Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.Wie aber entsteht der Irrthum, daß der Produktions- Es ist denen, welche an die Wunder der Arbeitstheilung F 2
Wie aber entſteht der Irrthum, daß der Produktions- Es iſt denen, welche an die Wunder der Arbeitstheilung F 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0097" n="83"/> <p>Wie aber entſteht der Irrthum, daß der Produktions-<lb/> uͤberſchuß eigentlicher Zweck aller Wirthſchaft ſey, aus dem<lb/> ſich dann der „heitere Lebensgenuß” des Grafen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118852027">Soden</persName>,<lb/> und „die erſehnten beſſern Tage” des Profeſſor <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117293032 ">Luͤder</persName> er-<lb/> geben ſollen? — daß alle dieſe Herrlichkeiten nur duͤrre<lb/> Lebensfriſtung und uͤbrigens voͤllig weſenlos ſind, habe ich<lb/> ſchon erwieſen, aber es iſt noch dem Irrenden die Moͤglich-<lb/> keit ſeines Irrthums zu erweiſen, wenn er gruͤndlich bekehrt<lb/> werden ſoll. —</p><lb/> <p>Es iſt denen, welche an die Wunder der Arbeitstheilung<lb/> glauben, laͤngſt bekannt, daß ſo lange jeder fuͤr ſich produ-<lb/> cirt, und das Producirte ſelbſt conſumirt, und nur produ-<lb/> cirt, was er zu eigener Conſumtion bedarf, die Wirthſchaft<lb/> ſelbſt nicht fortſchreitet. So bald ſich die Arbeit theilt, ſo<lb/> bald der Einzelne fuͤr die Conſumtion der Uebrigen zu pro-<lb/> duciren, und von ihrer Produktion zu conſumiren anfaͤngt,<lb/> ſo erweitert ſich die Wirthſchaft. Bis hierher iſt in der Dar-<lb/> ſtellung des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118615033">Adam Smith</persName> ein richtiges Schema von Wechſel-<lb/> wirkung, alſo koͤnnen wir auch ſo weit mit ihm einverſtan-<lb/> den ſeyn. Nun aber bleibt er bey dem groͤßeren Produkte,<lb/> daß dieſe fortſchreitende Wirthſchaft nachher abſetzt, ſtehen,<lb/> und nimmt fuͤr ein Reſultat, was doch nicht mehr als ein<lb/> Symptom iſt. Er muß zugeben, daß genau, wie das Pro-<lb/> dukt waͤchſt, ſich auch der Markt, der Abſatz, kurz die Con-<lb/> ſumtion erweitern muß, daß alſo nur, in wie fern man den<lb/> Augenblick und den einzelnen Producenten betrachtet, ein<lb/> ſcheinbarer Ueberſchuß Staat finden kann, der aber wieder<lb/> verſchwindet, wenn man ihn in Beziehung auf den ganzen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [83/0097]
Wie aber entſteht der Irrthum, daß der Produktions-
uͤberſchuß eigentlicher Zweck aller Wirthſchaft ſey, aus dem
ſich dann der „heitere Lebensgenuß” des Grafen Soden,
und „die erſehnten beſſern Tage” des Profeſſor Luͤder er-
geben ſollen? — daß alle dieſe Herrlichkeiten nur duͤrre
Lebensfriſtung und uͤbrigens voͤllig weſenlos ſind, habe ich
ſchon erwieſen, aber es iſt noch dem Irrenden die Moͤglich-
keit ſeines Irrthums zu erweiſen, wenn er gruͤndlich bekehrt
werden ſoll. —
Es iſt denen, welche an die Wunder der Arbeitstheilung
glauben, laͤngſt bekannt, daß ſo lange jeder fuͤr ſich produ-
cirt, und das Producirte ſelbſt conſumirt, und nur produ-
cirt, was er zu eigener Conſumtion bedarf, die Wirthſchaft
ſelbſt nicht fortſchreitet. So bald ſich die Arbeit theilt, ſo
bald der Einzelne fuͤr die Conſumtion der Uebrigen zu pro-
duciren, und von ihrer Produktion zu conſumiren anfaͤngt,
ſo erweitert ſich die Wirthſchaft. Bis hierher iſt in der Dar-
ſtellung des Adam Smith ein richtiges Schema von Wechſel-
wirkung, alſo koͤnnen wir auch ſo weit mit ihm einverſtan-
den ſeyn. Nun aber bleibt er bey dem groͤßeren Produkte,
daß dieſe fortſchreitende Wirthſchaft nachher abſetzt, ſtehen,
und nimmt fuͤr ein Reſultat, was doch nicht mehr als ein
Symptom iſt. Er muß zugeben, daß genau, wie das Pro-
dukt waͤchſt, ſich auch der Markt, der Abſatz, kurz die Con-
ſumtion erweitern muß, daß alſo nur, in wie fern man den
Augenblick und den einzelnen Producenten betrachtet, ein
ſcheinbarer Ueberſchuß Staat finden kann, der aber wieder
verſchwindet, wenn man ihn in Beziehung auf den ganzen
F 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |