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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Himmlische Vermählung
Jfr. M. M. W. v. W. den 27. Martii
1678.
SO zeuchstu/ Seeligste/ numehr von dieser Erden?
Verläst des Vaters Haus/ dein Volck und diese Stadt?
Ach ja! der Höchste selbst wil jetzt dein Bräutgam werden.
Was Wunder? daß kein Mensch theil deiner Liebe hat?
Du weist daß doch die Welt muß wie ein Kleid veralten/
Daß nichts beständig hier als Unbeständigkeit/
Darumb so lästu sie den schwartzen Sontag halten/
Weil Jubilate du feyrst in der Ewigkeit.
Es geht zwar bitter ein so zeitlich dich zu missen/
Die Welt kennt dich kaum recht/ so sagstu schon Ade!
Doch siht man daß dein Geist den rechten Weg kan wissen/
Du suchst den Himmels; May vor diesen Mertzen-Schnee.
Es mögen andre sich den Kindern gleich vergaffen
An dem/ was sonst der Mensch zum höchsten Gute zehlt.
Die Welt gab Martha dir doch allzu viel zuschaffen
Drumb hast Maria du das beste Theil erwehlt.
Ja wol! das beste Theil du hast den Schatz gefunden/
Den uns kein Potosi kein Peru geben kan.
Die zehlst nicht mehr wie vor Schlafflose Nächt und Stunden:
Hier geht dein Ruhe-Tag und Feyerabend an.
Jtzt wechselstu mit GOtt/ Verlobte/ Hand und Ringe
Du bringst des Glaubens-Schmuck mit dir zum Heyrath-
Er gibt den Himmel dir zu einem Leibgedinge (Gut:
Eur Ehberedung ist besiegelt durch sein Blut.
Prangt Mogols Hochzeit-Fest mit lichten Diamanten
Mit Lampen welche gar von Balsam sind gemacht?
Das Stern- und Engel-Heer sind Lichter und Trabanten
So dir zur Seite stehn in unerschöpffter Pracht.
Es ist das Paradiß dein himmlisch Hochzeit-Bette/
Hier liegstu hochvergnügt dem Bräutgam an der Seit'
Er gibt sich selber dir statt der Vermählungs-Kette
Dein Schmuck ist sein Verdienst/ dein Krantz die Ewigkeit.
Vergönn' uns/ Schöne Braut/ die wir im Geiste schauen/
Wie du in Eden schon gleich Palm und Cedern grünst/
Daß deiner Tugend wir ein Ehren-Mahl noch bauen/
Und melden durch diß Blat was du mit Ruhm verdienst.
Dein
Leichen-Gedichte.
Himmliſche Vermaͤhlung
Jfr. M. M. W. v. W. den 27. Martii
1678.
SO zeuchſtu/ Seeligſte/ numehr von dieſer Erden?
Verlaͤſt des Vaters Haus/ dein Volck und dieſe Stadt?
Ach ja! der Hoͤchſte ſelbſt wil jetzt dein Braͤutgam werden.
Was Wunder? daß kein Menſch theil deiner Liebe hat?
Du weiſt daß doch die Welt muß wie ein Kleid veralten/
Daß nichts beſtaͤndig hier als Unbeſtaͤndigkeit/
Darumb ſo laͤſtu ſie den ſchwartzen Sontag halten/
Weil Jubilate du feyrſt in der Ewigkeit.
Es geht zwar bitter ein ſo zeitlich dich zu miſſen/
Die Welt kennt dich kaum recht/ ſo ſagſtu ſchon Ade!
Doch ſiht man daß dein Geiſt den rechten Weg kan wiſſen/
Du ſuchſt den Himmels; May vor dieſen Mertzen-Schnee.
Es moͤgen andre ſich den Kindern gleich vergaffen
An dem/ was ſonſt der Menſch zum hoͤchſten Gute zehlt.
Die Welt gab Martha dir doch allzu viel zuſchaffen
Drumb haſt Maria du das beſte Theil erwehlt.
Ja wol! das beſte Theil du haſt den Schatz gefunden/
Den uns kein Potoſi kein Peru geben kan.
Die zehlſt nicht mehr wie vor Schlaffloſe Naͤcht und Stunden:
Hier geht dein Ruhe-Tag und Feyerabend an.
