Göttlichen ausgewichen wird, wie möchte man da das Na- türliche finden. Nur in dem göttlichen Verhältnisse des Menschen zu den Dingen liegt die Freyheit, liegt der Reich- thum, liegt alles Eigenthum und alle Befriedigung unseres Daseyns. So lange wir die Dinge an sich zu besitzen streben, so lange wir nicht erkennen, daß es nur die gesellschaftliche Macht in den Dingen ist, die uns reitzt, und daß die un- bedeutendste Sache erst durch den Staat geheiligt und per- sonifizirt wird, daß also aller dieser äußerliche handgreifliche Verkehr mit den Dingen, nur um eines unsichtbaren höheren Wesens Willen Statt findet, und nur von einem solchen ge- tragen werden kann -- so lange sind alle staatswirthschaftlichen, alle politischen Probleme unbedingt unauflös- lich: denn die reinsten Vorstellungen vom Staate, deuten, wie schon oben erwiesen, alle weiter und höher, auf ein Aller- mittelstes; auch dieser Planet braucht eine Sonne die ihn trägt, dieselbe Sonne, welche die geringste Haushaltung wärmt und bescheint, wie auch überhaupt in die Verwicke- lung der menschlichen Angelegenheiten, erst die Klarheit der echten Wissenschaft bringt.
Die Weisheit der Weisesten vermag in staatswirthschaft- lichen Angelegenheiten nichts ohne dieses Licht: die Zeiten der Auskunftsmittel, der Palliativen, der Prolongationen des endlichen Entscheidungstermins sind bald zu Ende; die arm- seligen Künste des rechnenden Verstandes sind erschöpft: wer seine Wirthschaft besorgen und erhalten will, muß darneben etwas Höheres ins Auge fassen, als diese Wirthschaft. Nur für diejenigen, welche fühlen oder wenigstens ahnden, daß
Goͤttlichen ausgewichen wird, wie moͤchte man da das Na- tuͤrliche finden. Nur in dem goͤttlichen Verhaͤltniſſe des Menſchen zu den Dingen liegt die Freyheit, liegt der Reich- thum, liegt alles Eigenthum und alle Befriedigung unſeres Daſeyns. So lange wir die Dinge an ſich zu beſitzen ſtreben, ſo lange wir nicht erkennen, daß es nur die geſellſchaftliche Macht in den Dingen iſt, die uns reitzt, und daß die un- bedeutendſte Sache erſt durch den Staat geheiligt und per- ſonifizirt wird, daß alſo aller dieſer aͤußerliche handgreifliche Verkehr mit den Dingen, nur um eines unſichtbaren hoͤheren Weſens Willen Statt findet, und nur von einem ſolchen ge- tragen werden kann — ſo lange ſind alle ſtaatswirthſchaftlichen, alle politiſchen Probleme unbedingt unaufloͤs- lich: denn die reinſten Vorſtellungen vom Staate, deuten, wie ſchon oben erwieſen, alle weiter und hoͤher, auf ein Aller- mittelſtes; auch dieſer Planet braucht eine Sonne die ihn traͤgt, dieſelbe Sonne, welche die geringſte Haushaltung waͤrmt und beſcheint, wie auch uͤberhaupt in die Verwicke- lung der menſchlichen Angelegenheiten, erſt die Klarheit der echten Wiſſenſchaft bringt.
Die Weisheit der Weiſeſten vermag in ſtaatswirthſchaft- lichen Angelegenheiten nichts ohne dieſes Licht: die Zeiten der Auskunftsmittel, der Palliativen, der Prolongationen des endlichen Entſcheidungstermins ſind bald zu Ende; die arm- ſeligen Kuͤnſte des rechnenden Verſtandes ſind erſchoͤpft: wer ſeine Wirthſchaft beſorgen und erhalten will, muß darneben etwas Hoͤheres ins Auge faſſen, als dieſe Wirthſchaft. Nur fuͤr diejenigen, welche fuͤhlen oder wenigſtens ahnden, daß
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Goͤttlichen ausgewichen wird, wie moͤchte man da das Na-
tuͤrliche finden. Nur in dem goͤttlichen Verhaͤltniſſe des
Menſchen zu den Dingen liegt die Freyheit, liegt der Reich-
thum, liegt alles Eigenthum und alle Befriedigung unſeres
Daſeyns. So lange wir die Dinge an ſich zu beſitzen ſtreben,
ſo lange wir nicht erkennen, daß es nur die geſellſchaftliche
Macht in den Dingen iſt, die uns reitzt, und daß die un-
bedeutendſte Sache erſt durch den Staat geheiligt und per-
ſonifizirt wird, daß alſo aller dieſer aͤußerliche handgreifliche
Verkehr mit den Dingen, nur um eines unſichtbaren hoͤheren
Weſens Willen Statt findet, und nur von einem ſolchen ge-
tragen werden kann — ſo lange ſind alle ſtaatswirthſchaftlichen,
alle politiſchen Probleme unbedingt unaufloͤs-
lich: denn die reinſten Vorſtellungen vom Staate, deuten, wie
ſchon oben erwieſen, alle weiter und hoͤher, auf ein Aller-
mittelſtes; auch dieſer Planet braucht eine Sonne die ihn
traͤgt, dieſelbe Sonne, welche die geringſte Haushaltung
waͤrmt und beſcheint, wie auch uͤberhaupt in die Verwicke-
lung der menſchlichen Angelegenheiten, erſt die Klarheit der
echten Wiſſenſchaft bringt.
Die Weisheit der Weiſeſten vermag in ſtaatswirthſchaft-
lichen Angelegenheiten nichts ohne dieſes Licht: die Zeiten der
Auskunftsmittel, der Palliativen, der Prolongationen des
endlichen Entſcheidungstermins ſind bald zu Ende; die arm-
ſeligen Kuͤnſte des rechnenden Verſtandes ſind erſchoͤpft: wer
ſeine Wirthſchaft beſorgen und erhalten will, muß darneben
etwas Hoͤheres ins Auge faſſen, als dieſe Wirthſchaft. Nur
fuͤr diejenigen, welche fuͤhlen oder wenigſtens ahnden, daß
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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