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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Hyperboreios 1 und Halios 2 in und bei der Stadt
verewigt wurde; überhaupt war Kroton eine ganz Apol-
linische Stadt, und die Einflüsse dieses Cultus trugen
zur Ausbildung des Charakters und der individuellen
Sinnesart der Krotoniaten ungemein viel bei. Meta-
ponts
Gründungsgeschichte ist sehr dunkel; es rechnete
sich im Allgemeinen zur Achäischen Nation, doch hat
sich durch Ephoros eine merkwürdige, ob zwar verwor-
rene Tradition erhalten: Daulios, Tyrann von Krissa,
sei der Gründer des Ortes 3. Also Einwohner von
Daulis im Engthal des Parnaß, und Krissäer von der
Küste kamen in früher Zeit herüber. Als ehemalige
Unterthanen des Gottes sandten ihm die Metapontiner
das khrusoun theros, goldne Aehren für den Zehnten
der wirklichen Erndte; auf ihren Münzen sieht man
noch die volle Gersten-Aehre des Tributs, und auf
der andern Seite den Gott selbst mit Helm, Pfeil und
Bogen als Sieger, und mit einem Lorbeerzweige als
Daphnephoros -- nach Delphischer Tempelsymbolik 4.
So stimmen Traditionen und fortdauernde Gebräuche
zu einem Resultat zusammen 5.

In diesen Zeiten war es besonders die Leitung der
Colonien durch das Delphische Orakel, welche den Dienst
an die Küsten des Mittelmeers verbreitete. Ihm zu

1 Aelian V. G. 2, 26. vgl. Heyne Opusc. Ac. Vol. 2. p.
178. mit Creuzer Symb. 2. S. 200. Der Vogel auf den Münzen
ist kein Adler, sondern ein Rabe, (Mionnet Descr. pl. 60.) den
comes tripodum.
2 120 St. von Kroton, Aristot. Mirab.
Ausc. 1098 e.
Justin. 20, 1. Etymol. M. Alaios.
3 bei
Str. 6, 265 c.
4 Vgl. noch über die Statue des Aristeas
auf dem Markt von Metap. neben dem Bilde Apollons Herod. 4,
15. einen ehernen Lorbeer ebend. Athen. 13, 605 c. T. Apolls,
Plut. de Ei 8.
5 In Italien ist noch Kaulonia für diesen
Dienst merkwürdig, dessen alte Münzen (vgl. S. 6. N. 1.) den
Ap. Daphnephoros, oder als Bogenschütz, nebst dem Hirsch zeigen.

Hyperboreios 1 und Halios 2 in und bei der Stadt
verewigt wurde; uͤberhaupt war Kroton eine ganz Apol-
liniſche Stadt, und die Einfluͤſſe dieſes Cultus trugen
zur Ausbildung des Charakters und der individuellen
Sinnesart der Krotoniaten ungemein viel bei. Meta-
ponts
Gruͤndungsgeſchichte iſt ſehr dunkel; es rechnete
ſich im Allgemeinen zur Achaͤiſchen Nation, doch hat
ſich durch Ephoros eine merkwuͤrdige, ob zwar verwor-
rene Tradition erhalten: Daulios, Tyrann von Kriſſa,
ſei der Gruͤnder des Ortes 3. Alſo Einwohner von
Daulis im Engthal des Parnaß, und Kriſſaͤer von der
Kuͤſte kamen in fruͤher Zeit heruͤber. Als ehemalige
Unterthanen des Gottes ſandten ihm die Metapontiner
das χρυσοῦν ϑέρος, goldne Aehren fuͤr den Zehnten
der wirklichen Erndte; auf ihren Muͤnzen ſieht man
noch die volle Gerſten-Aehre des Tributs, und auf
der andern Seite den Gott ſelbſt mit Helm, Pfeil und
Bogen als Sieger, und mit einem Lorbeerzweige als
Daphnephoros — nach Delphiſcher Tempelſymbolik 4.
So ſtimmen Traditionen und fortdauernde Gebraͤuche
zu einem Reſultat zuſammen 5.

