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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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gegen heißt Sohn Poseidons, weil diese Colonie den
Tänarischen Cultus mit nach Italien nahm. So tru-
gen sie auch andere Götterdienste über, wie den des
Hyakinth 1; auch viele Namen der vaterländischen Ge-
gend, wie den des Eurotas auf den Galäsos 2. Aber
der fruchtbare und üppige Landstrich der neuen Be-
sitzung, das weiche wollüstige Klima, der Handel end-
lich, für den Tarent wohl gelegen 3 und stets geöffnet
war -- wenn es ihn auch nicht aktiv führte -- halfen
die Weichlichkeit der Sitten erzeugen, deren Ruf rück-
wärts zur Entstehung der Fabel von den Jungfernsöhnen
mitwirkte. Doch blieb Tarent, bei aller Entartung,
der Mntterstadt anhänglich; zur Gründung von He-
rakleia
holte es einen Spartiaten, Kleandridas,
herbei 4; auch die Freundschaft der Knidier mit den
Tarentinern 5 wie mit den Kyrenäern beruht auf
der Anerkennung gemeinsamen Ursprungs. Die Co-
lonie von Kroton (Ol. 19, 2. nach Euseb.) bestand
zwar aus Achäern, die zum Theil aus Rhypä der
Küstenstadt 6, zum Theil aus Lakonien 7 kamen,
aber sie muß unter der Auktorität des Dorischen
Staates Sparta gegründet sein, weil Apollon und
Herakles, der Dorische Gott und Heros, darin aus-
gezeichnete Ehre genossen 8, auch die ältere Ver-
fassung Dorisch war; so wenig Treue sonst von Ovid

über die Phalantiadä Steph. Byz. Athenai. In Beziehung
auf diese Kallimachos in Schol. ined. ad Dionys. Perieg. (Spohn
Opuscc. Niceph. Blemm.
29.) pantes aph Erakleos etetumon
este Lakones (nach Göttlings Conjectur).
1 `Uakinthou oder auch Apolloinos `Uakinthou taphos Polyb.
8, 30, 2.
2 8, 35, 8.
3 Skymn. Ch. 330.
4 Str.
6, 264. aus Antiochos.
5 Herod. 3, 138. -- 4, 164.
6 Str.
8, 387 c.
7 Paus. 3, 3, 1. Raoul-Roch. 3. S. 187.
8 S. Buch 2, 3.

gegen heißt Sohn Poſeidons, weil dieſe Colonie den
Taͤnariſchen Cultus mit nach Italien nahm. So tru-
gen ſie auch andere Goͤtterdienſte uͤber, wie den des
Hyakinth 1; auch viele Namen der vaterlaͤndiſchen Ge-
gend, wie den des Eurotas auf den Galaͤſos 2. Aber
der fruchtbare und uͤppige Landſtrich der neuen Be-
ſitzung, das weiche wolluͤſtige Klima, der Handel end-
lich, fuͤr den Tarent wohl gelegen 3 und ſtets geoͤffnet
war — wenn es ihn auch nicht aktiv fuͤhrte — halfen
die Weichlichkeit der Sitten erzeugen, deren Ruf ruͤck-
waͤrts zur Entſtehung der Fabel von den Jungfernſoͤhnen
mitwirkte. Doch blieb Tarent, bei aller Entartung,
der Mntterſtadt anhaͤnglich; zur Gruͤndung von He-
rakleia
holte es einen Spartiaten, Kleandridas,
herbei 4; auch die Freundſchaft der Knidier mit den
Tarentinern 5 wie mit den Kyrenaͤern beruht auf
der Anerkennung gemeinſamen Urſprungs. Die Co-
lonie von Kroton (Ol. 19, 2. nach Euſeb.) beſtand
zwar aus Achaͤern, die zum Theil aus Rhypaͤ der
Kuͤſtenſtadt 6, zum Theil aus Lakonien 7 kamen,
aber ſie muß unter der Auktoritaͤt des Doriſchen
Staates Sparta gegruͤndet ſein, weil Apollon und
Herakles, der Doriſche Gott und Heros, darin aus-
gezeichnete Ehre genoſſen 8, auch die aͤltere Ver-
faſſung Doriſch war; ſo wenig Treue ſonſt von Ovid

uͤber die Phalantiadaͤ Steph. Byz. Ἀϑῆναι. In Beziehung
auf dieſe Kallimachos in Schol. ined. ad Dionys. Perieg. (Spohn
Opuscc. Niceph. Blemm.
29.) πάντες ἀφ̛ Ἡϱακλῆος ἐτήτυμον
ἔστε Λάκωνες (nach Goͤttlings Conjectur).
1 ῾ϒακίνϑου oder auch Ἀπόλλοινος ῾ϒακίνϑου τάφος Polyb.
8, 30, 2.
2 8, 35, 8.
3 Skymn. Ch. 330.
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6, 264. aus Antiochos.
5 Herod. 3, 138. — 4, 164.
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[126/0156] gegen heißt Sohn Poſeidons, weil dieſe Colonie den Taͤnariſchen Cultus mit nach Italien nahm. So tru- gen ſie auch andere Goͤtterdienſte uͤber, wie den des Hyakinth 1; auch viele Namen der vaterlaͤndiſchen Ge- gend, wie den des Eurotas auf den Galaͤſos 2. Aber der fruchtbare und uͤppige Landſtrich der neuen Be- ſitzung, das weiche wolluͤſtige Klima, der Handel end- lich, fuͤr den Tarent wohl gelegen 3 und ſtets geoͤffnet war — wenn es ihn auch nicht aktiv fuͤhrte — halfen die Weichlichkeit der Sitten erzeugen, deren Ruf ruͤck- waͤrts zur Entſtehung der Fabel von den Jungfernſoͤhnen mitwirkte. Doch blieb Tarent, bei aller Entartung, der Mntterſtadt anhaͤnglich; zur Gruͤndung von He- rakleia holte es einen Spartiaten, Kleandridas, herbei 4; auch die Freundſchaft der Knidier mit den Tarentinern 5 wie mit den Kyrenaͤern beruht auf der Anerkennung gemeinſamen Urſprungs. Die Co- lonie von Kroton (Ol. 19, 2. nach Euſeb.) beſtand zwar aus Achaͤern, die zum Theil aus Rhypaͤ der Kuͤſtenſtadt 6, zum Theil aus Lakonien 7 kamen, aber ſie muß unter der Auktoritaͤt des Doriſchen Staates Sparta gegruͤndet ſein, weil Apollon und Herakles, der Doriſche Gott und Heros, darin aus- gezeichnete Ehre genoſſen 8, auch die aͤltere Ver- faſſung Doriſch war; ſo wenig Treue ſonſt von Ovid 3) 1 ῾ϒακίνϑου oder auch Ἀπόλλοινος ῾ϒακίνϑου τάφος Polyb. 8, 30, 2. 2 8, 35, 8. 3 Skymn. Ch. 330. 4 Str. 6, 264. aus Antiochos. 5 Herod. 3, 138. — 4, 164. 6 Str. 8, 387 c. 7 Pauſ. 3, 3, 1. Raoul-Roch. 3. S. 187. 8 S. Buch 2, 3. 3) uͤber die Phalantiadaͤ Steph. Byz. Ἀϑῆναι. In Beziehung auf dieſe Kallimachos in Schol. ined. ad Dionys. Perieg. (Spohn Opuscc. Niceph. Blemm. 29.) πάντες ἀφ̛ Ἡϱακλῆος ἐτήτυμον ἔστε Λάκωνες (nach Goͤttlings Conjectur).

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/156>, abgerufen am 16.05.2024.