Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Geistliche Gedichte und Lieder.
Und durch die Purpur-rothe Fluth/
Mein Spruch zum Lebeu falle gut.

9.
Du hast vor mich die Schmach erkohren/
Und ins Gefängnüß dich gestellt/
Ach! den der selbst das Recht geboren/
Spricht ungerechtes Recht verlohren/
Und der den Tod in Banden hält/
Wird seiner Richter Lösegeld.
10.
So stirbst du HErr vor das Geschlechte/
So selbst an deinem Leiden schuld!
Der König leidet vor die Knechte/
Die Boßheit büsset der Gerechte/
Und machet uns durch die Gedult/
Den grossen Vater wieder hold!
11.
HErr/ der du dieses wollen leiden/
Ertheile mir dein Angesicht/
Und dencke/ wenn nach diesem Scheiden
Du mich mit Fleich wirst wieder kleiden/
Und wenn dein Mund das Urtheil spricht/
Daß du vor mich schon seyst gericht.
12.
Jch seh des Todes Macht zersplittern/
Und er verliert sein scharffes Recht/
Der Grüfte feste Mauren zittern/
Der Frommen Leib und Gräber schüttern/
Und gehn hervor: Weil GOtt geschwächt/
Den jeder hielt als seinen Knecht!
13.
So werd ich frey von allen Stricken:
Jndem das Höllen-Netze bricht/
Sich darff kein Garn mehr auf mich rücken/
Noch mich mit ihren Ketten drücken/
Weil selbst das ewig helle Licht/
Bey GOtt vor meine Schuld einspricht.
Passions-

Geiſtliche Gedichte und Lieder.
Und durch die Purpur-rothe Fluth/
Mein Spruch zum Lebeu falle gut.

