Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Geistliche Gedichte und Lieder. Und diß Vorbild lehrt mich ebenMunter meinen Geist aufgeben. Jch befehl in deine Hände/ Diese Handvoll meiner Jahr. Gieb mir ein vernünfftig Ende/ Und daß ich von hinnen fahr/ Jn die Freude die kein Ohr Nie gehöret/ und zum Chor Das kein einzig Mensch vernommen/ Biß er selber drein ist kommen. Segne GOtt des Geistes Gaben/ Schencke mir der Weißheit Schatz/ Jch mag nicht groß Reichthum haben/ Denn das macht den Lastern Platz. Gieb mir mein bescheiden Theil/ Und von oben Glück und Heil. So wird nie mein Mund sich sperren/ Dich zu preisen/ seinen HErren. Abend-Wunsch. DEr Sonnen-Licht ist nun in seine See gesenckt/Der Himmel hat den Schmuck der Sternen aus ge- henckt/ Und läst sie uns zu Trost in grosser Anzahl brennen/ Wer wolte GOttes Macht und Weißheit nicht erkennen? Die unerforschlich ist/ und die kein Mensch nicht kan/ Wie klug er immer ist/ begreiffen inn' und an. Dir sag' ich grosser GOtt/ von gantzem Hertzen Danck Und rühme deine Güt' ohn' End' und Lebens-lang. Dir singet itzt mein Mund/ und opffert meine Seele Den Weyhrauch wahrer Reu. Verschmähe nicht die Höle/ Aus der es zu dir steigt. Jch weiß ja mehr als wohl/ Daß man ein reines Hertz dem HErren bringen soll. Hier lig ich seufzende und beichte meine Schuld/ O HErr der Ewigkeit/ ach habe doch Geduld/ Und geh nicht ins Gericht mit deinem armen Knechte. Wer wolte doch bestehn für deinem strengen Rechte? Kein Mensch ist ohne Fleck und niemand ohne Sünd/ So viel man auf der Welt der gross- und weiten findt. Wie
Geiſtliche Gedichte und Lieder. Und diß Vorbild lehrt mich ebenMunter meinen Geiſt aufgeben. Jch befehl in deine Haͤnde/ Dieſe Handvoll meiner Jahr. Gieb mir ein vernuͤnfftig Ende/ Und daß ich von hinnen fahr/ Jn die Freude die kein Ohr Nie gehoͤret/ und zum Chor Das kein einzig Menſch vernommen/ Biß er ſelber drein iſt kommen. Segne GOtt des Geiſtes Gaben/ Schencke mir der Weißheit Schatz/ Jch mag nicht groß Reichthum haben/ Denn das macht den Laſtern Platz. Gieb mir mein beſcheiden Theil/ Und von oben Gluͤck und Heil. So wird nie mein Mund ſich ſperren/ Dich zu preiſen/ ſeinen HErren. Abend-Wunſch. DEr Sonnen-Licht iſt nun in ſeine See geſenckt/Der Himmel hat den Schmuck der Sternen aus ge- henckt/ Und laͤſt ſie uns zu Troſt in groſſer Anzahl brennen/ Wer wolte GOttes Macht und Weißheit nicht erkennen? Die unerforſchlich iſt/ und die kein Menſch nicht kan/ Wie klug er immer iſt/ begreiffen inn’ und an. Dir ſag’ ich groſſer GOtt/ von gantzem Hertzen Danck Und ruͤhme deine Guͤt’ ohn’ End’ und Lebens-lang. Dir ſinget itzt mein Mund/ und opffert meine Seele Den Weyhrauch wahrer Reu. Verſchmaͤhe nicht die Hoͤle/ Aus der es zu dir ſteigt. Jch weiß ja mehr als wohl/ Daß man ein reines Hertz dem HErren bringen ſoll. Hier lig ich ſeufzende und beichte meine Schuld/ O HErr der Ewigkeit/ ach habe doch Geduld/ Und geh nicht ins Gericht mit deinem armen Knechte. Wer wolte doch beſtehn fuͤr deinem ſtrengen Rechte? Kein Menſch iſt ohne Fleck und niemand ohne Suͤnd/ So viel man auf der Welt der groſſ- und weiten findt. Wie
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Geiſtliche Gedichte und Lieder.
Und diß Vorbild lehrt mich eben
Munter meinen Geiſt aufgeben.
Jch befehl in deine Haͤnde/
Dieſe Handvoll meiner Jahr.
Gieb mir ein vernuͤnfftig Ende/
Und daß ich von hinnen fahr/
Jn die Freude die kein Ohr
Nie gehoͤret/ und zum Chor
Das kein einzig Menſch vernommen/
Biß er ſelber drein iſt kommen.
Segne GOtt des Geiſtes Gaben/
Schencke mir der Weißheit Schatz/
Jch mag nicht groß Reichthum haben/
Denn das macht den Laſtern Platz.
Gieb mir mein beſcheiden Theil/
Und von oben Gluͤck und Heil.
So wird nie mein Mund ſich ſperren/
Dich zu preiſen/ ſeinen HErren.
Abend-Wunſch.
DEr Sonnen-Licht iſt nun in ſeine See geſenckt/
Der Himmel hat den Schmuck der Sternen aus ge-
henckt/
Und laͤſt ſie uns zu Troſt in groſſer Anzahl brennen/
Wer wolte GOttes Macht und Weißheit nicht erkennen?
Die unerforſchlich iſt/ und die kein Menſch nicht kan/
Wie klug er immer iſt/ begreiffen inn’ und an.
Dir ſag’ ich groſſer GOtt/ von gantzem Hertzen Danck
Und ruͤhme deine Guͤt’ ohn’ End’ und Lebens-lang.
Dir ſinget itzt mein Mund/ und opffert meine Seele
Den Weyhrauch wahrer Reu. Verſchmaͤhe nicht die Hoͤle/
Aus der es zu dir ſteigt. Jch weiß ja mehr als wohl/
Daß man ein reines Hertz dem HErren bringen ſoll.
Hier lig ich ſeufzende und beichte meine Schuld/
O HErr der Ewigkeit/ ach habe doch Geduld/
Und geh nicht ins Gericht mit deinem armen Knechte.
Wer wolte doch beſtehn fuͤr deinem ſtrengen Rechte?
Kein Menſch iſt ohne Fleck und niemand ohne Suͤnd/
So viel man auf der Welt der groſſ- und weiten findt.
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/772>, abgerufen am 29.07.2024. |