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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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er sich, umhergeworfen und zerschlagen, wie er war, vor der unsichtbaren Hand der ewigen Gerechtigkeit, wie ein Kind, welches grausam gestraft, ohne noch zu wissen, warum, dennoch die züchtigende Rechte des geliebten Vaters mit Küssen und Thränen bedeckt. Man hätte diesen Zustand, wie er sich von Stunde zu Stunde immer sicherer in ihm entwickelte, für eine krankhafte Erschlaffung der Nerven halten können, so unempfindlich erschien sein ganzes Wesen gegen alle Berührungen, die ihn ehemals angezogen, oder zurückgestoßen hatten. Selbst die Ergebnisse, welche der Prozeß des Mörders ihm zu einer völligen Aufklärung der Räthsel seines eigenen Schicksals lieferte, konnten seinem Gesichte keinen Zug der Bewunderung oder des Entsetzens abgewinnen, und überhaupt nahm er Alles, was er Neues und Wichtiges hören, sehen oder erfahren mochte, nicht anders auf, als ob er damit schon längst bekannt und vertraut wäre. Auch zog er sich nach und nach aus allen Verhältnissen des geselligen Lebens zurück, und um die letzte Verbindung mit dem Professor, welcher durchaus sein Seelenarzt werden wollte, so entschieden als möglich abzubrechen, gab er seine große Wohnung auf und miethete sich eine Zelle in dem Kloster Santa Trinita Hier ließ er sich von einem alten Franziscaner in der Lehre des katholischen Glaubens unterrichten, studirte die Kirchenväter und nahm Theil an den geistlichen Uebungen der Mönche. Also vorbereitet und geweihet, trat er

er sich, umhergeworfen und zerschlagen, wie er war, vor der unsichtbaren Hand der ewigen Gerechtigkeit, wie ein Kind, welches grausam gestraft, ohne noch zu wissen, warum, dennoch die züchtigende Rechte des geliebten Vaters mit Küssen und Thränen bedeckt. Man hätte diesen Zustand, wie er sich von Stunde zu Stunde immer sicherer in ihm entwickelte, für eine krankhafte Erschlaffung der Nerven halten können, so unempfindlich erschien sein ganzes Wesen gegen alle Berührungen, die ihn ehemals angezogen, oder zurückgestoßen hatten. Selbst die Ergebnisse, welche der Prozeß des Mörders ihm zu einer völligen Aufklärung der Räthsel seines eigenen Schicksals lieferte, konnten seinem Gesichte keinen Zug der Bewunderung oder des Entsetzens abgewinnen, und überhaupt nahm er Alles, was er Neues und Wichtiges hören, sehen oder erfahren mochte, nicht anders auf, als ob er damit schon längst bekannt und vertraut wäre. Auch zog er sich nach und nach aus allen Verhältnissen des geselligen Lebens zurück, und um die letzte Verbindung mit dem Professor, welcher durchaus sein Seelenarzt werden wollte, so entschieden als möglich abzubrechen, gab er seine große Wohnung auf und miethete sich eine Zelle in dem Kloster Santa Trinità Hier ließ er sich von einem alten Franziscaner in der Lehre des katholischen Glaubens unterrichten, studirte die Kirchenväter und nahm Theil an den geistlichen Uebungen der Mönche. Also vorbereitet und geweihet, trat er

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[0142] er sich, umhergeworfen und zerschlagen, wie er war, vor der unsichtbaren Hand der ewigen Gerechtigkeit, wie ein Kind, welches grausam gestraft, ohne noch zu wissen, warum, dennoch die züchtigende Rechte des geliebten Vaters mit Küssen und Thränen bedeckt. Man hätte diesen Zustand, wie er sich von Stunde zu Stunde immer sicherer in ihm entwickelte, für eine krankhafte Erschlaffung der Nerven halten können, so unempfindlich erschien sein ganzes Wesen gegen alle Berührungen, die ihn ehemals angezogen, oder zurückgestoßen hatten. Selbst die Ergebnisse, welche der Prozeß des Mörders ihm zu einer völligen Aufklärung der Räthsel seines eigenen Schicksals lieferte, konnten seinem Gesichte keinen Zug der Bewunderung oder des Entsetzens abgewinnen, und überhaupt nahm er Alles, was er Neues und Wichtiges hören, sehen oder erfahren mochte, nicht anders auf, als ob er damit schon längst bekannt und vertraut wäre. Auch zog er sich nach und nach aus allen Verhältnissen des geselligen Lebens zurück, und um die letzte Verbindung mit dem Professor, welcher durchaus sein Seelenarzt werden wollte, so entschieden als möglich abzubrechen, gab er seine große Wohnung auf und miethete sich eine Zelle in dem Kloster Santa Trinità Hier ließ er sich von einem alten Franziscaner in der Lehre des katholischen Glaubens unterrichten, studirte die Kirchenväter und nahm Theil an den geistlichen Uebungen der Mönche. Also vorbereitet und geweihet, trat er

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/142>, abgerufen am 26.11.2024.