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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Jahre dieses Krieges suchte der Satrap deswegen Hilfe
gegen Athen, weil er dem Könige den Tribut der Hel-
lenischen Küstenstädte einliefern sollte, den er doch we-
gen dieser Stadt nicht hatte eintreiben können 1. Man
sieht daraus, wie es der Schah von Susa in völliger
Ruhe ignorirte, daß die Mehrzahl jener Orte nun schon
über sechzig Jahre den Athenern zahlte und nicht ihm,
und die Rückstände nur auf Nachlässigkeit der Statt-
halter schob. Die Mehrzahl, sage ich, keinesweges
alle: da die Athener des großen Kimon ruhmvolles
Werk nichts weniger als vollendet hatten, und seit die
Kriegsbeisteuer zum drückendsten Tribut geworden war,
die Städte selbst sich nicht eben sehnen mochten, den
Tyrannen zu vertauschen. Daher besaß Themistokles,
als Persischer Vasall, noch beim Regierungsantritt des
Artaxerxes ungestört die schönen Orte: Magnesia am
Mäandros, Lampsakos, Myus, Perkote und Alt-
Skepsis 2. Noch später herrschten die Nachkommen des
Königs Demarat, Eurysthenes und Prokles, in dem-
selben Verhältnisse über Halisarna in Mysien 3. Die
benachbarten Orte Gambrion, Palägambrion, Myrina
und Grynion hatte Dareios dem Gongylos geschenkt,
und seine Nachkommen wohnten noch da nach dem Pe-
loponnesischen Kriege 4. Als Athen ungerechter Weise
die Delier aus ihrer Insel vertrieb, fanden sie eine
Zuflucht zu Adramytteion an der Küste von Aeolis, die

1 Th. 8, 5. vgl. 46. osoi en te basileos Ellenes oikousi,
eine öfter vorkommende officielle Redensart.
2 Plut. Them.
29. Th. 1, 138. Diod. 11, 57. Auch noch seine Söhne, scheint
es nach Paus. 1, 26, 4.
3 Xenoph. Hell. 3, 1, 6. Zu die-
sem Geschlechte gehört auch Prokles, der die Tochter des Aristoteles
heirathete (da dieser zu Atarneus war), und mit ihr Prokles und
Demarat zeugte. Sext. Empir. adv. mathem. 51 b. ed. Col.
4 Xen. a. O.

Jahre dieſes Krieges ſuchte der Satrap deswegen Hilfe
gegen Athen, weil er dem Koͤnige den Tribut der Hel-
leniſchen Kuͤſtenſtaͤdte einliefern ſollte, den er doch we-
gen dieſer Stadt nicht hatte eintreiben koͤnnen 1. Man
ſieht daraus, wie es der Schah von Suſa in voͤlliger
Ruhe ignorirte, daß die Mehrzahl jener Orte nun ſchon
uͤber ſechzig Jahre den Athenern zahlte und nicht ihm,
und die Ruͤckſtaͤnde nur auf Nachlaͤſſigkeit der Statt-
halter ſchob. Die Mehrzahl, ſage ich, keinesweges
alle: da die Athener des großen Kimon ruhmvolles
Werk nichts weniger als vollendet hatten, und ſeit die
Kriegsbeiſteuer zum druͤckendſten Tribut geworden war,
die Staͤdte ſelbſt ſich nicht eben ſehnen mochten, den
Tyrannen zu vertauſchen. Daher beſaß Themiſtokles,
als Perſiſcher Vaſall, noch beim Regierungsantritt des
Artaxerxes ungeſtoͤrt die ſchoͤnen Orte: Magneſia am
Maͤandros, Lampſakos, Myus, Perkote und Alt-
Skepſis 2. Noch ſpaͤter herrſchten die Nachkommen des
Koͤnigs Demarat, Euryſthenes und Prokles, in dem-
ſelben Verhaͤltniſſe uͤber Haliſarna in Myſien 3. Die
benachbarten Orte Gambrion, Palaͤgambrion, Myrina
und Grynion hatte Dareios dem Gongylos geſchenkt,
und ſeine Nachkommen wohnten noch da nach dem Pe-
loponneſiſchen Kriege 4. Als Athen ungerechter Weiſe
die Delier aus ihrer Inſel vertrieb, fanden ſie eine
Zuflucht zu Adramytteion an der Kuͤſte von Aeolis, die

