Beendigung desselben eine Handlungsweise und einen Charakter entwickeln, von dem vorher vermuthlich nur der Keim in ihnen gelegen hatte.
Wie in der zweiten Hälfte dieses Krieges die Spar- tiaten die großen Heereszüge zu Lande aufgeben, und dagegen Flotten mit gedungenem Volke auszurüsten sich angelegen sein lassen; wie sie nun das Geld als den Nerv der Kriegsführung kennen lernen und es vor den Thüren der Perser suchen; wie sie minder ihre Stamm- und Bundesgenossen zu schützen als Athens Symmachie aufzulösen suchen; wie sie auch ihrerseits überwundene Städte durch aufgedrungene Oligarchen und eigene Harmosten sich zu sichern lernen, und geheime Leitung der Hetärieen zweckdienlicher finden als offne Verhand- lung mit den Städten: entwickelt sich einerseits eine große Thatkraft und Gewandheit, die bei ihnen zuerst in den Unternehmungen des großen Brasidas hervor- trat, auf der andern eine Weltklugheit, wie sie schon Gylippos und dann besonders Lysandros darstellen, als die Enkel des Herakles das Löwenfell abzulegen und das Fuchsfell umzunehmen räthlich fanden 1. Und da die im früheren Sinne ausgeführten Unternehmun- gen mißglückten oder unfruchtbar blieben, so führte diese neue Zeit nach der Ironie des Schicksals bei innerem Verfall zuerst äußeren Erfolg und Sieg mit sich 2.
1 Plut. reg. apophth. p. 127.
2 Schließlich bemerke ich, daß den Besitzstand der Peloponn. Städte in diesem Kriege, den sie sich bei Anfang desselben garantirt hatten und Lakedämon aufrechthielt, Th. 5, 31., vgl. 5, 29., die beigegebene Karte dar- stellen soll.
Beendigung deſſelben eine Handlungsweiſe und einen Charakter entwickeln, von dem vorher vermuthlich nur der Keim in ihnen gelegen hatte.
Wie in der zweiten Haͤlfte dieſes Krieges die Spar- tiaten die großen Heereszuͤge zu Lande aufgeben, und dagegen Flotten mit gedungenem Volke auszuruͤſten ſich angelegen ſein laſſen; wie ſie nun das Geld als den Nerv der Kriegsfuͤhrung kennen lernen und es vor den Thuͤren der Perſer ſuchen; wie ſie minder ihre Stamm- und Bundesgenoſſen zu ſchuͤtzen als Athens Symmachie aufzuloͤſen ſuchen; wie ſie auch ihrerſeits uͤberwundene Staͤdte durch aufgedrungene Oligarchen und eigene Harmoſten ſich zu ſichern lernen, und geheime Leitung der Hetaͤrieen zweckdienlicher finden als offne Verhand- lung mit den Staͤdten: entwickelt ſich einerſeits eine große Thatkraft und Gewandheit, die bei ihnen zuerſt in den Unternehmungen des großen Braſidas hervor- trat, auf der andern eine Weltklugheit, wie ſie ſchon Gylippos und dann beſonders Lyſandros darſtellen, als die Enkel des Herakles das Loͤwenfell abzulegen und das Fuchsfell umzunehmen raͤthlich fanden 1. Und da die im fruͤheren Sinne ausgefuͤhrten Unternehmun- gen mißgluͤckten oder unfruchtbar blieben, ſo fuͤhrte dieſe neue Zeit nach der Ironie des Schickſals bei innerem Verfall zuerſt aͤußeren Erfolg und Sieg mit ſich 2.
