So nun ist es auch in der ewigen Natur der Dinge be- gründet: wie jeder einzelne Arbeiter im Kleinen seine Arbeit und sein Material durch fortgesetzte Kunstübung zu einer immer innigeren Durchbringung bringt, damit sie streitend und nachgebend, sowohl durch ihre Trennung als durch ihre Vereinigung, mit einander ein wahrhaftes und durch seine Lebendigkeit ansprechendes Produkt erzeugen, so im Großen ist der Staat selbst der Meister, welcher das städtische Ge- schäft und das ländliche im Ganzen, seine Arbeit und sein Material in eine ewige unendliche produktive Wechselwirkung bringt, die gleichfalls von der Ehe ihr höchstes und vollkom- menstes Schema erhalten wird.
Wie nun die geheimsten Fugen des ganzen Staatsver- bandes in der Ehe liegen; wie die gesetzliche und sittliche Behandlung der Ehe das sicherste Kennzeichen von der tüch- tigen Ausbildung aller gesellschaftlichen Verhältnisse eines gegebenen Staates darbiethet; wie der Hausvater, der Meister der Familie, auf der einen Seite die ganze Fami- lienvereinigung, die ganze Ehe repräsentirt, und auf der anderen Seite wieder als Glied einer höheren Familie, als dienender Ehegatte in einer höheren Ehe mit dem Allgemei- nen, mit dem Staate lebt; und wie alle Personen im Staate durch eine wunderbar verschränkte Gegenseitigkeit ihr beson- deres Hauswesen herrschend repräsentiren, während sie wie- der dem andern größeren Hauswesen als dienende Glieder unterworfen sind -- so coordiniren sich auch wieder alle Ge- schäfte im Umkreise des Staates (ja das gesammte Staats- geschäft selbst nicht ausgeschlossen) in wie fern sie sich subor-
So nun iſt es auch in der ewigen Natur der Dinge be- gruͤndet: wie jeder einzelne Arbeiter im Kleinen ſeine Arbeit und ſein Material durch fortgeſetzte Kunſtuͤbung zu einer immer innigeren Durchbringung bringt, damit ſie ſtreitend und nachgebend, ſowohl durch ihre Trennung als durch ihre Vereinigung, mit einander ein wahrhaftes und durch ſeine Lebendigkeit anſprechendes Produkt erzeugen, ſo im Großen iſt der Staat ſelbſt der Meiſter, welcher das ſtaͤdtiſche Ge- ſchaͤft und das laͤndliche im Ganzen, ſeine Arbeit und ſein Material in eine ewige unendliche produktive Wechſelwirkung bringt, die gleichfalls von der Ehe ihr hoͤchſtes und vollkom- menſtes Schema erhalten wird.
Wie nun die geheimſten Fugen des ganzen Staatsver- bandes in der Ehe liegen; wie die geſetzliche und ſittliche Behandlung der Ehe das ſicherſte Kennzeichen von der tuͤch- tigen Ausbildung aller geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe eines gegebenen Staates darbiethet; wie der Hausvater, der Meiſter der Familie, auf der einen Seite die ganze Fami- lienvereinigung, die ganze Ehe repraͤſentirt, und auf der anderen Seite wieder als Glied einer hoͤheren Familie, als dienender Ehegatte in einer hoͤheren Ehe mit dem Allgemei- nen, mit dem Staate lebt; und wie alle Perſonen im Staate durch eine wunderbar verſchraͤnkte Gegenſeitigkeit ihr beſon- deres Hausweſen herrſchend repraͤſentiren, waͤhrend ſie wie- der dem andern groͤßeren Hausweſen als dienende Glieder unterworfen ſind — ſo coordiniren ſich auch wieder alle Ge- ſchaͤfte im Umkreiſe des Staates (ja das geſammte Staats- geſchaͤft ſelbſt nicht ausgeſchloſſen) in wie fern ſie ſich ſubor-
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So nun iſt es auch in der ewigen Natur der Dinge be-
gruͤndet: wie jeder einzelne Arbeiter im Kleinen ſeine Arbeit
und ſein Material durch fortgeſetzte Kunſtuͤbung zu einer
immer innigeren Durchbringung bringt, damit ſie ſtreitend
und nachgebend, ſowohl durch ihre Trennung als durch ihre
Vereinigung, mit einander ein wahrhaftes und durch ſeine
Lebendigkeit anſprechendes Produkt erzeugen, ſo im Großen
iſt der Staat ſelbſt der Meiſter, welcher das ſtaͤdtiſche Ge-
ſchaͤft und das laͤndliche im Ganzen, ſeine Arbeit und ſein
Material in eine ewige unendliche produktive Wechſelwirkung
bringt, die gleichfalls von der Ehe ihr hoͤchſtes und vollkom-
menſtes Schema erhalten wird.
Wie nun die geheimſten Fugen des ganzen Staatsver-
bandes in der Ehe liegen; wie die geſetzliche und ſittliche
Behandlung der Ehe das ſicherſte Kennzeichen von der tuͤch-
tigen Ausbildung aller geſellſchaftlichen Verhaͤltniſſe eines
gegebenen Staates darbiethet; wie der Hausvater, der
Meiſter der Familie, auf der einen Seite die ganze Fami-
lienvereinigung, die ganze Ehe repraͤſentirt, und auf der
anderen Seite wieder als Glied einer hoͤheren Familie, als
dienender Ehegatte in einer hoͤheren Ehe mit dem Allgemei-
nen, mit dem Staate lebt; und wie alle Perſonen im Staate
durch eine wunderbar verſchraͤnkte Gegenſeitigkeit ihr beſon-
deres Hausweſen herrſchend repraͤſentiren, waͤhrend ſie wie-
der dem andern groͤßeren Hausweſen als dienende Glieder
unterworfen ſind — ſo coordiniren ſich auch wieder alle Ge-
ſchaͤfte im Umkreiſe des Staates (ja das geſammte Staats-
geſchaͤft ſelbſt nicht ausgeſchloſſen) in wie fern ſie ſich ſubor-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/57>, abgerufen am 28.11.2024.
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