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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Erweicht kein sehnlich flehn. Genug daß wir die Gaben/
Die Schätze der Natur/ nicht wie den Leib begeaben.
Herr Artzat lebt und blüht den Hertzen eingeprägt/
Sein Ruhm/ den weder Zeit noch Neid zugrabe trägt/
Wird auch der jüngern Welt hell in die Augen scheinen.
Und wem ist unbekand/ wie er von Kindes Beinen
Der Tugend nachgestrebt? Ob schon der Ahnen Ruhm/
Und Adliches Geschlecht sein erstes Eigenthum/
So meint er nicht genug von Eltern edel heissen.
Er wolte sich vor sich so auff ein Lob befleissen
Das unvergänglich ist. Sein unermüdet Sinn
Hing freyen Künsten nach/ er gieng begierig hin
Wo theure Wissenschafft und Weißheit war zu finden.
Man preiste seinen Fleiß bey den berühmten Linden/
Wo er das heilge Recht mit grossem Eisser trieb.
Apollo ward ihm hold/ Minerva hat ihn lieb.
Und wie ein feurig Geist stets seinem Himmel gleichet/
So ließ er auch nicht nach biß er den Zweg erreichet.
Er trat die Reisen an/ und als er in der Welt
Was hoch- und schätzbar ist/ und was sie nützlich hält/
Mit Rath ihm beygelegt/ bracht er die reiffen Früchte
Jns Vaterlandes Schoß. Gleich wie im ersten Lichte
Die Morgenröthe schon den braunen Purpur zeigt
Und drauf ins klare Gold des hellen Tages steigt:
So schien Herr Artzats Thun auch da voll Ehren-Sonnen.
Die Hoffnung hatte schon die Oberhand gewonnen
Daß er bey dieser Stadt ein Vater würde seyn/
Der Ausgang traff beglückt mit allen Wünschen ein.
Hier öffnet sich ein Feld von seinem Ruhm zu melden.
Rom schätzte sich berühmt mit seineu theuren Helden.
Wenn da ein Appius der Bürger Heilbewacht/
Camillus es beschützt/ und Cato den Verdacht
Durch nichts als Unschuld dämpfft und Tugendhafftes Leben:
So können wir gewiß mit besserm Grund erheben
Herrn Artzats edlen Ruhm. Denn als der Sterbligkeit
Der hochverdiente Greiß der Vater sich befreyt/
Und nun in gleiche Würd und Stand der Sohn war kommen/
Wie eyfrig hat er sich nicht alles angenommen?
Gleich
Leichen-Gedichte.
Erweicht kein ſehnlich flehn. Genug daß wir die Gaben/
Die Schaͤtze der Natur/ nicht wie den Leib begeaben.
Herr Artzat lebt und bluͤht den Hertzen eingepraͤgt/
Sein Ruhm/ den weder Zeit noch Neid zugrabe traͤgt/
Wird auch der juͤngern Welt hell in die Augen ſcheinen.
Und wem iſt unbekand/ wie er von Kindes Beinen
Der Tugend nachgeſtrebt? Ob ſchon der Ahnen Ruhm/
Und Adliches Geſchlecht ſein erſtes Eigenthum/
So meint er nicht genug von Eltern edel heiſſen.
Er wolte ſich vor ſich ſo auff ein Lob befleiſſen
Das unvergaͤnglich iſt. Sein unermuͤdet Sinn
Hing freyen Kuͤnſten nach/ er gieng begierig hin
Wo theure Wiſſenſchafft und Weißheit war zu finden.
Man preiſte ſeinen Fleiß bey den beruͤhmten Linden/
Wo er das heilge Recht mit groſſem Eiſſer trieb.
Apollo ward ihm hold/ Minerva hat ihn lieb.
Und wie ein feurig Geiſt ſtets ſeinem Himmel gleichet/
So ließ er auch nicht nach biß er den Zweg erreichet.
