Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Bald auf der Rosenkelch/ bald auf der Lilgen FüsseJn höchster Anmuth geust/ und ihrer Blätter Pracht Mit frischem Naß beperlt/ so flöst uns auch den Wein Der süssen Zuckerung die Liebe selbsten ein. Das wundernd' Aug' erstarrt/ wenn so ein Jungfern Bild/ Und liebliche Syren mit ihren Blitzen strahlet/ Wann die entfärbte Scham der Wangen purpur mahlet/ Und den geschickten Leib mit Liebligkeiten fullt. Der Reder Gang/ und Thun/ zeugt mehr als gnugsam an/ Daß niemand ohne Lust die Schönheit schauen kan. (Band/ Er/ werther Bräutigam/ dem mich der Freundschafft- Und das Geschlecht verknüpfft/ kan jetzo frölich schauen Ein solches Tugend-Bild/ und seine Liebe bauen/ Auf ein befestes Schloß/ das nicht wird umgewand. Cupido kröhnt ihn schon mit grünem Myrthen-Haar/ Und stellt die liebe Braut mit höchster Schönheit dar. So kommt der Tugendlohn von Gott ihm reichlich ein/ Und sein bemühter Fleiß verdienet solch Gelücke/ Das sich zu seinem Nutz und Nahrung ewig schicke/ Weil Phöbus Fackel leucht mit Göldgemengtem Schein. Er lebe höchst vergnügt/ deß Himmels milde Gunst Entzünd' in beyder Hertz die Seelen keusche Brunst. Doch seht die schwartze Nacht zünd ihre Lichter an Und Hymes Lustgeschrey erklingt in allen Ohren/ Die Venus hat der Braut was heimliches geschworen Daß sie auß Ungedult nicht länger warten kan. Geht hin/ Verliebte geht/ geniest der süssen Lust Und drücket Mund an Mund/ und leget Brust an Brust. Die badende Venus an der Oder DJe Welt und auch der Mensch/ ihr kleiner JnbegrifAuf Hn. C. H. von G. und Jhr. D. M. R. v. b. Hochzeit dargestellet. 1662. 23. May. Hing süsser Regung nach/ die in den andern wachte/ Dem Hertzen aber Glut/ der Seelen Flammen brachte/ Als Venus schöner Sohn zu seiner Mutter lief/ Zwar ohne Kleider nackt/ doch mit dem Schmuck gezieret/ Der sonst dem holden Drey den Gratien gebühret. Er A a 5
Hochzeit-Gedichte. Bald auf der Roſenkelch/ bald auf der Lilgen FuͤſſeJn hoͤchſter Anmuth geuſt/ und ihrer Blaͤtter Pracht Mit friſchem Naß beperlt/ ſo floͤſt uns auch den Wein Der ſuͤſſen Zuckerung die Liebe ſelbſten ein. Das wundernd’ Aug’ erſtarrt/ wenn ſo ein Jungfern Bild/ Und liebliche Syren mit ihren Blitzen ſtrahlet/ Wann die entfaͤrbte Scham der Wangen purpur mahlet/ Und den geſchickten Leib mit Liebligkeiten fullt. Der Reder Gang/ und Thun/ zeugt mehr als gnugſam an/ Daß niemand ohne Luſt die Schoͤnheit ſchauen kan. (Band/ Er/ werther Braͤutigam/ dem mich der Freundſchafft- Und das Geſchlecht verknuͤpfft/ kan jetzo froͤlich ſchauen Ein ſolches Tugend-Bild/ und ſeine Liebe bauen/ Auf ein befeſtes Schloß/ das nicht wird umgewand. Cupido kroͤhnt ihn ſchon mit gruͤnem Myrthen-Haar/ Und ſtellt die liebe Braut mit hoͤchſter Schoͤnheit dar. So kommt der Tugendlohn von Gott ihm reichlich ein/ Und ſein bemuͤhter Fleiß verdienet ſolch Geluͤcke/ Das ſich zu ſeinem Nutz und Nahrung