>So &#x017F;iht man/ wie entzuckt die gantze Sterbligkeit</l><lb/>
          <l>Den lichten Purpur ehrt/ ihr Glantz &#x017F;ol nun erbleichen/</l><lb/>
          <l>Doch pflegt &#x017F;ie &#x017F;o ein Gold den Wolcken darzureichen/</l><lb/>
          <l>Das den Carfunckeln Kampff/ Rubinen Hohn anbeut.</l><lb/>
          <l>Die Wa&#x0364;lder &#x017F;tehn er&#x017F;chreckt und fu&#x0364;rchten &#x017F;chwartze Schatten/</l><lb/>
          <l>Die Kra&#x0364;uter bu&#x0364;cken &#x017F;ich fu&#x0364;r Trauren auff den Matten.</l><lb/>
          <l>Die Flora dru&#x0364;ckt be&#x017F;tu&#x0364;rtzt der Kinder Augen zu/</l><lb/>
          <l>Die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chlaffen ein/ die &#x017F;tillen Lu&#x0364;ffte &#x017F;chweigen.</l><lb/>
          <l>Es muß die Clytie ihr Haupt zur Erde neigen/</l><lb/>
          <l>Der Vogel &#x017F;ucht im Ne&#x017F;t/ das Wild im For&#x017F;te Ruh.</l><lb/>
          <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t die kleine Welt/ der Men&#x017F;ch klagt/ daß der Sonnen</l><lb/>
          <l>Durchlauchte Treffligkeit in Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß zerronnen.</l><lb/>
          <l>So auch da itzt das Hertz und Auge die&#x017F;er Stadt/</l><lb/>
          <l>Der Hochverdiente Greiß/ der Edle <hi rendition="#fr">Herr von Go&#x0364;tzen/</hi></l><lb/>
          <l>Wil aus der Sterbligkeit die mu&#x0364;den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;etzen/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;einer Tugend <hi rendition="#fr">Sonn&#x2019;</hi> uns &#x017F;att be&#x017F;trahlet hat/</l><lb/>
          <l>Siht man die Funcken noch von &#x017F;einem Ehren-Leben</l><lb/>
          <l>Der Nachwelt neuen Glantz zu gleichem Spiegel geben.</l><lb/>
          <l>Die Fackel von dem Ruhm dem la&#x0364;ng&#x017F;t die Ewigkeit</l><lb/>
          <l>Sich zuge&#x017F;chworen hat/ muß itzt weit heller &#x017F;chimmern;</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;cheint des Rathes Licht noch in des <hi rendition="#fr">Rathes</hi> Zimmern/</l><lb/>
          <l>Der Sinnen waches Feur/ &#x017F;o bey verwirrter Zeit</l><lb/>
          <l>Dem Pharus gleich geleucht/ und Weg und Bahn gewie&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Wird bey dem Untergang von ma&#x0364;nniglich geprie&#x017F;en.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0522] Leichen-Gedichte. Es iſt ein groſſer Ruhm hier wol gebohren werden/ Und noch ein groͤſſer Schmuck wer Tugendreich gelebt/ Ja unter Ehr und Ruhm verlaͤſt das Rund der Erden Und nach dem Sieges-Krantz der Himmels-Freuden ſtrebt. Trauer-Gedichte Bey Beerdigung Hn. H. v. G. u. S. R. P. den 4. April. 1677. WEnn itzt des Himmels Hertz und Auge dieſer Welt/ Der Sternen Koͤnigin und Fuͤrſtin aller Zeiten/ Den Strahlen-reichen Lauff zu Troſt und Nutz den Leuten/ Durch das gevierdte Rund mit reicher Frucht beſtellt/ Ermuͤdet in die Schoß der blauen Thetis ſincket/ Und uns zu letzte noch mit guͤldnen Blicken wincket. So ſiht man/ wie entzuckt die gantze Sterbligkeit Den lichten Purpur ehrt/ ihr Glantz ſol nun erbleichen/ Doch pflegt ſie ſo ein Gold den Wolcken darzureichen/ Das den Carfunckeln Kampff/ Rubinen Hohn anbeut. Die Waͤlder ſtehn erſchreckt und fuͤrchten ſchwartze Schatten/ Die Kraͤuter buͤcken ſich fuͤr Trauren auff den Matten. Die Flora druͤckt beſtuͤrtzt der Kinder Augen zu/ Die Fluͤſſe ſchlaffen ein/ die ſtillen Luͤffte ſchweigen. Es muß die Clytie ihr Haupt zur Erde neigen/ Der Vogel ſucht im Neſt/ das Wild im Forſte Ruh. Ja ſelbſt die kleine Welt/ der Menſch klagt/ daß der Sonnen Durchlauchte Treffligkeit in Finſternuͤß zerronnen. So auch da itzt das Hertz und Auge dieſer Stadt/ Der Hochverdiente Greiß/ der Edle Herr von Goͤtzen/ Wil aus der Sterbligkeit die muͤden Fuͤſſe ſetzen/ Und ſeiner Tugend Sonn’ uns ſatt beſtrahlet hat/ Siht man die Funcken noch von ſeinem Ehren-Leben Der Nachwelt neuen Glantz zu gleichem Spiegel geben. Die Fackel von dem Ruhm dem laͤngſt die Ewigkeit Sich zugeſchworen hat/ muß itzt weit heller ſchimmern; Es ſcheint des Rathes Licht noch in des Rathes Zimmern/ Der Sinnen waches Feur/ ſo bey verwirrter Zeit Dem Pharus gleich geleucht/ und Weg und Bahn gewieſen/ Wird bey dem Untergang von maͤnniglich geprieſen. Des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/522
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/522>, abgerufen am 22.11.2024.