des neuen ökonomischen Lichtes alles Unheil aus den ökonomi- schen Einrichtungen der blinden Vorfahren herleiteten. Nichts desto weniger hat niemand einsehen wollen, daß eine solche Zeit der Zerrüttung aller politischen Verhältnisse und Mei- nungen am wenigsten zur Erfindung einer Wissenschaft von der Staatshaushaltung geeignet sey: in der gereitzten Stim- mung aller Gemüther, und bey dem Drange der Gegenwart war eine unbefangene Würdigung des bisher Gewesenen un- möglich. Diese politische Gegenwart war bloßer Zwischenzu- stand, Uebergang aus einem Zustand in den andern, oder vielmehr, wie sich nunmehr ausgewiesen hat, Uebergang der natürlichen aber bewußtlosen ökonomischen Weisheit der Väter, durch den Vorwitz der Kinder, zu der verständigen Anerkennung jener Weisheit von Seiten der Enkel: und den- noch wurden alle Vorstellungen von den Bedürfnissen und der Bestimmung der einzelnen Menschen, wie der Staaten und der ganzen Menschheit, mit Verläugnung jedes anderen Mu- sters, ausschließend aus dieser verwirrten Gegenwart herge- nommen. Es ist auch von andern Seiten her bekannt genug, wie breit sich gerade dieses Geschlecht gemacht, mit welchem Hohn es auf die Vergangenheit, mit welchem Eigendünkel es auf die Zukunft herabgesehen; so daß dann, wie es sich gebührt, die größte Unsicherheit der Zeit mit den frechsten Anmaßungen der Menschen, und dem übermüthigsten Selbst- vertrauen der Wissenschaft zusammen getroffen.
Demnach sieht jedermann ein, daß von den allgemeinen Principien der politischen Wissenschaften dieser letztverflossenen Zeit wenig zu brauchen ist, wie lehrreich auch die Geschichte
des neuen oͤkonomiſchen Lichtes alles Unheil aus den oͤkonomi- ſchen Einrichtungen der blinden Vorfahren herleiteten. Nichts deſto weniger hat niemand einſehen wollen, daß eine ſolche Zeit der Zerruͤttung aller politiſchen Verhaͤltniſſe und Mei- nungen am wenigſten zur Erfindung einer Wiſſenſchaft von der Staatshaushaltung geeignet ſey: in der gereitzten Stim- mung aller Gemuͤther, und bey dem Drange der Gegenwart war eine unbefangene Wuͤrdigung des bisher Geweſenen un- moͤglich. Dieſe politiſche Gegenwart war bloßer Zwiſchenzu- ſtand, Uebergang aus einem Zuſtand in den andern, oder vielmehr, wie ſich nunmehr ausgewieſen hat, Uebergang der natuͤrlichen aber bewußtloſen oͤkonomiſchen Weisheit der Vaͤter, durch den Vorwitz der Kinder, zu der verſtaͤndigen Anerkennung jener Weisheit von Seiten der Enkel: und den- noch wurden alle Vorſtellungen von den Beduͤrfniſſen und der Beſtimmung der einzelnen Menſchen, wie der Staaten und der ganzen Menſchheit, mit Verlaͤugnung jedes anderen Mu- ſters, ausſchließend aus dieſer verwirrten Gegenwart herge- nommen. Es iſt auch von andern Seiten her bekannt genug, wie breit ſich gerade dieſes Geſchlecht gemacht, mit welchem Hohn es auf die Vergangenheit, mit welchem Eigenduͤnkel es auf die Zukunft herabgeſehen; ſo daß dann, wie es ſich gebuͤhrt, die groͤßte Unſicherheit der Zeit mit den frechſten Anmaßungen der Menſchen, und dem uͤbermuͤthigſten Selbſt- vertrauen der Wiſſenſchaft zuſammen getroffen.
Demnach ſieht jedermann ein, daß von den allgemeinen Principien der politiſchen Wiſſenſchaften dieſer letztverfloſſenen Zeit wenig zu brauchen iſt, wie lehrreich auch die Geſchichte
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des neuen oͤkonomiſchen Lichtes alles Unheil aus den oͤkonomi-
ſchen Einrichtungen der blinden Vorfahren herleiteten. Nichts
deſto weniger hat niemand einſehen wollen, daß eine ſolche
Zeit der Zerruͤttung aller politiſchen Verhaͤltniſſe und Mei-
nungen am wenigſten zur Erfindung einer Wiſſenſchaft von
der Staatshaushaltung geeignet ſey: in der gereitzten Stim-
mung aller Gemuͤther, und bey dem Drange der Gegenwart
war eine unbefangene Wuͤrdigung des bisher Geweſenen un-
moͤglich. Dieſe politiſche Gegenwart war bloßer Zwiſchenzu-
ſtand, Uebergang aus einem Zuſtand in den andern, oder
vielmehr, wie ſich nunmehr ausgewieſen hat, Uebergang der
natuͤrlichen aber bewußtloſen oͤkonomiſchen Weisheit der
Vaͤter, durch den Vorwitz der Kinder, zu der verſtaͤndigen
Anerkennung jener Weisheit von Seiten der Enkel: und den-
noch wurden alle Vorſtellungen von den Beduͤrfniſſen und der
Beſtimmung der einzelnen Menſchen, wie der Staaten und
der ganzen Menſchheit, mit Verlaͤugnung jedes anderen Mu-
ſters, ausſchließend aus dieſer verwirrten Gegenwart herge-
nommen. Es iſt auch von andern Seiten her bekannt genug,
wie breit ſich gerade dieſes Geſchlecht gemacht, mit welchem
Hohn es auf die Vergangenheit, mit welchem Eigenduͤnkel
es auf die Zukunft herabgeſehen; ſo daß dann, wie es ſich
gebuͤhrt, die groͤßte Unſicherheit der Zeit mit den frechſten
Anmaßungen der Menſchen, und dem uͤbermuͤthigſten Selbſt-
vertrauen der Wiſſenſchaft zuſammen getroffen.
Demnach ſieht jedermann ein, daß von den allgemeinen
Principien der politiſchen Wiſſenſchaften dieſer letztverfloſſenen
Zeit wenig zu brauchen iſt, wie lehrreich auch die Geſchichte
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/18>, abgerufen am 03.12.2024.
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