Er trat die Reiſen an/ und als er in der Welt
Was hoch- und ſchaͤtzbar iſt/ und was ſie nuͤtzlich haͤlt/
Mit Rath ihm beygelegt/ bracht er die reiffen Fruͤchte
Jns Vaterlandes Schoß. Gleich wie im erſten Lichte
Die Morgenroͤthe ſchon den braunen Purpur zeigt
Und drauf ins klare Gold des hellen Tages ſteigt:
So ſchien Herr Artzats Thun auch da voll Ehren-Sonnen.
Die Hoffnung hatte ſchon die Oberhand gewonnen
Daß er bey dieſer Stadt ein Vater wuͤrde ſeyn/
Der Ausgang traff begluͤckt mit allen Wuͤnſchen ein.
Hier oͤffnet ſich ein Feld von ſeinem Ruhm zu melden.
Rom ſchaͤtzte ſich beruͤhmt mit ſeineu theuren Helden.
Wenn da ein Appius der Buͤrger Heilbewacht/
Camillus es beſchuͤtzt/ und Cato den Verdacht
Durch nichts als Unſchuld daͤmpfft und Tugendhafftes Leben:
So koͤnnen wir gewiß mit beſſerm Grund erheben
Herrn Artzats edlen Ruhm. Denn als der Sterbligkeit
Der hochverdiente Greiß der Vater ſich befreyt/
Und nun in gleiche Wuͤrd und Stand der Sohn war kommen/
Wie eyfrig hat er ſich nicht alles angenommen?
Gleich
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[318/0550] Leichen-Gedichte. Erweicht kein ſehnlich flehn. Genug daß wir die Gaben/ Die Schaͤtze der Natur/ nicht wie den Leib begeaben. Herr Artzat lebt und bluͤht den Hertzen eingepraͤgt/ Sein Ruhm/ den weder Zeit noch Neid zugrabe traͤgt/ Wird auch der juͤngern Welt hell in die Augen ſcheinen. Und wem iſt unbekand/ wie er von Kindes Beinen Der Tugend nachgeſtrebt? Ob ſchon der Ahnen Ruhm/ Und Adliches Geſchlecht ſein erſtes Eigenthum/ So meint er nicht genug von Eltern edel heiſſen. Er wolte ſich vor ſich ſo auff ein Lob befleiſſen Das unvergaͤnglich iſt. Sein unermuͤdet Sinn Hing freyen Kuͤnſten nach/ er gieng begierig hin Wo theure Wiſſenſchafft und Weißheit war zu finden. Man preiſte ſeinen Fleiß bey den beruͤhmten Linden/ Wo er das heilge Recht mit groſſem Eiſſer trieb. Apollo ward ihm hold/ Minerva hat ihn lieb. Und wie ein feurig Geiſt ſtets ſeinem Himmel gleichet/ So ließ er auch nicht nach biß er den Zweg erreichet. Er trat die Reiſen an/ und als er in der Welt Was hoch- und ſchaͤtzbar iſt/ und was ſie nuͤtzlich haͤlt/ Mit Rath ihm beygelegt/ bracht er die reiffen Fruͤchte Jns Vaterlandes Schoß. Gleich wie im erſten Lichte Die Morgenroͤthe ſchon den braunen Purpur zeigt Und drauf ins klare Gold des hellen Tages ſteigt: So ſchien Herr Artzats Thun auch da voll Ehren-Sonnen. Die Hoffnung hatte ſchon die Oberhand gewonnen Daß er bey dieſer Stadt ein Vater wuͤrde ſeyn/ Der Ausgang traff begluͤckt mit allen Wuͤnſchen ein. Hier oͤffnet ſich ein Feld von ſeinem Ruhm zu melden. Rom ſchaͤtzte ſich beruͤhmt mit ſeineu theuren Helden. Wenn da ein Appius der Buͤrger Heilbewacht/ Camillus es beſchuͤtzt/ und Cato den Verdacht Durch nichts als Unſchuld daͤmpfft und Tugendhafftes Leben: So koͤnnen wir gewiß mit beſſerm Grund erheben Herrn Artzats edlen Ruhm. Denn als der Sterbligkeit Der hochverdiente Greiß der Vater ſich befreyt/ Und nun in gleiche Wuͤrd und Stand der Sohn war kommen/ Wie eyfrig hat er ſich nicht alles angenommen? Gleich

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/550>, abgerufen am 22.11.2024.