In dieſen Zeiten war es beſonders die Leitung der
Colonien durch das Delphiſche Orakel, welche den Dienſt
an die Kuͤſten des Mittelmeers verbreitete. Ihm zu

1 Aelian V. G. 2, 26. vgl. Heyne Opusc. Ac. Vol. 2. p.
178. mit Creuzer Symb. 2. S. 200. Der Vogel auf den Muͤnzen
iſt kein Adler, ſondern ein Rabe, (Mionnet Descr. pl. 60.) den
comes tripodum.
2 120 St. von Kroton, Ariſtot. Mirab.
Ausc. 1098 e.
Juſtin. 20, 1. Etymol. M. Ἀλαῖος.
3 bei
Str. 6, 265 c.
4 Vgl. noch uͤber die Statue des Ariſteas
auf dem Markt von Metap. neben dem Bilde Apollons Herod. 4,
15. einen ehernen Lorbeer ebend. Athen. 13, 605 c. T. Apolls,
Plut. de Ei 8.
5 In Italien iſt noch Kaulonia fuͤr dieſen
Dienſt merkwuͤrdig, deſſen alte Muͤnzen (vgl. S. 6. N. 1.) den
Ap. Daphnephoros, oder als Bogenſchuͤtz, nebſt dem Hirſch zeigen.
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[264/0294] Hyperboreios 1 und Halios 2 in und bei der Stadt verewigt wurde; uͤberhaupt war Kroton eine ganz Apol- liniſche Stadt, und die Einfluͤſſe dieſes Cultus trugen zur Ausbildung des Charakters und der individuellen Sinnesart der Krotoniaten ungemein viel bei. Meta- ponts Gruͤndungsgeſchichte iſt ſehr dunkel; es rechnete ſich im Allgemeinen zur Achaͤiſchen Nation, doch hat ſich durch Ephoros eine merkwuͤrdige, ob zwar verwor- rene Tradition erhalten: Daulios, Tyrann von Kriſſa, ſei der Gruͤnder des Ortes 3. Alſo Einwohner von Daulis im Engthal des Parnaß, und Kriſſaͤer von der Kuͤſte kamen in fruͤher Zeit heruͤber. Als ehemalige Unterthanen des Gottes ſandten ihm die Metapontiner das χρυσοῦν ϑέρος, goldne Aehren fuͤr den Zehnten der wirklichen Erndte; auf ihren Muͤnzen ſieht man noch die volle Gerſten-Aehre des Tributs, und auf der andern Seite den Gott ſelbſt mit Helm, Pfeil und Bogen als Sieger, und mit einem Lorbeerzweige als Daphnephoros — nach Delphiſcher Tempelſymbolik 4. So ſtimmen Traditionen und fortdauernde Gebraͤuche zu einem Reſultat zuſammen 5. In dieſen Zeiten war es beſonders die Leitung der Colonien durch das Delphiſche Orakel, welche den Dienſt an die Kuͤſten des Mittelmeers verbreitete. Ihm zu 1 Aelian V. G. 2, 26. vgl. Heyne Opusc. Ac. Vol. 2. p. 178. mit Creuzer Symb. 2. S. 200. Der Vogel auf den Muͤnzen iſt kein Adler, ſondern ein Rabe, (Mionnet Descr. pl. 60.) den comes tripodum. 2 120 St. von Kroton, Ariſtot. Mirab. Ausc. 1098 e. Juſtin. 20, 1. Etymol. M. Ἀλαῖος. 3 bei Str. 6, 265 c. 4 Vgl. noch uͤber die Statue des Ariſteas auf dem Markt von Metap. neben dem Bilde Apollons Herod. 4, 15. einen ehernen Lorbeer ebend. Athen. 13, 605 c. T. Apolls, Plut. de Ei 8. 5 In Italien iſt noch Kaulonia fuͤr dieſen Dienſt merkwuͤrdig, deſſen alte Muͤnzen (vgl. S. 6. N. 1.) den Ap. Daphnephoros, oder als Bogenſchuͤtz, nebſt dem Hirſch zeigen.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/294>, abgerufen am 23.11.2024.