Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.in den Sachen verborgene, dunkle, anordnende Gewalt viel- Es ist auch natürlich, daß die Theorie sich dem gemei- Zur Unterhaltung der Lebensflamme gehören täglich gewisse in den Sachen verborgene, dunkle, anordnende Gewalt viel- Es iſt auch natuͤrlich, daß die Theorie ſich dem gemei- Zur Unterhaltung der Lebensflamme gehoͤren taͤglich gewiſſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="168"/> in den Sachen verborgene, dunkle, anordnende Gewalt viel-<lb/> mehr, als an die Perſoͤnlichkeit des Menſchen und an ſeine<lb/> Oberherrſchaft uͤber die Dinge glaubt.</p><lb/> <p>Es iſt auch natuͤrlich, daß die Theorie ſich dem gemei-<lb/> nen Manne mundrecht zu erhalten ſtrebt, und kein Verlan-<lb/> gen traͤgt nach einer hoͤheren Grundlage, als der gemeinen<lb/> Denkungsart ihrer Zeit: der gemeine Mann aber glaubt<lb/> heutiges Tages nicht vielmehr als er gerade vor ſich ſieht,<lb/> und, da in den Perſonen allezeit etwas Geheimes und Un-<lb/> ſichtbares zuruͤck bleibt, das alle Rechnung ſtoͤren kann, ſo<lb/> haͤlt er ſich viel lieber an den handgreiflichen Sachen, ſo meint<lb/> er durch dieſe ſein Daſeyn ſicher zu ſtellen, ſo arbeitet er<lb/> fuͤr nichts als fuͤr ihren Beſitz, und vertraut dem letzten<lb/> Reſte dieſes taͤglich von neuem verkuͤmmerten Beſitzes noch<lb/> mehr, als aller perſoͤnlichen Kraft, die ihm zu Huͤlfe kom-<lb/> men koͤnnte.</p><lb/> <p>Zur Unterhaltung der Lebensflamme gehoͤren taͤglich gewiſſe<lb/> Brennmaterialien: es iſt Brot von Noͤthen oder ein Aequi-<lb/> valent von Brot; es ſind Sachen von Noͤthen die alle Men-<lb/> ſchen, einer wie der andere, taͤglich begehren: wir halten<lb/> uns an dieſen nothwendigſten Sachen, die darin regirende<lb/> Nothwendigkeit, der darin verborgene Gott wird den Nach-<lb/> bar ſchon zwingen, das heraus zu geben, was er hat, und<lb/> was uns fehlt. Man glaubt alſo nicht bloß an den Sachen,<lb/> ſondern an eine gewiſſe Ausgleichung unter den Sachen,<lb/> woruͤber der veraͤnderliche Wille des Menſchen nichts ver-<lb/> moͤge, die alſo eigentlich das Weltgeſetz ſey. Es iſt dieſes<lb/> der Staat und die Religion des unvernuͤnftigen Thieres,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0182]
in den Sachen verborgene, dunkle, anordnende Gewalt viel-
mehr, als an die Perſoͤnlichkeit des Menſchen und an ſeine
Oberherrſchaft uͤber die Dinge glaubt.
Es iſt auch natuͤrlich, daß die Theorie ſich dem gemei-
nen Manne mundrecht zu erhalten ſtrebt, und kein Verlan-
gen traͤgt nach einer hoͤheren Grundlage, als der gemeinen
Denkungsart ihrer Zeit: der gemeine Mann aber glaubt
heutiges Tages nicht vielmehr als er gerade vor ſich ſieht,
und, da in den Perſonen allezeit etwas Geheimes und Un-
ſichtbares zuruͤck bleibt, das alle Rechnung ſtoͤren kann, ſo
haͤlt er ſich viel lieber an den handgreiflichen Sachen, ſo meint
er durch dieſe ſein Daſeyn ſicher zu ſtellen, ſo arbeitet er
fuͤr nichts als fuͤr ihren Beſitz, und vertraut dem letzten
Reſte dieſes taͤglich von neuem verkuͤmmerten Beſitzes noch
mehr, als aller perſoͤnlichen Kraft, die ihm zu Huͤlfe kom-
men koͤnnte.
Zur Unterhaltung der Lebensflamme gehoͤren taͤglich gewiſſe
Brennmaterialien: es iſt Brot von Noͤthen oder ein Aequi-
valent von Brot; es ſind Sachen von Noͤthen die alle Men-
ſchen, einer wie der andere, taͤglich begehren: wir halten
uns an dieſen nothwendigſten Sachen, die darin regirende
Nothwendigkeit, der darin verborgene Gott wird den Nach-
bar ſchon zwingen, das heraus zu geben, was er hat, und
was uns fehlt. Man glaubt alſo nicht bloß an den Sachen,
ſondern an eine gewiſſe Ausgleichung unter den Sachen,
woruͤber der veraͤnderliche Wille des Menſchen nichts ver-
moͤge, die alſo eigentlich das Weltgeſetz ſey. Es iſt dieſes
der Staat und die Religion des unvernuͤnftigen Thieres,
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