ewig ſchicke/ Weil Phoͤbus Fackel leucht mit Goͤldgemengtem Schein. Er lebe hoͤchſt vergnuͤgt/ deß Himmels milde Gunſt Entzuͤnd’ in beyder Hertz die Seelen keuſche Brunſt. Doch ſeht die ſchwartze Nacht zuͤnd ihre Lichter an Und Hymes Luſtgeſchrey erklingt in allen Ohren/ Die Venus hat der Braut was heimliches geſchworen Daß ſie auß Ungedult nicht laͤnger warten kan. Geht hin/ Verliebte geht/ genieſt der ſuͤſſen Luſt Und druͤcket Mund an Mund/ und leget Bruſt an Bruſt. Die badende Venus an der Oder DJe Welt und auch der Menſch/ ihr kleiner JnbegrifAuf Hn. C. H. von G. und Jhr. D. M. R. v. b. Hochzeit dargeſtellet. 1662. 23. May. Hing ſuͤſſer Regung nach/ die in den andern wachte/ Dem Hertzen aber Glut/ der Seelen Flammen brachte/ Als Venus ſchoͤner Sohn zu ſeiner Mutter lief/ Zwar ohne Kleider nackt/ doch mit dem Schmuck gezieret/ Der ſonſt dem holden Drey den Gratien gebuͤhret. Er A a 5
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Hochzeit-Gedichte.
Bald auf der Roſenkelch/ bald auf der Lilgen Fuͤſſe
Jn hoͤchſter Anmuth geuſt/ und ihrer Blaͤtter Pracht
Mit friſchem Naß beperlt/ ſo floͤſt uns auch den Wein
Der ſuͤſſen Zuckerung die Liebe ſelbſten ein.
Das wundernd’ Aug’ erſtarrt/ wenn ſo ein Jungfern Bild/
Und liebliche Syren mit ihren Blitzen ſtrahlet/
Wann die entfaͤrbte Scham der Wangen purpur mahlet/
Und den geſchickten Leib mit Liebligkeiten fullt.
Der Reder Gang/ und Thun/ zeugt mehr als gnugſam an/
Daß niemand ohne Luſt die Schoͤnheit ſchauen kan. (Band/
Er/ werther Braͤutigam/ dem mich der Freundſchafft-
Und das Geſchlecht verknuͤpfft/ kan jetzo froͤlich ſchauen
Ein ſolches Tugend-Bild/ und ſeine Liebe bauen/
Auf ein befeſtes Schloß/ das nicht wird umgewand.
Cupido kroͤhnt ihn ſchon mit gruͤnem Myrthen-Haar/
Und ſtellt die liebe Braut mit hoͤchſter Schoͤnheit dar.
So kommt der Tugendlohn von Gott ihm reichlich ein/
Und ſein bemuͤhter Fleiß verdienet ſolch Geluͤcke/
Das ſich zu ſeinem Nutz und Nahrung ewig ſchicke/
Weil Phoͤbus Fackel leucht mit Goͤldgemengtem Schein.
Er lebe hoͤchſt vergnuͤgt/ deß Himmels milde Gunſt
Entzuͤnd’ in beyder Hertz die Seelen keuſche Brunſt.
Doch ſeht die ſchwartze Nacht zuͤnd ihre Lichter an
Und Hymes Luſtgeſchrey erklingt in allen Ohren/
Die Venus hat der Braut was heimliches geſchworen
Daß ſie auß Ungedult nicht laͤnger warten kan.
Geht hin/ Verliebte geht/ genieſt der ſuͤſſen Luſt
Und druͤcket Mund an Mund/ und leget Bruſt an Bruſt.
Die badende Venus an der Oder
Auf Hn. C. H. von G. und Jhr. D. M. R.
v. b. Hochzeit dargeſtellet. 1662. 23. May.
DJe Welt und auch der Menſch/ ihr kleiner Jnbegrif
Hing ſuͤſſer Regung nach/ die in den andern wachte/
Dem Hertzen aber Glut/ der Seelen Flammen brachte/
Als Venus ſchoͤner Sohn zu ſeiner Mutter lief/
Zwar ohne Kleider nackt/ doch mit dem Schmuck gezieret/
Der ſonſt dem holden Drey den Gratien gebuͤhret.
Er
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