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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ung ist mir in diesem Augenblicke zu Theil geworden, weil der Augenblick danach verlangte und der Augenblick sie gewährte! Hundert lange Sonntagspredigten könnten mir eine solche augenblickliche Gabe des Himmels nicht ersetzen.

Unter ähnlichen Betrachtungen erreichte der Jüngling das Thor des Ghetto. Er trat hinein und erstaunte über die lebendige Bewegung auf der Gasse in einer so frühen Stunde. Männer, Frauen und Kinder liefen aus einem Hause in das andre, steckten die Köpfe zusammen und geberdeten sich untereinander, als ob irgend ein Unfall ihre gemeinschaftliche Theilnahme ängstigend anspräche. Denn einige Weiber zerrauften sich die Haare, der ziegenbärtige Greis in dem schwarzen Kaftan riß diesen von oben bis unten auseinander, und die kleinsten Kinder verkrochen sich heulend unter die Mäntel ihrer Mütter. Arthur ließ sich durch diese abenteuerlichen Begegnungen nicht zurückhalten, sein Ziel zu verfolgen, und wandte sich in den bedeckten Gang hinein, welcher nach der Wohnung des alten Aron führte.

Aber kaum hatte er seinen Fuß in diese enge Straße gesetzt, als eine rauhe Stimme ihm ein herrisches Halt! entgegenrief. Er fuhr zusammen, blickte auf und erkannte zwei Soldaten, die den Paß mit gekreuzten Bajonetten gesperrt hielten. Halt! wiederholte der Erste und streckte das Gewehr gegen den Vorschreitenden aus. Arthur, dessen Inneres sich

ung ist mir in diesem Augenblicke zu Theil geworden, weil der Augenblick danach verlangte und der Augenblick sie gewährte! Hundert lange Sonntagspredigten könnten mir eine solche augenblickliche Gabe des Himmels nicht ersetzen.

Unter ähnlichen Betrachtungen erreichte der Jüngling das Thor des Ghetto. Er trat hinein und erstaunte über die lebendige Bewegung auf der Gasse in einer so frühen Stunde. Männer, Frauen und Kinder liefen aus einem Hause in das andre, steckten die Köpfe zusammen und geberdeten sich untereinander, als ob irgend ein Unfall ihre gemeinschaftliche Theilnahme ängstigend anspräche. Denn einige Weiber zerrauften sich die Haare, der ziegenbärtige Greis in dem schwarzen Kaftan riß diesen von oben bis unten auseinander, und die kleinsten Kinder verkrochen sich heulend unter die Mäntel ihrer Mütter. Arthur ließ sich durch diese abenteuerlichen Begegnungen nicht zurückhalten, sein Ziel zu verfolgen, und wandte sich in den bedeckten Gang hinein, welcher nach der Wohnung des alten Aron führte.

Aber kaum hatte er seinen Fuß in diese enge Straße gesetzt, als eine rauhe Stimme ihm ein herrisches Halt! entgegenrief. Er fuhr zusammen, blickte auf und erkannte zwei Soldaten, die den Paß mit gekreuzten Bajonetten gesperrt hielten. Halt! wiederholte der Erste und streckte das Gewehr gegen den Vorschreitenden aus. Arthur, dessen Inneres sich

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/137>, abgerufen am 26.11.2024.