nicht der genügende Standard des Werthes seyn; eben so wenig aber könne die Sache von der unbeschränkten Will- kühr der Person abhangen, ein bloß persönliches Versprechen, persönlicher Wille oder Meinung, mündlich oder schriftlich ausgedrückt, könne als Standard eben so wenig genügen. -- Die ganze Sphäre des Staates habe nur entstehen können, indem Persönliches und Sächliches im höchsten Gleichgewicht um einen Mittelpunct her angeschossen sey, indem also das Allerpersönlichste, nähmlich das Wort des Menschen, und das Allersächlichste, das edle Metall, deren jenes im Mittelpuncte aller Persönlichkeit, dieses im Mittelpuncte aller Sächlichkeit stehe, zu den beyden Polen dieser Kugel geworden, und nun die Linie, welche sie beyde unter einander und mit dem Mittelpuncte verbindet (die Axe) zur Regel, zum Kanon, zum Maaßstab der ganzen Kugel und ihrer Bewegung er- hoben sey.
Die bürgerliche Gesellschaft, die eigentliche Realität des Staates sey also der rechte Maaßstab für alles Einzelne im Staate, um so mehr da sie, als die Totalität aller Grö- ßen und Richtungen im Staate, allein im Stande sey, Größe und Richtung der einzelnen ökonomischen Function zugleich zu messen, während alle andere Maaßstäbe entweder nur die Größe, oder nur die Richtung, also niemahls den aus bey- den zusammen gesetzten Werth zu bestimmen vermöchten.
Jeder einzelne Staatsbürger hat bey allen seinen Hand- lungen und Arbeiten offenbar zweyerley Richtschnur: nie- mand wird entscheiden können, welche von beyden die we- sentlichere sey: das Recht und den Nutzen. Weil wir nun in
nicht der genuͤgende Standard des Werthes ſeyn; eben ſo wenig aber koͤnne die Sache von der unbeſchraͤnkten Will- kuͤhr der Perſon abhangen, ein bloß perſoͤnliches Verſprechen, perſoͤnlicher Wille oder Meinung, muͤndlich oder ſchriftlich ausgedruͤckt, koͤnne als Standard eben ſo wenig genuͤgen. — Die ganze Sphaͤre des Staates habe nur entſtehen koͤnnen, indem Perſoͤnliches und Saͤchliches im hoͤchſten Gleichgewicht um einen Mittelpunct her angeſchoſſen ſey, indem alſo das Allerperſoͤnlichſte, naͤhmlich das Wort des Menſchen, und das Allerſaͤchlichſte, das edle Metall, deren jenes im Mittelpuncte aller Perſoͤnlichkeit, dieſes im Mittelpuncte aller Saͤchlichkeit ſtehe, zu den beyden Polen dieſer Kugel geworden, und nun die Linie, welche ſie beyde unter einander und mit dem Mittelpuncte verbindet (die Axe) zur Regel, zum Kanon, zum Maaßſtab der ganzen Kugel und ihrer Bewegung er- hoben ſey.
Die buͤrgerliche Geſellſchaft, die eigentliche Realitaͤt des Staates ſey alſo der rechte Maaßſtab fuͤr alles Einzelne im Staate, um ſo mehr da ſie, als die Totalitaͤt aller Groͤ- ßen und Richtungen im Staate, allein im Stande ſey, Groͤße und Richtung der einzelnen oͤkonomiſchen Function zugleich zu meſſen, waͤhrend alle andere Maaßſtaͤbe entweder nur die Groͤße, oder nur die Richtung, alſo niemahls den aus bey- den zuſammen geſetzten Werth zu beſtimmen vermoͤchten.
Jeder einzelne Staatsbuͤrger hat bey allen ſeinen Hand- lungen und Arbeiten offenbar zweyerley Richtſchnur: nie- mand wird entſcheiden koͤnnen, welche von beyden die we- ſentlichere ſey: das Recht und den Nutzen. Weil wir nun in
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nicht der genuͤgende Standard des Werthes ſeyn; eben ſo
wenig aber koͤnne die Sache von der unbeſchraͤnkten Will-
kuͤhr der Perſon abhangen, ein bloß perſoͤnliches Verſprechen,
perſoͤnlicher Wille oder Meinung, muͤndlich oder ſchriftlich
ausgedruͤckt, koͤnne als Standard eben ſo wenig genuͤgen. —
Die ganze Sphaͤre des Staates habe nur entſtehen koͤnnen,
indem Perſoͤnliches und Saͤchliches im hoͤchſten Gleichgewicht
um einen Mittelpunct her angeſchoſſen ſey, indem alſo das
Allerperſoͤnlichſte, naͤhmlich das Wort des Menſchen, und das
Allerſaͤchlichſte, das edle Metall, deren jenes im Mittelpuncte
aller Perſoͤnlichkeit, dieſes im Mittelpuncte aller Saͤchlichkeit
ſtehe, zu den beyden Polen dieſer Kugel geworden, und
nun die Linie, welche ſie beyde unter einander und mit dem
Mittelpuncte verbindet (die Axe) zur Regel, zum Kanon,
zum Maaßſtab der ganzen Kugel und ihrer Bewegung er-
hoben ſey.
Die buͤrgerliche Geſellſchaft, die eigentliche Realitaͤt des
Staates ſey alſo der rechte Maaßſtab fuͤr alles Einzelne im
Staate, um ſo mehr da ſie, als die Totalitaͤt aller Groͤ-
ßen und Richtungen im Staate, allein im Stande ſey, Groͤße
und Richtung der einzelnen oͤkonomiſchen Function zugleich
zu meſſen, waͤhrend alle andere Maaßſtaͤbe entweder nur die
Groͤße, oder nur die Richtung, alſo niemahls den aus bey-
den zuſammen geſetzten Werth zu beſtimmen vermoͤchten.
Jeder einzelne Staatsbuͤrger hat bey allen ſeinen Hand-
lungen und Arbeiten offenbar zweyerley Richtſchnur: nie-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/258>, abgerufen am 16.07.2024.
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