Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte-Gedichte.
Derselbe trägt mit Recht den Krantz umb seine Stirne/
Und Hymen zündet ihm die Hochzeit-Fackeln an.
Wir haben hier geschertzt/ er mag noch besser schertzen/
Hochwehrter Bräutigam/ mit seiner liebsten Braut:
Ein Schertzen das da fleust aus treu-verbundnen Hertzen/
Wird mit geneigtem Aug' und Urtheil angeschaut.
Er krümle so verliebt/ daß künfftig Würmle kommen/
Daß auch die Nachwelt spricht/ sie seyn viel Goldes wehrt/
So werden Wespen nicht umb seine Rosen summen/
Und sein Gelücke wird von keinem Neid beschwehrt.
Anmerckungen.

WEil auf allen Hochzeiten die Venus und Cupido herhalten
müssen/ so ist auf etwas neues gesonnen worden. Und obwol
die Verse nichts verstecktes haben/ so sind doch zu Bestärckung
angezogener Meynungen folgende Anmerckungen nöthig.

1. Daß sowol die Griechischen und Lateinischen/ als auch andere aus-
ländische Poeten die Liebe mit einem Wurm in ihren Schrifften
verglichen/ ist am Tage/ und bedarf keiner fernern Weitläuftigkeit.
2. Hier sind gleichsfalls die Poeten zu lesen/ so ihre Liebes-Neigun-
gen anmuhtig verglichen und beschrieben.
3. Daß in allen Gliedern des menschlichen Leibes Würmer gefun-
den werden/ haben nunmehr Welt-berühmte Medici sattsam er-
wiesen/ unter denen Schenckius, Bartholinus, Rhodius, Jonsto-
nus, Mozonius
und andere.
4. Daß in dem Hertzen Würme gefunden werden/ bezeuget Schenck.
und führet Exempel in seinen Observ. an F. 296. Jngleichen Zvving.
in Theat. Vitae humanae p. 352. Gabelech Cent. 3. Fol.
3. Sowol in
Pericardio
als sinistro cordis ventriculo. Paulus a Castro in M. S.
5. Von der Generation der Würmer disputiret überaus schön Hie-
ronymus Capivaccius in Pract. Med. L. 3. C.
14.
6. Würmer im Gehirn hat Barth olinus selbst vermercket Hist. Ana-
tom. Cent.
1.
7. Jn den Augen besiehe Amatum Lusitanum Cent. 7.
8. Von den Ohrenwürmern schlage auf Avicen. und den Orivasium.
9. Daß unter der Zunge Würmer gefunden sind worden/ erzehlet
Schenck. in Observat. Ja es hat Augustus Hauptmann Dresden-
sis,
und des berühmten D. Christiani Langii Prof. Lips. familiaris
ein Sendschreiben an den Athanasium Kircherum de Viva mortis
imagine
geschrieben/ und statuiret, der Tod sey ein Wurm/ und
habe ihn bey einem Sterbenden unter der Zunge sitzen gesehen.
10. Be-
Vermiſchte-Gedichte.
Derſelbe traͤgt mit Recht den Krantz umb ſeine Stirne/
Und Hymen zuͤndet ihm die Hochzeit-Fackeln an.
Wir haben hier geſchertzt/ er mag noch beſſer ſchertzen/
Hochwehrter Braͤutigam/ mit ſeiner liebſten Braut:
Ein Schertzen das da fleuſt aus treu-verbundnen Hertzen/
Wird mit geneigtem Aug’ und Urtheil angeſchaut.
Er kruͤmle ſo verliebt/ daß kuͤnfftig Wuͤrmle kommen/
Daß auch die Nachwelt ſpricht/ ſie ſeyn viel Goldes wehrt/
So werden Weſpen nicht umb ſeine Roſen ſummen/
Und ſein Geluͤcke wird von keinem Neid beſchwehrt.
Anmerckungen.

