Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Geistliche Gedichte und Lieder. Und habe nur an dir und deinem Worte Lust.Mein geistlich Auge sieht dein' Anmuth der Gestalt. Weg/ weil mein Bräutigam mich tränckt mit seinem Tranck/ Welt/ Macht/ Lust und Gestalt/ Tranck/ Aecker/ Wiesen/ Schatz. Um Gottesfurcht. 1. OVater aller Güt/ ich klage dir mit SchmertzenDie Bosheit meiner Seel und Gift in meinem Hertzen Die mich so gar besessen Daß ich O höchster GOtt! Hab überall vergessen Dein Heissen und Gebot. 2. Ach keine Gottesfurcht ist mehr vor meinen AugenDie leyder gäntzlich dich recht zu erkennen taugen. Dich kan ich ja nicht lieben Noch alß ich Armer soll Jn deiner Furcht mich üben/ Das fühl ich gar zu wohl. 3. Es ist ja meine Sünd und Boßheit nicht zu messenOfft hab ich dein Gesetz/ O grosser GOtt vergessen/ Offt laß ich mir gefallen Die Wollust dieser Welt Der leyder ich für allen Mich täglich dargestellt. 4. Jch seufz: O frommer GOtt! du wollest mir vergeben/Daß ich in Sicherheit verbracht mein junges Leben Jndem ich nicht gescheuet Die Straffe die mir dort Von dir ist angedräuet Mir längst in deinem Wort. 5. Es ist dich fürchten ja die wunderschöne TugendDer Weisheit höchster Schatz die Meisterin der Jugend/ Wohl dem der diese kennet Und klebet fest ihr an Der wird ein Christ genennet Der GOtt gefallen kan. 6. Noch
Geiſtliche Gedichte und Lieder. Und habe nur an dir und deinem Worte Luſt.Mein geiſtlich Auge ſieht dein’ Anmuth der Geſtalt. Weg/ weil mein Braͤutigam mich traͤnckt mit ſeinem Tranck/ Welt/ Macht/ Luſt und Geſtalt/ Tranck/ Aecker/ Wieſen/ Schatz. Um Gottesfurcht. 1. OVater aller Guͤt/ ich klage dir mit SchmertzenDie Bosheit meiner Seel und Gift in meinem Hertzen Die mich ſo gar beſeſſen Daß ich O hoͤchſter GOtt! Hab uͤberall vergeſſen Dein Heiſſen und Gebot. 2. Ach keine Gottesfurcht iſt mehr vor meinen AugenDie leyder gaͤntzlich dich recht zu erkennen taugen. Dich kan ich ja nicht lieben Noch alß ich Armer ſoll Jn deiner Furcht mich uͤben/ Das fuͤhl ich gar zu wohl. 3. Es iſt ja meine Suͤnd und Boßheit nicht zu meſſenOfft hab ich dein Geſetz/ O groſſer GOtt vergeſſen/ Offt laß ich mir gefallen Die Wolluſt dieſer Welt Der leyder ich fuͤr allen Mich taͤglich dargeſtellt. 4. Jch ſeufz: O frommer GOtt! du wolleſt mir vergeben/Daß ich in Sicherheit verbracht mein junges Leben Jndem ich nicht geſcheuet Die Straffe die mir dort Von dir iſt angedraͤuet Mir laͤngſt in deinem Wort. 5. Es iſt dich fuͤrchten ja die wunderſchoͤne TugendDer Weisheit hoͤchſter Schatz die Meiſterin der Jugend/ Wohl dem der dieſe kennet Und klebet feſt ihr an Der wird ein Chriſt genennet Der GOtt gefallen kan. 6. Noch
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Geiſtliche Gedichte und Lieder.
Und habe nur an dir und deinem Worte Luſt.
Mein geiſtlich Auge ſieht dein’ Anmuth der Geſtalt.
Weg/ weil mein Braͤutigam mich traͤnckt mit ſeinem Tranck/
Welt/ Macht/ Luſt und Geſtalt/ Tranck/ Aecker/ Wieſen/ Schatz.
Um Gottesfurcht.
1.
OVater aller Guͤt/ ich klage dir mit Schmertzen
Die Bosheit meiner Seel und Gift in meinem Hertzen
Die mich ſo gar beſeſſen
Daß ich O hoͤchſter GOtt!
Hab uͤberall vergeſſen
Dein Heiſſen und Gebot.
2.
Ach keine Gottesfurcht iſt mehr vor meinen Augen
Die leyder gaͤntzlich dich recht zu erkennen taugen.
Dich kan ich ja nicht lieben
Noch alß ich Armer ſoll
Jn deiner Furcht mich uͤben/
Das fuͤhl ich gar zu wohl.
3.
Es iſt ja meine Suͤnd und Boßheit nicht zu meſſen
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Die Wolluſt dieſer Welt
Der leyder ich fuͤr allen
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4.
Jch ſeufz: O frommer GOtt! du wolleſt mir vergeben/
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5.
Es iſt dich fuͤrchten ja die wunderſchoͤne Tugend
Der Weisheit hoͤchſter Schatz die Meiſterin der Jugend/
Wohl dem der dieſe kennet
Und klebet feſt ihr an
Der wird ein Chriſt genennet
Der GOtt gefallen kan.
6. Noch
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