Jtzt wechſelſtu mit GOtt/ Verlobte/ Hand und Ringe
Du bringſt des Glaubens-Schmuck mit dir zum Heyrath-
Er gibt den Himmel dir zu einem Leibgedinge (Gut:
Eur Ehberedung iſt beſiegelt durch ſein Blut.
Prangt Mogols Hochzeit-Feſt mit lichten Diamanten
Mit Lampen welche gar von Balſam ſind gemacht?
Das Stern- und Engel-Heer ſind Lichter und Trabanten
So dir zur Seite ſtehn in unerſchoͤpffter Pracht.
Es iſt das Paradiß dein himmliſch Hochzeit-Bette/
Hier liegſtu hochvergnuͤgt dem Braͤutgam an der Seit’
Er gibt ſich ſelber dir ſtatt der Vermaͤhlungs-Kette
Dein Schmuck iſt ſein Verdienſt/ dein Krantz die Ewigkeit.
Vergoͤnn’ uns/ Schoͤne Braut/ die wir im Geiſte ſchauen/
Wie du in Eden ſchon gleich Palm und Cedern gruͤnſt/
Daß deiner Tugend wir ein Ehren-Mahl noch bauen/
Und melden durch diß Blat was du mit Ruhm verdienſt.
Dein
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[326/0558] Leichen-Gedichte. Himmliſche Vermaͤhlung Jfr. M. M. W. v. W. den 27. Martii 1678. SO zeuchſtu/ Seeligſte/ numehr von dieſer Erden? Verlaͤſt des Vaters Haus/ dein Volck und dieſe Stadt? Ach ja! der Hoͤchſte ſelbſt wil jetzt dein Braͤutgam werden. Was Wunder? daß kein Menſch theil deiner Liebe hat? Du weiſt daß doch die Welt muß wie ein Kleid veralten/ Daß nichts beſtaͤndig hier als Unbeſtaͤndigkeit/ Darumb ſo laͤſtu ſie den ſchwartzen Sontag halten/ Weil Jubilate du feyrſt in der Ewigkeit. Es geht zwar bitter ein ſo zeitlich dich zu miſſen/ Die Welt kennt dich kaum recht/ ſo ſagſtu ſchon Ade! Doch ſiht man daß dein Geiſt den rechten Weg kan wiſſen/ Du ſuchſt den Himmels; May vor dieſen Mertzen-Schnee. Es moͤgen andre ſich den Kindern gleich vergaffen An dem/ was ſonſt der Menſch zum hoͤchſten Gute zehlt. Die Welt gab Martha dir doch allzu viel zuſchaffen Drumb haſt Maria du das beſte Theil erwehlt. Ja wol! das beſte Theil du haſt den Schatz gefunden/ Den uns kein Potoſi kein Peru geben kan. Die zehlſt nicht mehr wie vor Schlaffloſe Naͤcht und Stunden: Hier geht dein Ruhe-Tag und Feyerabend an. Jtzt wechſelſtu mit GOtt/ Verlobte/ Hand und Ringe Du bringſt des Glaubens-Schmuck mit dir zum Heyrath- Er gibt den Himmel dir zu einem Leibgedinge (Gut: Eur Ehberedung iſt beſiegelt durch ſein Blut. Prangt Mogols Hochzeit-Feſt mit lichten Diamanten Mit Lampen welche gar von Balſam ſind gemacht? Das Stern- und Engel-Heer ſind Lichter und Trabanten So dir zur Seite ſtehn in unerſchoͤpffter Pracht. Es iſt das Paradiß dein himmliſch Hochzeit-Bette/ Hier liegſtu hochvergnuͤgt dem Braͤutgam an der Seit’ Er gibt ſich ſelber dir ſtatt der Vermaͤhlungs-Kette Dein Schmuck iſt ſein Verdienſt/ dein Krantz die Ewigkeit. Vergoͤnn’ uns/ Schoͤne Braut/ die wir im Geiſte ſchauen/ Wie du in Eden ſchon gleich Palm und Cedern gruͤnſt/ Daß deiner Tugend wir ein Ehren-Mahl noch bauen/ Und melden durch diß Blat was du mit Ruhm verdienſt. Dein

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/558>, abgerufen am 22.11.2024.