WEil auf allen Hochzeiten die Venus und Cupido herhalten
muͤſſen/ ſo iſt auf etwas neues geſonnen worden. Und obwol
die Verſe nichts verſtecktes haben/ ſo ſind doch zu Beſtaͤrckung
angezogener Meynungen folgende Anmerckungen noͤthig.

1. Daß ſowol die Griechiſchen und Lateiniſchẽ/ als auch andere aus-
laͤndiſche Poeten die Liebe mit einem Wurm in ihren Schrifften
verglichen/ iſt am Tage/ uñ bedarf keiner ferneꝛn Weitlaͤuftigkeit.
2. Hier ſind gleichsfalls die Poeten zu leſen/ ſo ihre Liebes-Neigun-
gen anmuhtig verglichen und beſchrieben.
3. Daß in allen Gliedern des menſchlichen Leibes Wuͤrmer gefun-
den werden/ haben nunmehr Welt-beruͤhmte Medici ſattſam er-
wieſen/ unter denen Schenckius, Bartholinus, Rhodius, Jonſto-
nus, Mozonius
und andere.
4. Daß in dem Hertzen Wuͤrme gefunden werden/ bezeuget Schenck.
und fuͤhret Exempel in ſeinẽ Obſerv. an F. 296. Jngleichẽ Zvving.
in Theat. Vitæ humanæ p. 352. Gabelech Cent. 3. Fol.
3. Sowol in
Pericardio
als ſiniſtro cordis ventriculo. Paulus à Caſtro in M. S.
5. Von der Generation der Wuͤrmer diſputiret uͤberaus ſchoͤn Hie-
ronymus Capivaccius in Pract. Med. L. 3. C.
14.
6. Wuͤrmer im Gehirn hat Barth olinus ſelbſt vermercket Hiſt. Ana-
tom. Cent.
1.
7. Jn den Augen beſiehe Amatum Luſitanum Cent. 7.
8. Von den Ohrenwuͤrmern ſchlage auf Avicen. und den Orivaſium.
9. Daß unter der Zunge Wuͤrmer gefunden ſind worden/ erzehlet
Schenck. in Obſervat. Ja es hat Auguſtus Hauptmann Dresden-
ſis,
und des beruͤhmten D. Chriſtiani Langii Prof. Lipſ. familiaris
ein Sendſchreiben an den Athanaſium Kircherum de Viva mortis
imagine
geſchrieben/ und ſtatuiret, der Tod ſey ein Wurm/ und
habe ihn bey einem Sterbenden unter der Zunge ſitzen geſehen.
10. Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0724" n="28"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Der&#x017F;elbe tra&#x0364;gt mit Recht den Krantz umb &#x017F;eine Stirne/</l><lb/>
          <l>Und Hymen zu&#x0364;ndet ihm die Hochzeit-Fackeln an.</l><lb/>
          <l>Wir haben hier ge&#x017F;chertzt/ er mag noch be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chertzen/</l><lb/>
          <l>Hochwehrter Bra&#x0364;utigam/ mit &#x017F;einer lieb&#x017F;ten Braut:</l><lb/>
          <l>Ein Schertzen das da fleu&#x017F;t aus treu-verbundnen Hertzen/</l><lb/>
          <l>Wird mit geneigtem Aug&#x2019; und Urtheil ange&#x017F;chaut.</l><lb/>
          <l>Er kru&#x0364;mle &#x017F;o verliebt/ daß ku&#x0364;nfftig Wu&#x0364;rmle kommen/</l><lb/>
          <l>Daß auch die Nachwelt &#x017F;pricht/ &#x017F;ie &#x017F;eyn viel Goldes wehrt/</l><lb/>
          <l>So werden We&#x017F;pen nicht umb &#x017F;eine Ro&#x017F;en &#x017F;ummen/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ein Gelu&#x0364;cke wird von keinem Neid be&#x017F;chwehrt.</l>
        </lg><lb/>
        <list>