1 Plut. reg. apophth. p. 127.
2 Schließlich bemerke ich, daß den Beſitzſtand der Peloponn. Staͤdte in dieſem Kriege, den ſie ſich bei Anfang deſſelben garantirt hatten und Lakedaͤmon aufrechthielt, Th. 5, 31., vgl. 5, 29., die beigegebene Karte dar- ſtellen ſoll.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0228"n="198"/>
Beendigung deſſelben eine Handlungsweiſe und einen<lb/>
Charakter entwickeln, von dem vorher vermuthlich nur<lb/>
der Keim in ihnen gelegen hatte.</p><lb/><p>Wie in der zweiten Haͤlfte dieſes Krieges die Spar-<lb/>
tiaten die großen Heereszuͤge zu Lande aufgeben, und<lb/>
dagegen Flotten mit gedungenem Volke auszuruͤſten ſich<lb/>
angelegen ſein laſſen; wie ſie nun das Geld als den<lb/>
Nerv der Kriegsfuͤhrung kennen lernen und es vor den<lb/>
Thuͤren der Perſer ſuchen; wie ſie minder ihre Stamm-<lb/>
und Bundesgenoſſen zu ſchuͤtzen als Athens Symmachie<lb/>
aufzuloͤſen ſuchen; wie ſie auch ihrerſeits uͤberwundene<lb/>
Staͤdte durch <hirendition="#g">aufgedrungene</hi> Oligarchen und eigene<lb/>
Harmoſten ſich zu ſichern lernen, und geheime Leitung<lb/>
der Hetaͤrieen zweckdienlicher finden als offne Verhand-<lb/>
lung mit den Staͤdten: entwickelt ſich einerſeits eine<lb/>
große Thatkraft und Gewandheit, die bei ihnen zuerſt<lb/>
in den Unternehmungen des großen Braſidas hervor-<lb/>
trat, auf der andern eine Weltklugheit, wie ſie ſchon<lb/>
Gylippos und dann beſonders Lyſandros darſtellen,<lb/>
als die Enkel des Herakles das Loͤwenfell abzulegen<lb/>
und das Fuchsfell umzunehmen raͤthlich fanden <noteplace="foot"n="1">Plut. <hirendition="#aq">reg. apophth. p.</hi> 127.</note>. Und<lb/>
da die im fruͤheren Sinne ausgefuͤhrten Unternehmun-<lb/>
gen mißgluͤckten oder unfruchtbar blieben, ſo fuͤhrte dieſe<lb/>
neue Zeit nach der Ironie des Schickſals bei innerem<lb/>
Verfall zuerſt aͤußeren Erfolg und Sieg mit ſich <noteplace="foot"n="2">Schließlich bemerke<lb/>
ich, daß den Beſitzſtand der Peloponn. Staͤdte in dieſem Kriege,<lb/>
den ſie ſich bei Anfang deſſelben garantirt hatten und Lakedaͤmon<lb/>
aufrechthielt, Th. 5, 31., vgl. 5, 29., die beigegebene <hirendition="#g">Karte</hi> dar-<lb/>ſtellen ſoll.</note>.</p></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[198/0228]
Beendigung deſſelben eine Handlungsweiſe und einen
Charakter entwickeln, von dem vorher vermuthlich nur
der Keim in ihnen gelegen hatte.
Wie in der zweiten Haͤlfte dieſes Krieges die Spar-
tiaten die großen Heereszuͤge zu Lande aufgeben, und
dagegen Flotten mit gedungenem Volke auszuruͤſten ſich
angelegen ſein laſſen; wie ſie nun das Geld als den
Nerv der Kriegsfuͤhrung kennen lernen und es vor den
Thuͤren der Perſer ſuchen; wie ſie minder ihre Stamm-
und Bundesgenoſſen zu ſchuͤtzen als Athens Symmachie
aufzuloͤſen ſuchen; wie ſie auch ihrerſeits uͤberwundene
Staͤdte durch aufgedrungene Oligarchen und eigene
Harmoſten ſich zu ſichern lernen, und geheime Leitung
der Hetaͤrieen zweckdienlicher finden als offne Verhand-
lung mit den Staͤdten: entwickelt ſich einerſeits eine
große Thatkraft und Gewandheit, die bei ihnen zuerſt
in den Unternehmungen des großen Braſidas hervor-
trat, auf der andern eine Weltklugheit, wie ſie ſchon
Gylippos und dann beſonders Lyſandros darſtellen,
als die Enkel des Herakles das Loͤwenfell abzulegen
und das Fuchsfell umzunehmen raͤthlich fanden 1. Und
da die im fruͤheren Sinne ausgefuͤhrten Unternehmun-
gen mißgluͤckten oder unfruchtbar blieben, ſo fuͤhrte dieſe
neue Zeit nach der Ironie des Schickſals bei innerem
Verfall zuerſt aͤußeren Erfolg und Sieg mit ſich 2.
1 Plut. reg. apophth. p. 127.
2 Schließlich bemerke
ich, daß den Beſitzſtand der Peloponn. Staͤdte in dieſem Kriege,
den ſie ſich bei Anfang deſſelben garantirt hatten und Lakedaͤmon
aufrechthielt, Th. 5, 31., vgl. 5, 29., die beigegebene Karte dar-
ſtellen ſoll.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/228>, abgerufen am 16.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.