9.
Du haſt vor mich die Schmach erkohren/
Und ins Gefaͤngnuͤß dich geſtellt/
Ach! den der ſelbſt das Recht geboren/
Spricht ungerechtes Recht verlohren/
Und der den Tod in Banden haͤlt/
Wird ſeiner Richter Loͤſegeld.
10.
So ſtirbſt du HErr vor das Geſchlechte/
So ſelbſt an deinem Leiden ſchuld!
Der Koͤnig leidet vor die Knechte/
Die Boßheit buͤſſet der Gerechte/
Und machet uns durch die Gedult/
Den groſſen Vater wieder hold!
11.
HErr/ der du dieſes wollen leiden/
Ertheile mir dein Angeſicht/
Und dencke/ wenn nach dieſem Scheiden
Du mich mit Fleich wirſt wieder kleiden/
Und wenn dein Mund das Urtheil ſpricht/
Daß du vor mich ſchon ſeyſt gericht.
12.
Jch ſeh des Todes Macht zerſplittern/
Und er verliert ſein ſcharffes Recht/
Der Gruͤfte feſte Mauren zittern/
Der Frommen Leib und Graͤber ſchuͤttern/
Und gehn hervor: Weil GOtt geſchwaͤcht/
Den jeder hielt als ſeinen Knecht!
13.
So werd ich frey von allen Stricken:
Jndem das Hoͤllen-Netze bricht/
Sich darff kein Garn mehr auf mich ruͤcken/
Noch mich mit ihren Ketten druͤcken/
Weil ſelbſt das ewig helle Licht/
Bey GOtt vor meine Schuld einſpricht.
Paſſions-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="8">
            <pb facs="#f0758" n="30"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tliche Gedichte und Lieder.</hi> </fw><lb/>
            <l>Und durch die Purpur-rothe Fluth/</l><lb/>
            <l>Mein Spruch zum Lebeu falle gut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <head> <hi rendition="#c">9.</hi> </head><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t vor mich die Schmach erkohren/</l><lb/>
            <l>Und ins Gefa&#x0364;ngnu&#x0364;ß dich ge&#x017F;tellt/</l><lb/>
            <l>Ach! den der &#x017F;elb&#x017F;t das Recht geboren/</l><lb/>
            <l>Spricht ungerechtes Recht verlohren/</l><lb/>
            <l>Und der den Tod in Banden ha&#x0364;lt/</l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;einer Richter Lo&#x0364;&#x017F;egeld.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <head> <hi rendition="#c">10.</hi> </head><lb/>
            <l>So &#x017F;tirb&#x017F;t du HErr vor das Ge&#x017F;chlechte/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;elb&#x017F;t an deinem Leiden &#x017F;chuld!</l><lb/>
            <l>Der Ko&#x0364;nig leidet vor die Knechte/</l><lb/>
            <l>Die Boßheit bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et der Gerechte/</l><lb/>
            <l>Und machet uns durch die Gedult/</l><lb/>
            <l>Den gro&#x017F;&#x017F;en Vater wieder hold!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <head> <hi rendition="#c">11.</hi> </head><lb/>
            <l>HErr/ der du die&#x017F;es wollen leiden/</l><lb/>
            <l>Ertheile mir dein Ange&#x017F;icht/</l><lb/>
            <l>Und dencke/ wenn nach die&#x017F;em Scheiden</l><lb/>
            <l>Du mich mit Fleich wir&#x017F;t wieder kleiden/</l><lb/>
            <l>Und wenn dein Mund das Urtheil &#x017F;pricht/</l><lb/>
            <l>Daß du vor mich &#x017F;chon &#x017F;ey&#x017F;t gericht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <head> <hi rendition="#c">12.</hi> </head><lb/>
            <l>Jch &#x017F;eh des Todes Macht zer&#x017F;plittern/</l><lb/>
            <l>Und er verliert &#x017F;ein &#x017F;charffes Recht/</l><lb/>
            <l>Der Gru&#x0364;fte fe&#x017F;te Mauren zittern/</l><lb/>
            <l>Der Frommen Leib und Gra&#x0364;ber &#x017F;chu&#x0364;ttern/</l><lb/>
            <l>Und gehn hervor: Weil GOtt ge&#x017F;chwa&#x0364;cht/</l><lb/>
            <l>Den jeder hielt als &#x017F;einen Knecht!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <head> <hi rendition="#c">13.</hi> </head><lb/>
            <l>So werd ich frey von allen Stricken:</l><lb/>
            <l>Jndem das Ho&#x0364;llen-Netze bricht/</l><lb/>
            <l>Sich darff kein Garn mehr auf mich ru&#x0364;cken/</l><lb/>
            <l>Noch mich mit ihren Ketten dru&#x0364;cken/</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;elb&#x017F;t das ewig helle Licht/</l><lb/>
            <l>Bey GOtt vor meine Schuld ein&#x017F;pricht.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Pa&#x017F;&#x017F;ions-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0758] Geiſtliche Gedichte und Lieder. Und durch die Purpur-rothe Fluth/ Mein Spruch zum Lebeu falle gut. 9. Du haſt vor mich die Schmach erkohren/ Und ins Gefaͤngnuͤß dich geſtellt/ Ach! den der ſelbſt das Recht geboren/ Spricht ungerechtes Recht verlohren/ Und der den Tod in Banden haͤlt/ Wird ſeiner Richter Loͤſegeld. 10. So ſtirbſt du HErr vor das Geſchlechte/ So ſelbſt an deinem Leiden ſchuld! Der Koͤnig leidet vor die Knechte/ Die Boßheit buͤſſet der Gerechte/ Und machet uns durch die Gedult/ Den groſſen Vater wieder hold! 11. HErr/ der du dieſes wollen leiden/ Ertheile mir dein Angeſicht/ Und dencke/ wenn nach dieſem Scheiden Du mich mit Fleich wirſt wieder kleiden/ Und wenn dein Mund das Urtheil ſpricht/ Daß du vor mich ſchon ſeyſt gericht. 12. Jch ſeh des Todes Macht zerſplittern/ Und er verliert ſein ſcharffes Recht/ Der Gruͤfte feſte Mauren zittern/ Der Frommen Leib und Graͤber ſchuͤttern/ Und gehn hervor: Weil GOtt geſchwaͤcht/ Den jeder hielt als ſeinen Knecht! 13. So werd ich frey von allen Stricken: Jndem das Hoͤllen-Netze bricht/ Sich darff kein Garn mehr auf mich ruͤcken/ Noch mich mit ihren Ketten druͤcken/ Weil ſelbſt das ewig helle Licht/ Bey GOtt vor meine Schuld einſpricht. Paſſions-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/758
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/758>, abgerufen am 15.05.2024.