          <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Eil auf allen Hochzeiten die Venus und Cupido herhalten<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o i&#x017F;t auf etwas neues ge&#x017F;onnen worden. Und obwol<lb/>
die Ver&#x017F;e nichts ver&#x017F;tecktes haben/ &#x017F;o &#x017F;ind doch zu Be&#x017F;ta&#x0364;rckung<lb/>
angezogener Meynungen folgende Anmerckungen no&#x0364;thig.</p>
          </argument><lb/>
          <item>1. Daß &#x017F;owol die Griechi&#x017F;chen und Lateini&#x017F;ch&#x1EBD;/ als auch andere aus-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;che Poeten die Liebe mit einem Wurm in ihren Schrifften<lb/>
verglichen/ i&#x017F;t am Tage/ uñ bedarf keiner ferne&#xA75B;n Weitla&#x0364;uftigkeit.</item><lb/>
          <item>2. Hier &#x017F;ind gleichsfalls die Poeten zu le&#x017F;en/ &#x017F;o ihre Liebes-Neigun-<lb/>
gen anmuhtig verglichen und be&#x017F;chrieben.</item><lb/>
          <item>3. Daß in allen Gliedern des men&#x017F;chlichen Leibes Wu&#x0364;rmer gefun-<lb/>
den werden/ haben nunmehr Welt-beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Medici</hi> &#x017F;att&#x017F;am er-<lb/>
wie&#x017F;en/ unter denen <hi rendition="#aq">Schenckius, Bartholinus, Rhodius, Jon&#x017F;to-<lb/>
nus, Mozonius</hi> und andere.</item><lb/>
          <item>4. Daß in dem Hertzen Wu&#x0364;rme gefunden werden/ bezeuget <hi rendition="#aq">Schenck.</hi><lb/>
und fu&#x0364;hret <choice><sic>Exrmpel</sic><corr>Exempel</corr></choice> in &#x017F;ein&#x1EBD; <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;erv.</hi> an <hi rendition="#aq">F.</hi> 296. Jngleich&#x1EBD; <hi rendition="#aq">Zvving.<lb/>
in Theat. Vitæ humanæ p. 352. Gabelech Cent. 3. Fol.</hi> 3. Sowol <hi rendition="#aq">in<lb/>
Pericardio</hi> als <hi rendition="#aq">&#x017F;ini&#x017F;tro cordis ventriculo. Paulus à Ca&#x017F;tro in M. S.</hi></item><lb/>
          <item>5. Von der <hi rendition="#aq">Generation</hi> der Wu&#x0364;rmer <hi rendition="#aq">di&#x017F;putiret</hi> u&#x0364;beraus &#x017F;cho&#x0364;n <hi rendition="#aq">Hie-<lb/>
ronymus Capivaccius in Pract. Med. L. 3. C.</hi> 14.</item><lb/>
          <item>6. Wu&#x0364;rmer im Gehirn hat <hi rendition="#aq">Barth olinus</hi> &#x017F;elb&#x017F;t vermercket <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. Ana-<lb/>
tom. Cent.</hi> 1.</item><lb/>
          <item>7. Jn den Augen be&#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Amatum Lu&#x017F;itanum Cent.</hi> 7.</item><lb/>
          <item>8. Von den Ohrenwu&#x0364;rmern &#x017F;chlage auf <hi rendition="#aq">Avicen.</hi> und den <hi rendition="#aq">Oriva&#x017F;ium.</hi></item><lb/>
          <item>9. Daß unter der Zunge Wu&#x0364;rmer gefunden &#x017F;ind worden/ erzehlet<lb/><hi rendition="#aq">Schenck. in Ob&#x017F;ervat.</hi> Ja es hat <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus</hi> Hauptmann <hi rendition="#aq">Dresden-<lb/>