1 Th. 8, 5. vgl. 46. ὄσοι ἐν τῇ βασιλέως Ἕλληνες οἰκοῦσι,
eine oͤfter vorkommende officielle Redensart.
2 Plut. Them.
29. Th. 1, 138. Diod. 11, 57. Auch noch ſeine Soͤhne, ſcheint
es nach Pauſ. 1, 26, 4.
3 Xenoph. Hell. 3, 1, 6. Zu die-
ſem Geſchlechte gehoͤrt auch Prokles, der die Tochter des Ariſtoteles
heirathete (da dieſer zu Atarneus war), und mit ihr Prokles und
Demarat zeugte. Sext. Empir. adv. mathem. 51 b. ed. Col.
4 Xen. a. O.
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[187/0217] Jahre dieſes Krieges ſuchte der Satrap deswegen Hilfe gegen Athen, weil er dem Koͤnige den Tribut der Hel- leniſchen Kuͤſtenſtaͤdte einliefern ſollte, den er doch we- gen dieſer Stadt nicht hatte eintreiben koͤnnen 1. Man ſieht daraus, wie es der Schah von Suſa in voͤlliger Ruhe ignorirte, daß die Mehrzahl jener Orte nun ſchon uͤber ſechzig Jahre den Athenern zahlte und nicht ihm, und die Ruͤckſtaͤnde nur auf Nachlaͤſſigkeit der Statt- halter ſchob. Die Mehrzahl, ſage ich, keinesweges alle: da die Athener des großen Kimon ruhmvolles Werk nichts weniger als vollendet hatten, und ſeit die Kriegsbeiſteuer zum druͤckendſten Tribut geworden war, die Staͤdte ſelbſt ſich nicht eben ſehnen mochten, den Tyrannen zu vertauſchen. Daher beſaß Themiſtokles, als Perſiſcher Vaſall, noch beim Regierungsantritt des Artaxerxes ungeſtoͤrt die ſchoͤnen Orte: Magneſia am Maͤandros, Lampſakos, Myus, Perkote und Alt- Skepſis 2. Noch ſpaͤter herrſchten die Nachkommen des Koͤnigs Demarat, Euryſthenes und Prokles, in dem- ſelben Verhaͤltniſſe uͤber Haliſarna in Myſien 3. Die benachbarten Orte Gambrion, Palaͤgambrion, Myrina und Grynion hatte Dareios dem Gongylos geſchenkt, und ſeine Nachkommen wohnten noch da nach dem Pe- loponneſiſchen Kriege 4. Als Athen ungerechter Weiſe die Delier aus ihrer Inſel vertrieb, fanden ſie eine Zuflucht zu Adramytteion an der Kuͤſte von Aeolis, die 1 Th. 8, 5. vgl. 46. ὄσοι ἐν τῇ βασιλέως Ἕλληνες οἰκοῦσι, eine oͤfter vorkommende officielle Redensart. 2 Plut. Them. 29. Th. 1, 138. Diod. 11, 57. Auch noch ſeine Soͤhne, ſcheint es nach Pauſ. 1, 26, 4. 3 Xenoph. Hell. 3, 1, 6. Zu die- ſem Geſchlechte gehoͤrt auch Prokles, der die Tochter des Ariſtoteles heirathete (da dieſer zu Atarneus war), und mit ihr Prokles und Demarat zeugte. Sext. Empir. adv. mathem. 51 b. ed. Col. 4 Xen. a. O.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/217>, abgerufen am 27.11.2024.