mehrere, ihrer selbst bewußte Staaten geben, wenn es über- haupt Einen solchen geben solle: aus dieser Mehrheit der Staaten folge nunmehr, daß der einzelne Staat sich un- möglich bey einem solchen in ihm selbst ruhenden Credite, bey einem solchen bloßen Glauben an sich selbst beruhigen könnte, als, meiner Darstellung nach, das Resultat der ge- sammten Staatshaushaltung sey; es müsse doch, bloß um die Unkosten der sehr beschwerlichen Nachbarschaft anderer Staaten zu decken, sich aus der innern Haushaltung ein Ueberschuß ergeben, der, wenn man sich ihn auch nur unter dem Bilde solcher auf der ganzen bewohnten Erde geltenden Waaren, wie die edeln Metalle und das Eisen, denke, den- noch den gesammten inneren Staatscredit erst vollständig verbürge.
Wenn ich ihn nicht vollständig zu widerlegen im Stande wäre, so würde ich keinen Einwurf ehren wie diesen; denn mir sind die regierenden praktischen Merkantilisten, welche wenigstens überall die Nothwendigkeit eines besonderen Staa- tes unter den Staaten dadurch anerkennen, daß sie seine Besonderheit, seine eigenthümliche Existenz, wie es allein möglich ist, durch etwas Allgemeingültiges, und sollte es auch nur das Metallgeld seyn, vor allen Dingen garantiren zu müssen glauben, unendlich ehrwürdiger, und sie erscheinen mir ohne Vergleich natürlicher und gerechter, als die theore- tischen Oekonomisten und Industriephilosophen, die sich vom Gelde emancipiren wollen, dafür aber auch das im Gelde liegende große gesellschaftliche Verpflichtungs- oder Glaubens- band fahren lassen, und um die Profite der bürgerlichen
mehrere, ihrer ſelbſt bewußte Staaten geben, wenn es uͤber- haupt Einen ſolchen geben ſolle: aus dieſer Mehrheit der Staaten folge nunmehr, daß der einzelne Staat ſich un- moͤglich bey einem ſolchen in ihm ſelbſt ruhenden Credite, bey einem ſolchen bloßen Glauben an ſich ſelbſt beruhigen koͤnnte, als, meiner Darſtellung nach, das Reſultat der ge- ſammten Staatshaushaltung ſey; es muͤſſe doch, bloß um die Unkoſten der ſehr beſchwerlichen Nachbarſchaft anderer Staaten zu decken, ſich aus der innern Haushaltung ein Ueberſchuß ergeben, der, wenn man ſich ihn auch nur unter dem Bilde ſolcher auf der ganzen bewohnten Erde geltenden Waaren, wie die edeln Metalle und das Eiſen, denke, den- noch den geſammten inneren Staatscredit erſt vollſtaͤndig verbuͤrge.
Wenn ich ihn nicht vollſtaͤndig zu widerlegen im Stande waͤre, ſo wuͤrde ich keinen Einwurf ehren wie dieſen; denn mir ſind die regierenden praktiſchen Merkantiliſten, welche wenigſtens uͤberall die Nothwendigkeit eines beſonderen Staa- tes unter den Staaten dadurch anerkennen, daß ſie ſeine Beſonderheit, ſeine eigenthuͤmliche Exiſtenz, wie es allein moͤglich iſt, durch etwas Allgemeinguͤltiges, und ſollte es auch nur das Metallgeld ſeyn, vor allen Dingen garantiren zu muͤſſen glauben, unendlich ehrwuͤrdiger, und ſie erſcheinen mir ohne Vergleich natuͤrlicher und gerechter, als die theore- tiſchen Oekonomiſten und Induſtriephiloſophen, die ſich vom Gelde emancipiren wollen, dafuͤr aber auch das im Gelde liegende große geſellſchaftliche Verpflichtungs- oder Glaubens- band fahren laſſen, und um die Profite der buͤrgerlichen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0103"n="89"/>
mehrere, ihrer ſelbſt bewußte Staaten geben, wenn es uͤber-<lb/>
haupt Einen ſolchen geben ſolle: aus dieſer Mehrheit der<lb/>