&#x017F;is,</hi> und des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">D. Chri&#x017F;tiani Langii Prof. Lip&#x017F;. familiaris</hi><lb/>
ein Send&#x017F;chreiben an den <hi rendition="#aq">Athana&#x017F;ium Kircherum de Viva mortis<lb/>
imagine</hi> ge&#x017F;chrieben/ und <hi rendition="#aq">&#x017F;tatuiret,</hi> der Tod &#x017F;ey ein Wurm/ und<lb/>
habe ihn bey einem Sterbenden unter der Zunge &#x017F;itzen ge&#x017F;ehen.</item><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">10. Be-</fw><lb/>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0724] Vermiſchte-Gedichte. Derſelbe traͤgt mit Recht den Krantz umb ſeine Stirne/ Und Hymen zuͤndet ihm die Hochzeit-Fackeln an. Wir haben hier geſchertzt/ er mag noch beſſer ſchertzen/ Hochwehrter Braͤutigam/ mit ſeiner liebſten Braut: Ein Schertzen das da fleuſt aus treu-verbundnen Hertzen/ Wird mit geneigtem Aug’ und Urtheil angeſchaut. Er kruͤmle ſo verliebt/ daß kuͤnfftig Wuͤrmle kommen/ Daß auch die Nachwelt ſpricht/ ſie ſeyn viel Goldes wehrt/ So werden Weſpen nicht umb ſeine Roſen ſummen/ Und ſein Geluͤcke wird von keinem Neid beſchwehrt. Anmerckungen. WEil auf allen Hochzeiten die Venus und Cupido herhalten muͤſſen/ ſo iſt auf etwas neues geſonnen worden. Und obwol die Verſe nichts verſtecktes haben/ ſo ſind doch zu Beſtaͤrckung angezogener Meynungen folgende Anmerckungen noͤthig. 1. Daß ſowol die Griechiſchen und Lateiniſchẽ/ als auch andere aus- laͤndiſche Poeten die Liebe mit einem Wurm in ihren Schrifften verglichen/ iſt am Tage/ uñ bedarf keiner ferneꝛn Weitlaͤuftigkeit. 2. Hier ſind gleichsfalls die Poeten zu leſen/ ſo ihre Liebes-Neigun- gen anmuhtig verglichen und beſchrieben. 3. Daß in allen Gliedern des menſchlichen Leibes Wuͤrmer gefun- den werden/ haben nunmehr Welt-beruͤhmte Medici ſattſam er- wieſen/ unter denen Schenckius, Bartholinus, Rhodius, Jonſto- nus, Mozonius und andere. 4. Daß in dem Hertzen Wuͤrme gefunden werden/ bezeuget Schenck. und fuͤhret Exempel in ſeinẽ Obſerv. an F. 296. Jngleichẽ Zvving. in Theat. Vitæ humanæ p. 352. Gabelech Cent. 3. Fol. 3. Sowol in Pericardio als ſiniſtro cordis ventriculo. Paulus à Caſtro in M. S. 5. Von der Generation der Wuͤrmer diſputiret uͤberaus ſchoͤn Hie- ronymus Capivaccius in Pract. Med. L. 3. C. 14. 6. Wuͤrmer im Gehirn hat Barth olinus ſelbſt vermercket Hiſt. Ana- tom. Cent. 1. 7. Jn den Augen beſiehe Amatum Luſitanum Cent. 7. 8. Von den Ohrenwuͤrmern ſchlage auf Avicen. und den Orivaſium. 9. Daß unter der Zunge Wuͤrmer gefunden ſind worden/ erzehlet Schenck. in Obſervat. Ja es hat Auguſtus Hauptmann Dresden- ſis, und des beruͤhmten D. Chriſtiani Langii Prof. Lipſ. familiaris ein Sendſchreiben an den Athanaſium Kircherum de Viva mortis imagine geſchrieben/ und ſtatuiret, der Tod ſey ein Wurm/ und habe ihn bey einem Sterbenden unter der Zunge ſitzen geſehen. 10. Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/724
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/724>, abgerufen am 29.05.2024.