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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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fende, heißt 1. Eine halb verlorne Tradition erzählt 2,
daß Hippotes, über den Melischen Meerbusen schiffend,
gegen die, welche zurückbleiben wollten, die Verwün-
schung aussprach: ihre Fahrzeuge sollten durchlöchert
sein, und sie Sklaven ihrer Frauen. So schweift Aletes
auch im Gebiet der damaligen Ephyra umher, wo er
aus Hohn eine Erdscholle empfängt 3, die in alter Ora-
kelsprache Symbol der Landesherrschaft war 4. Wir
können fast schon aus diesen Sagen errathen, daß die
Dorischen Krieger die früheren Ephyräer durch Verwü-
stung der Aecker und beständiges Beunruhigen ermüde-
ten und zuletzt unterwarfen. Dies wird durch die sehr
geschichtliche Nachricht des Thukydides bestätigt 5. Es
gab im Gebirge, etwa 60 Stadien von Korinth und 12
vom Saronischen Meer, einen Hügel, Solygios, den
die Dorier einst in Besitz genommen hatten, um die Aeo-
lischen Einwohner von Korinth zu bekriegen. Der Hü-
gel war indeß, wenigstens zu Thukydides Zeit, ohne
Befestigungswerke. Wir erkennen hierin ganz dieselbe
Art Krieg zu führen, wie in jener Geschichte von Teme-
nos, eine Weise, die im Peloponnesischen Kriege durch
die Besetzung Dekeleias von den Spartanern wieder er-
neuert wurde. Weiter erzählt eine Sage, die sich an
das Hellotische Fest anschließt, daß die Dorier bei der
Eroberung Korinths die Stadt angezündet, und selbst
an den Tempel der Athena, worin sich die Frauen ge-

1 Vgl. S. 63. N. 1.
2 Aristoteles bei Proverb. Vatic. 4, 4.
Meliakon ploion. vgl. Apostol. 19, 89. und Suid. 10, 2. Dio-
genian. 7, 31. erklärt anders.
3 dekhetai kai bolon Aletes.
S. Duris bei Plut. Prov. 48. S. 593. Zenob. 3, 22. Hesych.
dekhetai, Schol. Pind. N. 7, 155. Vielleicht gehört die Stelle
Suid. adelosas zu dieser Erzählung.
4 Orchom. S. 352.
vgl. noch die Geschichte bei Plut. Qu. Gr. 13.
5 Thuk. 4, 42.
vgl. Polyän 1, 39.

fende, heißt 1. Eine halb verlorne Tradition erzaͤhlt 2,
daß Hippotes, uͤber den Meliſchen Meerbuſen ſchiffend,
gegen die, welche zuruͤckbleiben wollten, die Verwuͤn-
ſchung ausſprach: ihre Fahrzeuge ſollten durchloͤchert
ſein, und ſie Sklaven ihrer Frauen. So ſchweift Aletes
auch im Gebiet der damaligen Ephyra umher, wo er
aus Hohn eine Erdſcholle empfaͤngt 3, die in alter Ora-
kelſprache Symbol der Landesherrſchaft war 4. Wir
koͤnnen faſt ſchon aus dieſen Sagen errathen, daß die
Doriſchen Krieger die fruͤheren Ephyraͤer durch Verwuͤ-
ſtung der Aecker und beſtaͤndiges Beunruhigen ermuͤde-
ten und zuletzt unterwarfen. Dies wird durch die ſehr
geſchichtliche Nachricht des Thukydides beſtaͤtigt 5. Es
gab im Gebirge, etwa 60 Stadien von Korinth und 12
vom Saroniſchen Meer, einen Huͤgel, Solygios, den
die Dorier einſt in Beſitz genommen hatten, um die Aeo-
liſchen Einwohner von Korinth zu bekriegen. Der Huͤ-
gel war indeß, wenigſtens zu Thukydides Zeit, ohne
Befeſtigungswerke. Wir erkennen hierin ganz dieſelbe
Art Krieg zu fuͤhren, wie in jener Geſchichte von Teme-
nos, eine Weiſe, die im Peloponneſiſchen Kriege durch
die Beſetzung Dekeleias von den Spartanern wieder er-
neuert wurde. Weiter erzaͤhlt eine Sage, die ſich an
das Hellotiſche Feſt anſchließt, daß die Dorier bei der
Eroberung Korinths die Stadt angezuͤndet, und ſelbſt
an den Tempel der Athena, worin ſich die Frauen ge-