Staaten folge nunmehr, daß der einzelne Staat ſich un-<lb/>
moͤglich bey einem ſolchen in ihm ſelbſt ruhenden Credite,<lb/>
bey einem ſolchen bloßen Glauben an ſich ſelbſt beruhigen<lb/>
koͤnnte, als, meiner Darſtellung nach, das Reſultat der ge-<lb/>ſammten Staatshaushaltung ſey; es muͤſſe doch, bloß um<lb/>
die Unkoſten der ſehr beſchwerlichen Nachbarſchaft anderer<lb/>
Staaten zu decken, ſich aus der innern Haushaltung ein<lb/>
Ueberſchuß ergeben, der, wenn man ſich ihn auch nur unter<lb/>
dem Bilde ſolcher auf der ganzen bewohnten Erde geltenden<lb/>
Waaren, wie die edeln Metalle und das Eiſen, denke, den-<lb/>
noch den geſammten inneren Staatscredit erſt vollſtaͤndig<lb/>
verbuͤrge.</p><lb/><p>Wenn ich ihn nicht vollſtaͤndig zu widerlegen im Stande<lb/>
waͤre, ſo wuͤrde ich keinen Einwurf ehren wie dieſen; denn<lb/>
mir ſind die regierenden praktiſchen Merkantiliſten, welche<lb/>
wenigſtens uͤberall die Nothwendigkeit eines beſonderen Staa-<lb/>
tes unter den Staaten dadurch anerkennen, daß ſie ſeine<lb/>
Beſonderheit, ſeine eigenthuͤmliche Exiſtenz, wie es allein<lb/>
moͤglich iſt, durch etwas Allgemeinguͤltiges, und ſollte es<lb/>
auch nur das Metallgeld ſeyn, vor allen Dingen garantiren<lb/>
zu muͤſſen glauben, unendlich ehrwuͤrdiger, und ſie erſcheinen<lb/>
mir ohne Vergleich natuͤrlicher und gerechter, als die theore-<lb/>
tiſchen Oekonomiſten und Induſtriephiloſophen, die ſich vom<lb/>
Gelde emancipiren wollen, dafuͤr aber auch das im Gelde<lb/>
liegende große geſellſchaftliche Verpflichtungs- oder Glaubens-<lb/>
band fahren laſſen, und um die Profite der buͤrgerlichen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[89/0103]
mehrere, ihrer ſelbſt bewußte Staaten geben, wenn es uͤber-
haupt Einen ſolchen geben ſolle: aus dieſer Mehrheit der
Staaten folge nunmehr, daß der einzelne Staat ſich un-
moͤglich bey einem ſolchen in ihm ſelbſt ruhenden Credite,
bey einem ſolchen bloßen Glauben an ſich ſelbſt beruhigen
koͤnnte, als, meiner Darſtellung nach, das Reſultat der ge-
ſammten Staatshaushaltung ſey; es muͤſſe doch, bloß um
die Unkoſten der ſehr beſchwerlichen Nachbarſchaft anderer
Staaten zu decken, ſich aus der innern Haushaltung ein
Ueberſchuß ergeben, der, wenn man ſich ihn auch nur unter
dem Bilde ſolcher auf der ganzen bewohnten Erde geltenden
Waaren, wie die edeln Metalle und das Eiſen, denke, den-
noch den geſammten inneren Staatscredit erſt vollſtaͤndig
verbuͤrge.
Wenn ich ihn nicht vollſtaͤndig zu widerlegen im Stande
waͤre, ſo wuͤrde ich keinen Einwurf ehren wie dieſen; denn
mir ſind die regierenden praktiſchen Merkantiliſten, welche
wenigſtens uͤberall die Nothwendigkeit eines beſonderen Staa-
tes unter den Staaten dadurch anerkennen, daß ſie ſeine
Beſonderheit, ſeine eigenthuͤmliche Exiſtenz, wie es allein
moͤglich iſt, durch etwas Allgemeinguͤltiges, und ſollte es
auch nur das Metallgeld ſeyn, vor allen Dingen garantiren
zu muͤſſen glauben, unendlich ehrwuͤrdiger, und ſie erſcheinen
mir ohne Vergleich natuͤrlicher und gerechter, als die theore-
tiſchen Oekonomiſten und Induſtriephiloſophen, die ſich vom
Gelde emancipiren wollen, dafuͤr aber auch das im Gelde
liegende große geſellſchaftliche Verpflichtungs- oder Glaubens-
band fahren laſſen, und um die Profite der buͤrgerlichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/103>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.