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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Auff Hn. M. P. K. D. zu T. und Fr.
M. B. g. L. Hochzeit 1658.
25. May.
DJe Liebe war noch Eis/ und ihre Flamme Schnee/
Sie lag im Kieselstein/ und harten Staal verstecket/
Gantz Pafos schlieff in Nacht/ die dunckle stille decket/
Und Cyperns heilge Burg umbfloß die wüste See/
Es war umb Amathunt kein Weylicht zu erblicken/
Noch Eryx konte sich mit neuem Glantze schmücken.
Die Wälder schwiegen still/ aus grauser Furcht erschreckt/
Kein süsser Schall beschwang die halb-verblassten Bäume/
Es schwermte durch die Lufft das leichte Volck der Träume/
Von Seuffzen herber Angst/ und schwerer Noht erweckt/
Ein wilder Dornenstrauch bekrönete die Wüsten/
Und Thetis goß nur Saltz aus ihren blauen Brüsten.
Es sproßte keine Blum/ es wuchs kein schönes Kraut/
Der Gärten Lust war grauß/ und ungeheure Hecken/
Die Felder kunten sich in keine Breite strecken/
Das öd-verheerte Land blieb gantz unangebaut/
Man sahe kein Altar von fettem Weyrauch rauchen/
Und niemand Opffer-Vieh zu seiner Andacht brauchen.
Der Mensch das kluge Thier lieff einsam und verirrt/
Gleich wie ein grimmer Löw Massylien durchziehet/
Und sich nach fettem Raub und Unterhalt umbsihet/
Sein gantzes Thun war nichts/ sein Hoffen war verwirrt/
Das Leben war ihm bloß nur eine Last und Bürde/
Die ihn noch endlich selbst zu Tode drücken würde.
Er must in Einsamkeit verschliessen Tag und Nacht/
Wohin er nur den Strahl der trüben Augen schickte/
Da sah er nichts als Leid/ das seinen Geist bestrickte/
Und Wehmuht/ unter dem die Seele fast verschmacht/
Ja
A a 2


Auff Hn. M. P. K. D. zu T. und Fr.
M. B. g. L. Hochzeit 1658.
25. May.
DJe Liebe war noch Eis/ und ihre Flamme Schnee/
Sie lag im Kieſelſtein/ und harten Staal verſtecket/
Gantz Pafos ſchlieff in Nacht/ die dunckle ſtille decket/
Und Cyperns heilge Burg umbfloß die wuͤſte See/
Es war umb Amathunt kein Weylicht zu erblicken/
Noch Eryx konte ſich mit neuem Glantze ſchmuͤcken.
Die Waͤlder ſchwiegen ſtill/ aus grauſer Furcht erſchreckt/
Kein ſuͤſſer Schall beſchwang die halb-verblaſſten Baͤume/
Es ſchwermte durch die Lufft das leichte Volck der Traͤume/
Von Seuffzen herber Angſt/ und ſchwerer Noht erweckt/
Ein wilder Dornenſtrauch bekroͤnete die Wuͤſten/
Und Thetis goß nur Saltz aus ihren blauen Bruͤſten.
Es ſproßte keine Blum/ es wuchs kein ſchoͤnes Kraut/
Der Gaͤrten Luſt war grauß/ und ungeheure Hecken/
Die Felder kunten ſich in keine Breite ſtrecken/
Das oͤd-verheerte Land blieb gantz unangebaut/
Man ſahe kein Altar von fettem Weyrauch rauchen/
Und niemand Opffer-Vieh zu ſeiner Andacht brauchen.
Der Menſch das kluge Thier lieff einſam und verirrt/
Gleich wie ein grimmer Loͤw Maſſylien durchziehet/
Und ſich nach fettem Raub und Unterhalt umbſihet/
Sein gantzes Thun war nichts/ ſein Hoffen war verwirrt/
Das Leben war ihm bloß nur eine Laſt und Buͤrde/
Die ihn noch endlich ſelbſt zu Tode druͤcken wuͤrde.
Er muſt in Einſamkeit verſchlieſſen Tag und Nacht/
Wohin er nur den Strahl der truͤben Augen ſchickte/
Da ſah er nichts als Leid/ das ſeinen Geiſt beſtrickte/
Und Wehmuht/ unter dem die Seele faſt verſchmacht/
Ja
A a 2
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[3/0077] Auff Hn. M. P. K. D. zu T. und Fr. M. B. g. L. Hochzeit 1658. 25. May. DJe Liebe war noch Eis/ und ihre Flamme Schnee/ Sie lag im Kieſelſtein/ und harten Staal verſtecket/ Gantz Pafos ſchlieff in Nacht/ die dunckle ſtille decket/ Und Cyperns heilge Burg umbfloß die wuͤſte See/ Es war umb Amathunt kein Weylicht zu erblicken/ Noch Eryx konte ſich mit neuem Glantze ſchmuͤcken. Die Waͤlder ſchwiegen ſtill/ aus grauſer Furcht erſchreckt/ Kein ſuͤſſer Schall beſchwang die halb-verblaſſten Baͤume/ Es ſchwermte durch die Lufft das leichte Volck der Traͤume/ Von Seuffzen herber Angſt/ und ſchwerer Noht erweckt/ Ein wilder Dornenſtrauch bekroͤnete die Wuͤſten/ Und Thetis goß nur Saltz aus ihren blauen Bruͤſten. Es ſproßte keine Blum/ es wuchs kein ſchoͤnes Kraut/ Der Gaͤrten Luſt war grauß/ und ungeheure Hecken/ Die Felder kunten ſich in keine Breite ſtrecken/ Das oͤd-verheerte Land blieb gantz unangebaut/ Man ſahe kein Altar von fettem Weyrauch rauchen/ Und niemand Opffer-Vieh zu ſeiner Andacht brauchen. Der Menſch das kluge Thier lieff einſam und verirrt/ Gleich wie ein grimmer Loͤw Maſſylien durchziehet/ Und ſich nach fettem Raub und Unterhalt umbſihet/ Sein gantzes Thun war nichts/ ſein Hoffen war verwirrt/ Das Leben war ihm bloß nur eine Laſt und Buͤrde/ Die ihn noch endlich ſelbſt zu Tode druͤcken wuͤrde. Er muſt in Einſamkeit verſchlieſſen Tag und Nacht/ Wohin er nur den Strahl der truͤben Augen ſchickte/ Da ſah er nichts als Leid/ das ſeinen Geiſt beſtrickte/ Und Wehmuht/ unter dem die Seele faſt verſchmacht/ Ja A a 2

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/77>, abgerufen am 09.11.2024.