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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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hoben. Dies wird durch eine Betrachtung der Gewalt-
herrschaften in den Dorischen Städten des Peloponnes
deutlich werden.

2.

Sikyon scheint schon in alter Zeit durch eine
gewisse Lebendigkeit und Regsamkeit des Geistes sich
von anderen Doriern unterschieden, und durch eine
Gewandtheit des Lebens ausgezeichnet zu haben, die
die Sikyonier frühzeitig selbst auf ihren mythischen He-
ros Adrastos "dessen Zunge sanftüberredend" 1 über-
trugen. Aber eben diese öffnete der Tyrannis in da-
maligen Verhältnissen das Feld. -- Der Tyrann war
auch hier der Kopf der unteren aufstrebenden Stände
im Kampf gegen den Adel. Als solcher trat ohne Zwei-
fel Orthagoras auf, welchen die Aristokratie, weil
er nicht aus alter Familie stammte, einen Koch nannte 2.
Nichtsdestoweniger behielt sein Haus die Herrschaft
länger als irgend ein anderes, ein Jahrhundert nach
Aristoteles 3, weil sie die Bürger nicht mißhandelten,
und die Gesetze im Ganzen achteten. Ihre Reihe ist:
Orthagoras -- Andreus -- Myron -- Aristonymos --
Kleisthenes 4, von denen aber der zweite und vierte gar
nicht oder nur kurze Zeit herrschten. Myron hatte
Olymp. 33 mit dem Wagen zu Olympia gesiegt, und
erbaute darauf ein Schatzhaus, in dem zwei Gemä-
cher mit Tartessischen Erz ausgelegt, und mit Joni-
schen und Dorischen Säulen geschmückt waren 5. So-
wohl die angewandte Säulenordnung, als das Tartes-

1 Tyrtäos Fragm. 3. Br.
2 Liban in Sever. Th. 3.
S. 251. Reiske.
3 Polit. 5, 9, 21.
4 Die Reihe ist indeß
nicht völlig sicher, da Herod. 6, 126. blos bis Andreus hinaufgeht,
Aristot. unbestimmt Orthagorou paides kai autos Orthagoras sagt,
und Plutarch de sera num. vind. 7. (vgl. Wyttenb. S. 44.)
Orthagoras kai met ekeinon oi peri Murona kai Kleisthenen.
5 Pauf. 6, 19, 2. 2, 8, 1., wo für Purron Muron zu schreiben.
II. 11

hoben. Dies wird durch eine Betrachtung der Gewalt-
herrſchaften in den Doriſchen Staͤdten des Peloponnes
deutlich werden.

2.

Sikyon ſcheint ſchon in alter Zeit durch eine
gewiſſe Lebendigkeit und Regſamkeit des Geiſtes ſich
von anderen Doriern unterſchieden, und durch eine
Gewandtheit des Lebens ausgezeichnet zu haben, die
die Sikyonier fruͤhzeitig ſelbſt auf ihren mythiſchen He-
ros Adraſtos “deſſen Zunge ſanftuͤberredend” 1 uͤber-
trugen. Aber eben dieſe oͤffnete der Tyrannis in da-
maligen Verhaͤltniſſen das Feld. — Der Tyrann war
auch hier der Kopf der unteren aufſtrebenden Staͤnde
im Kampf gegen den Adel. Als ſolcher trat ohne Zwei-
fel Orthagoras auf, welchen die Ariſtokratie, weil
er nicht aus alter Familie ſtammte, einen Koch nannte 2.
Nichtsdeſtoweniger behielt ſein Haus die Herrſchaft
laͤnger als irgend ein anderes, ein Jahrhundert nach
Ariſtoteles 3, weil ſie die Buͤrger nicht mißhandelten,
und die Geſetze im Ganzen achteten. Ihre Reihe iſt:
Orthagoras — Andreus — Myron — Ariſtonymos —
Kleiſthenes 4, von denen aber der zweite und vierte gar
nicht oder nur kurze Zeit herrſchten. Myron hatte
Olymp. 33 mit dem Wagen zu Olympia geſiegt, und
erbaute darauf ein Schatzhaus, in dem zwei Gemaͤ-
cher mit Tarteſſiſchen Erz ausgelegt, und mit Joni-
ſchen und Doriſchen Saͤulen geſchmuͤckt waren 5. So-
wohl die angewandte Saͤulenordnung, als das Tarteſ-

