Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Vermischte Gedichte. Jch mag nicht Honigseim/ nicht fetten Ram und Sonn/Jhr milder Lippen Mostvergnügt mein Lieben schon. Jch habe nechst im Wald ein Haselhun gefangen/ Das bring ich zum Geschenck, und wenn der Herbst vergangen/ So leß ich von der Heerd das beste Schaf ihr aus/ Und kröne sie und mich mit einem Blumen Strauß. Damon. Ein ander mag auf Schaf und fette Heerden pochen.Zwey Turtel-Täubelein so neulich ausgekrochen; Sind mein Geschenck und Gab; mehr Reichthum mangelt mir. Doch Chloris ist vergnügt; mein Schatz ist ihre Zier. Jch bin ihr höchstes Gut/ der ärmste von den Hirten/ Der reichst an Lieb und Gunst. Die aufgewachßnen Myrten So nechst am Hofe stehn/ sind Chloris auch geweyht/ Biß ihre zarte Hand den Braut-Krantz zubereit't. Tityrus. Mein Himmel Galathee/ ihr' Augen meine Sonne/Jhr Haar ein golden Netz das Venus hat gesponnen. Die Lippen von Corall/ der Halß von Helffenbein/ Die Brüst' von Flamm' und Schnee/ der Bauch von Marmelstein/ Sticht allen Zierath hin. Noch keine Schäfferinnen Hat reiche Galathee dir jemals gleichen können. Zu dem damit du siehst/ daß ich kein Bettler bin/ So nimm zum Braut-Geschenck den güldnen Gürtel hin. Damon. Mein Kleinod das ich geb/ ist Chloris/ nur mein Hertze/Und eine treue Seel des Liebes-Opffers Kertze. An Reichthum bin ich arm/ an Armuth bin ich reich. Obschon dein Angesicht nicht Sonn und Himmel gleich/ So hab ich doch bey dir/ was ich geliebt/ gefunden. Die treue Redlichkeit hat mich vielmehr verbunden/ Als theure Pracht von Gold. Und reiner Liebe Sinn Jst über Geld und Welt ein prächtiger Gewinn. So waren sie entbrant fast gar aufs schärffste kommen/ Biß unterdeß die Sonn am Himmel abgenommen/ Und dicker Rauch und Dampff aus ihren Höfen gieng/ Daß endlich Titytus so anzureden fing: Mein Damon gute Nacht ein jeder lobt die Seine/ Und wer in Liebe brennt/ der liebt offt Stock und Steine. Doch trennt die Liebe nicht der Freundschafft altes Band. Jch bleibe Galatheen/ du Chloris zugewandt. Hochzeit-
Vermiſchte Gedichte. Jch mag nicht Honigſeim/ nicht fetten Ram und Sonn/Jhr milder Lippen Moſtvergnuͤgt mein Lieben ſchon. Jch habe nechſt im Wald ein Haſelhun gefangen/ Das bring ich zum Geſchenck, und wenn der Herbſt vergangen/ So leß ich von der Heerd das beſte Schaf ihr aus/ Und kroͤne ſie und mich mit einem Blumen Strauß. Damon. Ein ander mag auf Schaf und fette Heerden pochen.Zwey Turtel-Taͤubelein ſo neulich ausgekrochen; Sind mein Geſchenck und Gab; mehr Reichthum mangelt mir. Doch Chloris iſt vergnuͤgt; mein Schatz iſt ihre Zier. Jch bin ihr hoͤchſtes Gut/ der aͤrmſte von den Hirten/ Der reichſt an Lieb und Gunſt. Die aufgewachßnen Myrten So nechſt am Hofe ſtehn/ ſind Chloris auch geweyht/ Biß ihre zarte Hand den Braut-Krantz zubereit’t. Tityrus. Mein Himmel Galathee/ ihr’ Augen meine Sonne/Jhr Haar ein golden Netz das Venus hat geſponnen. Die Lippen von Corall/ der Halß von Helffenbein/ Die Bruͤſt’ von Flam̃’ und Schnee/ der Bauch von Marmelſtein/ Sticht allen Zierath hin. Noch keine Schaͤfferinnen Hat reiche Galathee dir jemals