1 Vgl. S. 63. N. 1.
2 Ariſtoteles bei Proverb. Vatic. 4, 4.
Μηλιακὸν πλοῖον. vgl. Apoſtol. 19, 89. und Suid. 10, 2. Dio-
genian. 7, 31. erklaͤrt anders.
3 δέχεται καὶ βῶλον Ἀλήτης.
S. Duris bei Plut. Prov. 48. S. 593. Zenob. 3, 22. Heſych.
δέχεται, Schol. Pind. N. 7, 155. Vielleicht gehoͤrt die Stelle
Suid. ἀδηλώσας zu dieſer Erzaͤhlung.
4 Orchom. S. 352.
vgl. noch die Geſchichte bei Plut. Qu. Gr. 13.
5 Thuk. 4, 42.
vgl. Polyaͤn 1, 39.
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[85/0115] fende, heißt 1. Eine halb verlorne Tradition erzaͤhlt 2, daß Hippotes, uͤber den Meliſchen Meerbuſen ſchiffend, gegen die, welche zuruͤckbleiben wollten, die Verwuͤn- ſchung ausſprach: ihre Fahrzeuge ſollten durchloͤchert ſein, und ſie Sklaven ihrer Frauen. So ſchweift Aletes auch im Gebiet der damaligen Ephyra umher, wo er aus Hohn eine Erdſcholle empfaͤngt 3, die in alter Ora- kelſprache Symbol der Landesherrſchaft war 4. Wir koͤnnen faſt ſchon aus dieſen Sagen errathen, daß die Doriſchen Krieger die fruͤheren Ephyraͤer durch Verwuͤ- ſtung der Aecker und beſtaͤndiges Beunruhigen ermuͤde- ten und zuletzt unterwarfen. Dies wird durch die ſehr geſchichtliche Nachricht des Thukydides beſtaͤtigt 5. Es gab im Gebirge, etwa 60 Stadien von Korinth und 12 vom Saroniſchen Meer, einen Huͤgel, Solygios, den die Dorier einſt in Beſitz genommen hatten, um die Aeo- liſchen Einwohner von Korinth zu bekriegen. Der Huͤ- gel war indeß, wenigſtens zu Thukydides Zeit, ohne Befeſtigungswerke. Wir erkennen hierin ganz dieſelbe Art Krieg zu fuͤhren, wie in jener Geſchichte von Teme- nos, eine Weiſe, die im Peloponneſiſchen Kriege durch die Beſetzung Dekeleias von den Spartanern wieder er- neuert wurde. Weiter erzaͤhlt eine Sage, die ſich an das Hellotiſche Feſt anſchließt, daß die Dorier bei der Eroberung Korinths die Stadt angezuͤndet, und ſelbſt an den Tempel der Athena, worin ſich die Frauen ge- 1 Vgl. S. 63. N. 1. 2 Ariſtoteles bei Proverb. Vatic. 4, 4. Μηλιακὸν πλοῖον. vgl. Apoſtol. 19, 89. und Suid. 10, 2. Dio- genian. 7, 31. erklaͤrt anders. 3 δέχεται καὶ βῶλον Ἀλήτης. S. Duris bei Plut. Prov. 48. S. 593. Zenob. 3, 22. Heſych. δέχεται, Schol. Pind. N. 7, 155. Vielleicht gehoͤrt die Stelle Suid. ἀδηλώσας zu dieſer Erzaͤhlung. 4 Orchom. S. 352. vgl. noch die Geſchichte bei Plut. Qu. Gr. 13. 5 Thuk. 4, 42. vgl. Polyaͤn 1, 39.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/115>, abgerufen am 21.11.2024.