1 Tyrtaͤos Fragm. 3. Br.
2 Liban in Sever. Th. 3.
S. 251. Reiske.
3 Polit. 5, 9, 21.
4 Die Reihe iſt indeß
nicht voͤllig ſicher, da Herod. 6, 126. blos bis Andreus hinaufgeht,
Ariſtot. unbeſtimmt Ὀϱϑαγόϱου παῖδες καὶ ἀυτὸς Ὀϱϑαγόϱας ſagt,
und Plutarch de sera num. vind. 7. (vgl. Wyttenb. S. 44.)
Ὀϱϑαγόϱας καὶ μετ̕ ἐκεῖνον οἱ πεϱὶ Μὐϱωνα καὶ Κλεισϑένην.
5 Pauf. 6, 19, 2. 2, 8, 1., wo fuͤr Πύϱ̓ϱ̔ων Μύϱων zu ſchreiben.
II. 11
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[161/0191] hoben. Dies wird durch eine Betrachtung der Gewalt- herrſchaften in den Doriſchen Staͤdten des Peloponnes deutlich werden. 2. Sikyon ſcheint ſchon in alter Zeit durch eine gewiſſe Lebendigkeit und Regſamkeit des Geiſtes ſich von anderen Doriern unterſchieden, und durch eine Gewandtheit des Lebens ausgezeichnet zu haben, die die Sikyonier fruͤhzeitig ſelbſt auf ihren mythiſchen He- ros Adraſtos “deſſen Zunge ſanftuͤberredend” 1 uͤber- trugen. Aber eben dieſe oͤffnete der Tyrannis in da- maligen Verhaͤltniſſen das Feld. — Der Tyrann war auch hier der Kopf der unteren aufſtrebenden Staͤnde im Kampf gegen den Adel. Als ſolcher trat ohne Zwei- fel Orthagoras auf, welchen die Ariſtokratie, weil er nicht aus alter Familie ſtammte, einen Koch nannte 2. Nichtsdeſtoweniger behielt ſein Haus die Herrſchaft laͤnger als irgend ein anderes, ein Jahrhundert nach Ariſtoteles 3, weil ſie die Buͤrger nicht mißhandelten, und die Geſetze im Ganzen achteten. Ihre Reihe iſt: Orthagoras — Andreus — Myron — Ariſtonymos — Kleiſthenes 4, von denen aber der zweite und vierte gar nicht oder nur kurze Zeit herrſchten. Myron hatte Olymp. 33 mit dem Wagen zu Olympia geſiegt, und erbaute darauf ein Schatzhaus, in dem zwei Gemaͤ- cher mit Tarteſſiſchen Erz ausgelegt, und mit Joni- ſchen und Doriſchen Saͤulen geſchmuͤckt waren 5. So- wohl die angewandte Saͤulenordnung, als das Tarteſ- 1 Tyrtaͤos Fragm. 3. Br. 2 Liban in Sever. Th. 3. S. 251. Reiske. 3 Polit. 5, 9, 21. 4 Die Reihe iſt indeß nicht voͤllig ſicher, da Herod. 6, 126. blos bis Andreus hinaufgeht, Ariſtot. unbeſtimmt Ὀϱϑαγόϱου παῖδες καὶ ἀυτὸς Ὀϱϑαγόϱας ſagt, und Plutarch de sera num. vind. 7. (vgl. Wyttenb. S. 44.) Ὀϱϑαγόϱας καὶ μετ̕ ἐκεῖνον οἱ πεϱὶ Μὐϱωνα καὶ Κλεισϑένην. 5 Pauf. 6, 19, 2. 2, 8, 1., wo fuͤr Πύϱ̓ϱ̔ων Μύϱων zu ſchreiben. II. 11

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/191>, abgerufen am 29.11.2024.