gleichen koͤnnen. Zu dem damit du ſiehſt/ daß ich kein Bettler bin/ So nimm zum Braut-Geſchenck den guͤldnen Guͤrtel hin. Damon. Mein Kleinod das ich geb/ iſt Chloris/ nur mein Hertze/Und eine treue Seel des Liebes-Opffers Kertze. An Reichthum bin ich arm/ an Armuth bin ich reich. Obſchon dein Angeſicht nicht Sonn und Himmel gleich/ So hab ich doch bey dir/ was ich geliebt/ gefunden. Die treue Redlichkeit hat mich vielmehr verbunden/ Als theure Pracht von Gold. Und reiner Liebe Sinn Jſt uͤber Geld und Welt ein praͤchtiger Gewinn. So waren ſie entbrant faſt gar aufs ſchaͤrffſte kommen/ Biß unterdeß die Sonn am Himmel abgenommen/ Und dicker Rauch und Dampff aus ihren Hoͤfen gieng/ Daß endlich Titytus ſo anzureden fing: Mein Damon gute Nacht ein jeder lobt die Seine/ Und wer in Liebe brennt/ der liebt offt Stock und Steine. Doch trennt die Liebe nicht der Freundſchafft altes Band. Jch bleibe Galatheen/ du Chloris zugewandt. Hochzeit-
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Vermiſchte Gedichte.
Jch mag nicht Honigſeim/ nicht fetten Ram und Sonn/
Jhr milder Lippen Moſtvergnuͤgt mein Lieben ſchon.
Jch habe nechſt im Wald ein Haſelhun gefangen/
Das bring ich zum Geſchenck, und wenn der Herbſt vergangen/
So leß ich von der Heerd das beſte Schaf ihr aus/
Und kroͤne ſie und mich mit einem Blumen Strauß.
Damon.
Ein ander mag auf Schaf und fette Heerden pochen.
Zwey Turtel-Taͤubelein ſo neulich ausgekrochen;
Sind mein Geſchenck und Gab; mehr Reichthum mangelt mir.
Doch Chloris iſt vergnuͤgt; mein Schatz iſt ihre Zier.
Jch bin ihr hoͤchſtes Gut/ der aͤrmſte von den Hirten/
Der reichſt an Lieb und Gunſt. Die aufgewachßnen Myrten
So nechſt am Hofe ſtehn/ ſind Chloris auch geweyht/
Biß ihre zarte Hand den Braut-Krantz zubereit’t.
Tityrus.
Mein Himmel Galathee/ ihr’ Augen meine Sonne/
Jhr Haar ein golden Netz das Venus hat geſponnen.
Die Lippen von Corall/ der Halß von Helffenbein/
Die Bruͤſt’ von Flam̃’ und Schnee/ der Bauch von Marmelſtein/
Sticht allen Zierath hin. Noch keine Schaͤfferinnen
Hat reiche Galathee dir jemals gleichen koͤnnen.
Zu dem damit du ſiehſt/ daß ich kein Bettler bin/
So nimm zum Braut-Geſchenck den guͤldnen Guͤrtel hin.
Damon.
Mein Kleinod das ich geb/ iſt Chloris/ nur mein Hertze/
Und eine treue Seel des Liebes-Opffers Kertze.
An Reichthum bin ich arm/ an Armuth bin ich reich.
Obſchon dein Angeſicht nicht Sonn und Himmel gleich/
So hab ich doch bey dir/ was ich geliebt/ gefunden.
Die treue Redlichkeit hat mich vielmehr verbunden/
Als theure Pracht von Gold. Und reiner Liebe Sinn
Jſt uͤber Geld und Welt ein praͤchtiger Gewinn.
So waren ſie entbrant faſt gar aufs ſchaͤrffſte kommen/
Biß unterdeß die Sonn am Himmel abgenommen/
Und dicker Rauch und Dampff aus ihren Hoͤfen gieng/
Daß endlich Titytus ſo anzureden fing:
Mein Damon gute Nacht ein jeder lobt die Seine/
Und wer in Liebe brennt/ der liebt offt Stock und Steine.
Doch trennt die Liebe nicht der Freundſchafft altes Band.
Jch bleibe Galatheen/ du Chloris zugewandt.
Hochzeit-
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/702>, abgerufen am 28.07.2024. |